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Das Pillen-Abo aus den Niederlanden
Versandapotheke wirbt um deutsche Kundinnen – und nutzt dafür fragwürdige Argumente
Die niederländische Versandapotheke Pilleabo.de hat sich auf Verhütungs- und Schmerzmittel spezialisiert und möchte nun Kundinnen in Deutschland gewinnen. Das, was sie anbietet, ist in den Niederlanden im Gegensatz zu Deutschland tatsächlich erlaubt: Apotheken können bestimmte Arzneimittel ohne Wiederholungsrezept abgeben. Dies gilt für orale Kontrazeptiva, für nicht orale Kontrazeptiva, die apothekenpflichtig aber nicht rezeptpflichtig sind, und für Insulin. Und so ist es im Grenzgebiet gängige Praxis, dass Pillen-Rezepte aus Deutschland in holländischen Apotheken als Dauerrezepte beliefert werden. Die „Koninklijke Nederlandse Maatschappij ter bevordering der Pharmacie“ (KNMP), der Berufsverband der niederländischen Apotheker, empfiehlt jedoch zumindest einmal pro Jahr mit dem verschreibenden Arzt zu besprechen ob die Medikation noch wünschenswert ist. Pflicht ist das aber nicht, lediglich eine Empfehlung.
Auch in einer Pressemitteilung von Pilleabo.de, die mit „Aufgeklärt: 3 Mythen über das Pillen-Abo“ überschrieben ist, heißt es: „Die Antibabypille ist ein rezeptpflichtiges Medikament, daher ist ein Gynäkologenbesuch auch beim Pillen-Abo unumgänglich“. Routinemäßige Termine beim Frauenarzt – obwohl für den Bezug der Pille nach einmaliger Rezepteinreichung nicht notwendig – sollten die Frauen dann „doch ab und zu wahrzunehmen“.
Werbung mit niedrigen Preisen – und falschen Aussagen
Ferner beteuert die Versandapotheke, dass die Qualität ihrer Arzneimittel die gleiche sei wie in Deutschland – trotz der niedrigeren Preise. Auf der Website heißt es: „Medikamente sind nicht in den Niederlanden außergewöhnlich billig, sondern in Deutschland ausgesprochen teuer!“. Der Preisunterschied sei zum einen auf die höhere Mehrwertsteuer zurückzuführen. Sie liegt in den Niederlanden für Rx-Arzneimittel bei 6 Prozent, in Deutschland sind es 19 Prozent. Zum anderen soll der mangelnde Wettbewerb in Deutschland verantwortlich sein. Rx-Preiswettbewerb gibt es hierzulande tatsächlich nicht – aber dass große Apotheken und Hersteller den Markt und damit auch die Preise bestimmten, wie pillenabo.de behauptet, ist im Rx-Bereich schlicht falsch. Im Gegensatz zu den Niederlanden, wo Apotheken im Prinzip Preise selbstständig unter Beachtung gewisser Regeln festlegen dürfen, haben deutsche Apotheken aufgrund der Rx-Preisbindung keinen Gestaltungsspielraum.
Gynäkologen raten ab
Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, räumte gegenüber DAZ.online ein, dass auch hierzulande Wiederholungsrezepte im Einzelfall ohne Arztgespräch ausgestellt würden. Dennoch sei es in der Frauenheilkunde wichtig, dass der persönliche Kontakt nicht verloren geht und die Medikation regelmäßig hinterfragt wird. Spezielle Risiken, zum Beispiel ein erhöhtes Thromboserisiko durch Übergewicht oder Nicotinabusus, könnten dabei von den geschulten Ärzten thematisiert werden. Ebenso wie Veränderungen wie Akne, Haarausfall, Kopfschmerzen oder ein verändertes Blutungsschema. Gegebenenfalls könne nach einer sinnvollen Alternative gesucht werden. Dass Arzneimittel verschreibungspflichtig sind, ist für Albring damit kein Nachteil, sondern eine Chance für die Gesundheit. Außerdem weist er auf die Möglichkeit hin, ab einem Alter von 20 Jahren hormonelle Verhütungsmittel für sechs Monate zu verordnen. Und: Einmal im Jahr stehe ohnehin die Krebsfrüherkennungsuntersuchung an. |
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