Das EuGH-Urteil

Politik und Kassen sind gefordert

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Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein

Wer glaubt, dass eine floatende Arzneimittel-Preisgestaltung sich nur zwischen Apotheken und Patienten abspielt, der irrt. Natürlich wird das EuGH-Urteil binnen kurzer Zeit Einfluss auf die gesamte Preisstruktur des Arzneimittels haben. Rabatte und Preisabweichungen nach oben werden auf allen Ebenen Einzug halten.

Die höchsten deutschen Gerichte haben die Reglementierung der Arzneimittelpreise zum Schutz der Bevölkerung und der Sicherung unseres Sozial- und Gesundheitssystems bestätigt. Dadurch können sich Menschen solidarisch darauf verlassen, dass sie jedes Arzneimittel zu jeder Zeit in jeder Apotheke zu einem einheitlichen Preis und mit der hochwertigen pharmazeutischen Versorgung durch unabhängige Apotheken erhalten. Diese qualitätsgesicherte Versorgung wird in einem verteuerten europäischen Markt aufgehen. Indikatoren hierfür sind bereits heute in Deutschland zunehmend nicht mehr erhältliche Arzneimittel, die gezielt in das lukrativere Ausland verschoben werden. Finanzierungsprobleme der deutschen Krankenkassen werden die Folge sein.

Während Liberalisierungsapostel unreflektiert Beifall klatschen, haben verantwortlich denkende Politiker und Fachleute aus der Gesundheits- und Sozialpolitik diese massive Bedrohung gottlob erkannt und folgerichtig das Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel gefordert.

Hinreichende Argumente für den durch NRW und Bayern geforderten Schritt zum Verbot des Versandhandels für verschreibungspflichtige Arzneimittel liegen vor. Politik und Krankenkassen sind gefordert, schnell zu reagieren, damit nicht zwischenzeitlich geschaffene Fakten den Weg zurück zu einer patientensicheren Arzneimittelversorgung verbauen. Alternativen zum nachträglichen Verbot des Versandhandels lassen sich sicherlich entwickeln und vor dem Hintergrund des EuGH-Urteils darstellen. Jedoch, es ist jetzt an der Zeit, das Übel bei der Wurzel zu packen, zur Sicherung der Finanzierung und zum Erhalt der Qualität unseres auf Solidarität angelegten Krankenkassensystems.


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