Prisma

Plötzlicher Herztod

Durch molekulare Autopsien lassen sich mögliche Ursachen finden

cae | An einem plötzlichen Herztod sterben immer weniger Personen, weil die dafür verantwortlichen Herzfehler besser erkannt werden. Für die erst nach dem Tod diagnostizierten Fälle gibt es ein sehr breites Spektrum an Ursachen, die noch großenteils unbekannt sind.
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Friedlich einschlafen und nicht mehr aufwachen – so ereignet sich der plötzliche Herztod am häufigsten.

Kardiologen in Australien und Neuseeland haben 490 Fälle von plötzlichem Herztod, die in den Jahren 2010 bis 2012 bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 35 Jahren dokumentiert wurden, unter die Lupe genommen und dadurch neue Erkenntnisse über die Hintergründe gewonnen. Durch Autopsien waren in 60 Prozent der Fälle Herzerkrankungen (darunter koronare Herzkrankheit 24%, Myokarditis 7%), angeborene Kardiomyopathien (16%) und Aortendissektionen (4%) als Todesursache erkannt worden. Was die übrigen 198 Todesfälle betrifft, so stellten die nächsten Verwandten von 113 Patienten Blutproben zur Verfügung, sodass deren DNA analysiert werden konnte. Die Forscher haben trotz sehr umfangreicher Untersuchungen dieses Materials nur ein Drittel der Todesursachen klären können.

Die Mutationen in vier Genen (KCNQ1, KCNH2, SCN5A, RYR2), die QT-Zeit-­Verlängerungen oder ventrikuläre Tachykardien auslösen können und mancherorts bereits zum Standard „molekularer Autopsien“ gehören, spielten hier nur in zehn Fällen eine Rolle. Durch die Untersuchung von 55 anderen Genen, deren Mutationen für verschiedene Kardiomyopathien verantwortlich sein können, wurden 21 weitere Fälle geklärt. Da ein plötz­licher Herztod auch bei einem epilep­tischen Anfall eintreten kann, untersuchten die Forscher noch 72 Gene, die für die Epilepsie relevant sind, und fanden dadurch noch die mutmaßliche Todesursache von sieben Fällen. Immerhin 75 Fälle konnten sie aber nicht lösen.

Übrigens waren 72 Prozent der 490 Verstorbenen männlich, und am höchsten war die Todesrate bei den 16- bis 20-Jährigen. Nur 42 Prozent starben zwischen 6 und 18 Uhr. 38 Prozent wurden im Schlaf abberufen und 27 Prozent, als sie sich ausruhten. |

Quelle

Bagnall RD, et al. A Prospective Study of Sudden Cardiac Death among Children and Young Adults. N Engl J Med 2016;374:2441-2452

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