Arzneimittel und Therapie

Hoffnungsträger bei Parkinson-Psychose

FDA erkennt Pimavanserin als Therapiedurchbruch an

Mit Pimavanserin (NuplazidTM) hat die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) ein erstes atypisches Antipsychotikum zur Behandlung von Halluzinationen und Wahnvorstellungen bei Morbus Parkinson zugelassen. Der inverse Agonist am 5-HT2A-Rezeptor führt im Gegensatz zur bisherigen Therapie mit Neuroleptika nicht zu einer Verschlechterung der Parkinson-Symptome.

Rund die Hälfte der Patienten mit Morbus Parkinson leidet unter Psychosen, die die Lebensqualität teilweise stark einschränken. Sie treten oft als Folge der degenerativen Prozesse im Gehirn auf. Besonders belastend sind die damit einhergehenden Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und kognitiven Einschränkungen – sowohl für die Patienten selbst als auch für die Angehörigen. Die Diagnose einer Parkinson-Psychose wird vom Arzt gestellt, wenn mindestens ein psychotisches Symptom (z. B. Halluzinationen, Wahnvorstellungen, Sinnestäuschungen) nach der Manifestation der Grunderkrankung erscheint und wenigstens einen Monat dauerhaft besteht oder wiederholt auftritt.

Wie wird bisher therapiert?

Die Therapie der Parkinson-Psychose erfordert ein schrittweises Vorgehen. Zunächst muss abgeklärt werden, welche auslösenden Ursachen für die Psychose infrage kommen. Anschließend kann es sinnvoll sein, die Arzneimitteltherapie zu modifizieren. So scheinen Levodopa und Dopaminagonisten (z. B. Ropinirol, Pramipexol, Rotigotin) das Risiko für eine Parkinson-Psychose zu erhöhen, folglich wird deren Dosierung möglichst reduziert. Zur Behandlung der Parkinson-Psychose war bisher das atypische Neuroleptikum Clozapin das einzige empfohlene Antipsychotikum. Problematisch sind bei Clozapin jedoch die regelmäßigen Blutkontrollen, da es selten zu lebensbedrohlichen Agranulozytosen kam. In der Praxis wurde daher bislang häufig Quetiapin gegen die Parkinson-Psychose eingesetzt, da es besser verträglich, wenn auch weniger effektiv ist. Andere Antipsychotika sind kontraindiziert, da sie als direkte Gegenspieler am Dopamin-Rezeptor die Parkinson-Symptome verschlechtern.

Was bietet Pimavanserin?

Mit Pimavanserin wurde in den USA das erste Arzneimittel gegen Halluzinationen und Wahnvorstellungen bei Parkinson-Psychosen zugelassen. Es wirkt als inverser Agonist und Antagonist am 5-HT2A-Rezeptor und etwas weniger ausgeprägt auch am 5-HT2C-Rezeptor. Pimavanserin hat keine Affinität zum Dopamin-Rezeptor, sodass es die Parkinson-Symptome nicht verschlechtert. Es wird einmal täglich in einer Dosierung von 34 mg zum Essen oder unabhängig davon eingenommen.

Als häufigste Nebenwirkungen traten periphere Ödeme und Verwirrungszustände auf. Da es über Cytochrom P450 3A4 metabolisiert wird, müssen Wechselwirkungen mit starken Enzyminhibitoren wie Ketoconazol beachtet werden. Außerdem sind Interaktionen mit QT-Zeit-verlängernden Arzneistoffen zu berücksichtigen, da Pimavanserin die QT-Zeit im Elektrokardiogramm (EKG) verlängert. Bei Leberinsuffizienz und stark eingeschränkter Nierenfunktion sollte Pimavanserin nicht eingenommen werden.

Pimavanserin ist ein selektiver inverser Agonist am Serotonin-Rezeptor und wirkt im Gegensatz zu anderen Neuroleptika nicht anti-dopaminerg.

Bessere Verträglichkeit

Trotz dieser Einschränkungen gilt Pimavanserin als Therapiedurchbruch bei Parkinson-Psychose. Im Gegensatz zu zahlreichen Neuroleptika verschlechtert es die Parkinson-Symptome nicht. Die Patienten wiesen in den Zulassungsstudien unter der Therapie mit Pimavanserin einen besseren Gesamteindruck auf, hatten weniger Schlafstörungen und erfuhren eine Verbesserung der psychotischen Symptome um 37%. Die antipsychotische Wirkung war damit zwar niedriger als die von Clozapin, die Verträglichkeit des neuen Arzneistoffs jedoch besser. Wann Pimavanserin, das bislang erst in den USA vertrieben wird, den europäischen Markt betritt, bleibt abzuwarten. |

Quelle

FDA News release: FDA approves first drug to treat hallucinations and delusions associated with Parkinson`s disease, verfügbar unter http://www.fda.gov/NewsEvents/Newsroom/PressAnnouncements/ucm498442.htm (Zugriff am 13. Juli 2016)

Pimavanserin (NuplazidTM) package insert, verfügbar unter http://www.acadia-pharm.com/wp-content/uploads/2016/04/NUPLAZID-pimavanserin-Package-Insert.pdf (Zugriff am 13. Juli 2016)

Markham A. Pimavanserin: First global approval. Drugs 2016;76:1053–1057

Chang A et al. Psychosis in Parkinson‘s disease: Epidemiology, Pathophysiology, and Management. Drugs 2016;76:1093–1118

Apothekerin Dr. Karin Schmiedel

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