- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 28/2016
- Methylenblau verbessert ...
Arzneimittel und Therapie
Methylenblau verbessert Gedächtnis
Erste Studienergebnisse lassen von einer Therapieoption bei Alzheimer träumen
Methylenblau ist ein Derivat des Phenothiazins, das in der mikroskopischen Diagnostik unter anderem zum Nachweis von Bakterien dient. Therapeutisch kommt es als Antidot bei Methämoglobinämie und Cyanidvergiftung zum Einsatz.
US-amerikanische Forscher haben die Auswirkungen einer Einzeldosis Methylenblau (280 mg) auf die geistige Leistungsfähigkeit von 26 Probanden untersucht. Den 22- bis 62-jährigen Freiwilligen wurde eine Dosis Methylenblau bzw. Placebo oral verabreicht. Danach mussten die Probanden im MRT zwei verschiedene Aufgaben lösen: Mit einem psychomotorischen Vigilanztest wurde die Aufmerksamkeit untersucht, während ein verzögerter „match-to-sample“-Test das Kurzzeitgedächtnis auf die Probe stellte. Im Aufmerksamkeitstest zeigen sich keine signifikanten Unterschiede. Im Gedächtnistest dagegen gaben Probanden, die Methylenblau erhalten hatten, 7% mehr korrekte Antworten.
Im MRT ließ sich entsprechend eine stärkere Aktivierung von Regionen, die wichtig für die Gedächtnisbildung sind, beobachten. So war beispielsweise das Assoziationszentrum im Parietallappen während der Einprägungsphase in der Methylenblau-Gruppe besonders aktiv. Eine Erklärung hierfür ist, dass die mitochondriale Atmungskette angeregt und so die metabolische Aktivität in aktivierten Gehirnarealen verbessert wird.
Diese Ergebnisse – in Verbindung mit Hinweisen auf positive Auswirkungen auf das Langzeitgedächtnis (aus Tierversuchen und früheren Studien) und einem günstigen Sicherheitsprofil – machen Methylenblau zu einem interessanten Kandidaten für die Alzheimer-Therapie, der weiter untersucht werden sollte. |
Quelle
Rodriguez P., Multimodal Randomized Functional MR Imaging of the Effects of Methylene Blue in the Human Brain, Radiology, 28. Juni 2016
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.