DAZ aktuell

Apotheker gegen Kassen-Schikane

Ärger über Retax-Gebaren der AOK Rheinland/Hamburg

BERLIN (ks) | Die AOK Rheinland/Hamburg führt seit Anfang September für alle abgegebenen Arzneimittel einen elektronischen Abgleich zwischen Defektmeldung des Herstellers und dem aufgedruckten Sonderkennzeichen durch. Sind diese nicht deckungsgleich, verlangt sie von den Apotheken Defekt-Meldungen der Hersteller oder Großhändler – sonst droht die Retaxation (siehe DAZ 2016, Nr. 36, S. 11). Bei einigen Delegierten des Deutschen Apothekertags (DAT) regt sich Widerstand.

Ist ein Rabatt-Arzneimittel nicht lieferbar, sind Apotheken bei der Belieferung von Rezepten von Versicherten der AOK Rheinland-Hamburg ­gefordert: Sie müssen sich eine Defekt-Meldung vom Hersteller bzw. Großhändler einholen. Im Fall, dass nur der Großhändler allein für den Defekt verantwortlich ist, muss die Apotheke nachweisen, dass auch ein anderer Großhändler nicht liefern kann. Für einige Apotheker aus Nordrhein ein Unding. Sie sind überzeugt: Die beliefernde Apotheke wird fast immer das Nachsehen haben und muss für die Ungenauigkeiten und Fehler in der gesamten Lieferkette das finanzielle Risiko tragen.

Veit Eck, Inge Funke, Sandra Kruse und Claudia Meyer – Delegierte der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) beim Deutschen Apothekertag – sowie Gunnar Müller von der Kammer Westfalen-Lippe planen daher einen Antrag für den Deutschen Apothekertag, der Mitte Oktober in München stattfindet. Ihr Ziel: Die AOK Rheinland/Hamburg soll die unfaire Retaxierungspraxis sofort beenden. Zudem müsse für pharmazeutische Hersteller eine Meldepflicht zur Nichtlieferfähigkeit von in Deutschland zugelassenen Arzneimitteln installiert werden. Auch der pharmazeutische Großhandel soll aufgefordert werden, den Zeitraum der Nichtlieferfähigkeit von Arzneimitteln in seinem Bereich in einer Datenbank zu erfassen und seinen Kunden zur Verfügung zu stellen. Auch ein Apotheken-eigenes Melderegister fordern die den Antrag planenden Apotheker. Dort solle jede Apotheke die Nicht-Lieferfähigkeit eines Arzneimittels melden können.

Diefenbach sammelt wieder aktuelle Defekte

Noch wird an einem Antragsentwurf gefeilt. Um diesen beim Deutschen Apothekertag einbringen zu können, setzt Veit Eck vor allem auf Unterstützung von Kollegen aus anderen Kammern und Verbänden. Die Delegierten der eigenen Kammer sind möglicherweise schwer zu überzeugen. Schließlich hat der Vorstand der AKNR entschieden, beim diesjährigen Apothekertag gar keine Anträge zu stellen.

Ein potenzieller Unterstützer ist der Offenbacher Apotheker Hans Rudolf Diefenbach. Er legt bekanntlich seit Jahren den Finger in die Wunde, wenn es um Engpässe geht. Und er hat gar kein Verständnis, wenn die Kassen Apotheker gängeln, wenn die Defekte bei Rabattarzneien auftreten. Viele Rabattverträge seien schlicht nicht mehr umsetzbar, beklagt Diefenbach. Und die Repressalien der Kassen müssten ein Ende haben. Um den geplanten Antrag in München gut vorbereitet unterstützen zu können, bittet er nun seine Apotheker-Kollegen bundesweit um Mithilfe. Sie sollen ihm ihre aktuellen Defekte melden, damit er auf der Jahreshauptversammlung die Ist-­Situation darstellen kann.

Wer Diefenbach dabei helfen will, kann ihm seine Defektlisten per Fax an 069 88 36 08 oder per E-Mail an rosenapo.of@t-online.de senden. |

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