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Arzneimittel und Therapie
Kompressionsstrümpfe ein oder zwei Jahre lang tragen?
Strategien zur Prävention eines postthrombotischen Syndroms
Lange Zeit galt es als Dogma, dass Kompressionsstrümpfe ein postthrombotisches Syndrom verhindern können, und die Empfehlung zum Tragen von Kompressionsstrümpfen wurde in zahlreiche Leitlinien aufgenommen. Die Einschätzung, inwieweit mit dieser Maßnahme ein postthrombotisches Syndrom verringert werden kann, liegt bei Werten über 20%, und es profitiert etwa jeder vierte bis fünfte Anwender. 2014 indes wurde in der SOX-Studie die Wirksamkeit eines langfristigen Tragens von Kompressionsstrümpfen angezweifelt, was dazu führte, dass aktualisierte Leitlinien diese Empfehlung teilweise nicht mehr aussprechen. Doch diese Studie hatte ihre Schwächen, u. a. gravierende Defizite bei der Compliance, sodass sich eine niederländische Arbeitsgruppe erneut dieser Problematik annahm und nach einer pragmatischen Lösung suchte. Sie befasste sich mit der Frage, ob auch ein einjähriges Tragen von Kompressionsstrümpfen – statt der bislang geforderten zwei Jahre – zur Prophylaxe eines postthrombotischen Syndroms geeignet ist.
Studie mit hoch motivierten Patienten
Für die Studie wurden 518 Patienten mit hoher Compliance für das Tragen von Kompressionsstrümpfen ausgewählt, die eine tiefe Venenthrombose erlitten hatten, aber keine Anzeichen eines postthrombotischen Syndroms zeigten. Nach einem Jahr beendete ein Teil der Probanden die Kompressions-Therapie, der andere Teil trug die Strümpfe an mindestens sechs Tagen pro Woche ein weiteres Jahr. Studienendpunkt war die Inzidenz eines postthrombotischen Syndroms nach 24 Monaten. Diese lag in der Ein-Jahres-Gruppe bei 19,9%, in der Zwei-Jahres-Gruppe bei 13%. Aufgrund der im Vorfeld festgelegten Kriterien – eine Differenz von 10% war als nicht unterlegen definiert – hatte sich die Nicht-Unterlegenheit der einjährigen Therapie gezeigt. Die Number needed to treat (NNT) für das Verhindern eines postthrombotischen Syndroms durch das zweijährige Tragen von Kompressionsstrümpfen lag bei 14.
Postthrombotisches Syndrom
Bei 25 bis 50% aller Patienten kommt es nach einer tiefen Venenthrombose zu einem postthrombotischen Syndrom mit Schmerzen und Schwellungen an dem betroffenen Bein. Diese Beschwerden treten meist im ersten Jahr, seltener im zweiten Jahr auf. Ein Therapieansatz ist die Kompression mithilfe von Kompressionsstrümpfen, da dadurch Ödeme reduziert und venöse Stauungen verhindert werden.
Die Studienautoren zogen folgende Schlüsse:
- Das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann ein postthrombotisches Syndrom verhindern.
- Voraussetzung ist eine hohe Compliance.
- Bei hoher Compliance kann die Kompressionstherapie auf ein Jahr verringert werden. Einer zweijährigen Therapie sollte der Vorzug gegeben werden, bis geklärt ist, welche Patienten von welcher Therapiedauer am meisten profitieren. |
Quelle
Mol G et al. One versus two years of elastic compression stockings for prevention of post-thrombotic syndrome (OCTAVIA study): Randomised controlled trial. BMJ 2016;353:i2691
http://dx.doi.org/10.1136/bmj.i2691
Cate-Hoek A. Stockings to prevent post-thrombotic syndrome. BMJ 2016;353:i2897 doi:10.1136/bmj.i2897
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