Arzneimittel und Therapie

Einer Demenz vorbeugen

PreDIVA-Studie konzentriert sich auf kardiovaskuläre Risikofaktoren

Mehr als 36 Millionen Menschen sind weltweit von einer Demenz betroffen, und die Prävalenz wird sich in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich noch erhöhen. Die Suche nach einer effektiven Präventionsstrategie läuft. Oder hat man sie bereits gefunden?

Beobachtungsstudien haben wiederholt das Auftreten einer Demenz mit vaskulären Risikofaktoren und Lebensstilfaktoren bei Patienten über 65 Jahren in Verbindung gebracht. Geschätzte 30% der Alzheimer-Demenzen scheinen möglicherweise mit Gefäßrisikofaktoren in Zusammenhang zu stehen. Diese Ergebnisse legen nahe, dass eine Demenz potenziell abwendbar ist, wenn Risikofaktoren angegangen werden.

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Derzeit das beste Rezept, um einer Demenz entgegenzusteuern: einen gesunden und aktiven Lebensstil pflegen – und das nicht erst im hohen Alter.

Gefäßpflege im Fokus

Eine offene, Cluster-randomisierte, kontrollierte Studie aus den Niederlanden (PreDIVA, Prevention of dementia by intensive vascular care) untersuchte, ob eine multimodale Intervention, die auf eine Reduktion des kardiovaskulären Risikos zielt, eine Demenz verhindern kann. Eingeschlossen wurden 3526 Personen im Alter von 70 bis 78 Jahren, die zu Beginn der Studie keine Anzeichen für Demenz zeigten. Die Teilnehmer der Interventionsgruppe wurden über sechs Jahre alle vier Monate von einer Pflegekraft betreut, die die kardiovaskulären Risikofaktoren beurteilte und zu Lebensstilveränderungen motivierte. Regelmäßig kontrolliert wurden Rauchstatus, Ernährung, körperliche Aktivität, Gewicht, Blutdruck, Blutglukose und Blutlipide. Falls nötig wurde eine medikamentöse Therapie eingeleitet oder optimiert. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe erhielten die übliche Grundversorgung. Die primären Endpunkte waren die kumulative Inzidenz von Demenz und der Behinderungswert (Academic Medical Center Linear Disability Score [ALDS]) in sechs Jahren Follow-up. Wichtige sekundäre Endpunkte waren das Auftreten einer Herz-Kreislauf­erkrankung und die Mortalität.

Enttäuschende Ergebnisse

Sowohl in der Interventions- als auch in der Kontrollgruppe entwickelten 7% der Teilnehmer eine Demenz, zu kardiovaskulären Ereignissen kam es bei 19% bzw. 17% der Probanden während des Beobachtungszeitraums. Der mittlere Behinderungswert unterschied sich nicht zwischen den Gruppen (85,7 vs. 85,7; p = 0,93).

Im Ergebnis führte eine langfristige vaskuläre Betreuung älterer Menschen durch Pflegekräfte demnach nicht zu einer Verringerung von Demenzerkrankungen, Behinderungen oder Mortalität. Lediglich Personen mit zuvor unbehandeltem Bluthochdruck entwickelten unter der Intervention seltener eine Demenz als diejenigen der Kontrollgruppe (Hazard ratio [HR] 0,54). |

Quelle

Moll van Charante EP, et al. Effectiveness of a 6-year multidomain vascular care intervention to prevent dementia (preDIVA): a cluster-randomised controlled trial. Lancet 2016;388:797-805

Apothekerin Isabelle Viktoria Maucher

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