Prisma

Schwieriger Kampf gegen Hepatitis C

Sofosbuvir sprengt Kassen- und Staatshaushalte

cae | Die neuen Virustatika gegen Hepatitis C sind effektiv, aber sehr teuer. Dies überfordert die Krankenversicherungen oder staatlichen Gesundheitssysteme und gefährdet das Ziel der UN, die Hepatitis C bis zum Jahr 2030 auszurotten.

Die Autoren einer gesundheitsökonomischen Studie über die chronische Hepatitis C rechnen mit etwa 80 Millionen Patienten, was einem Prozent der Weltbevölkerung entspricht. Dabei schwankt die Durchseuchung von Land zu Land erheblich. So leben sieben Prozent aller Hepatitis-C-Patienten in Ägypten, aber nur 0,3 Prozent in Deutschland, obwohl die Anteile beider Staaten an der Weltbevölkerung nahezu gleich sind (1,2% bzw 1,1%). Etwa 700.000 Patienten sterben jährlich an den Folgeerkrankungen Leberzirrhose und Leberkrebs.

Foto: Sebastian Kaulitzki – Fotolia.com
Eine chronische Hepatitis C führt zur Leberzirrhose.

Durch das Virustatikum Sofosbuvir (Sovaldi®) und seine fixe Kombination mit Ledipasvir (Harvoni®) könnte die Hepatitis zurückgedrängt oder sogar ausgerottet werden, doch bestehen solche Aussichten vorerst nur in westlichen Ländern, deren Krankenversicherungen diese Arzneimittel erstatten. Laut einer Erhebung, die von Juli 2015 bis Januar 2016 in 26 OECD-Staaten durchgeführt wurde, bot der Hersteller Gilead sie zu sehr unterschiedlichen Preisen an. Eine zwölfwöchige Therapie mit Sovaldi® oder Harvoni® kostete in den USA 64.680 bzw. 72.765 US$, in Großbritannien hingegen nur 38.783 bzw. 43.215 US$ (nominale Herstellerpreise minus 23% Rabatt). Die Preise in Deutschland lagen mit 45.503 bzw. 55.518 US$ über den Mittelwerten. Setzt man die Preise in Beziehung zur Kaufkraft in den einzelnen Ländern, war Sovaldi® in Polen und der Türkei sogar teurer als in den USA. Ein Behandlungszyklus kostete in der Türkei das 5,28-Fache des durchschnittlichen Jahreslohns. Würden alle Hepatitis-C-Patienten mit Sovaldi® therapiert, würden die Kosten in vier OECD-Staaten höher sein als alle anderen Arzneimittelausgaben zusammen, so in Polen (162%) und Italien (111%).

In einigen Entwicklungsländern verkauft Gilead seine Arzneien viel billiger, z. B. kostet ein Behandlungszyklus mit Sovaldi® in Ägypten 932 US$. Für die meisten Patienten ist auch das noch zu viel – ebenso für die Regierungen, die nur einen Bruchteil der Patienten in kostenlose Therapieprogramme aufnehmen können. |

Quelle

Iyengar S, et al. Prices, Costs, and Affordability of New Medicines for Hepatitis C in 30 Countries: An Economic Analysis. PLoS Med 2016;13(5):e1002032

Über weitere Aspekte der Hepatitis-C-Therapie siehe DAZ 2016, Nr. 34, S. 28.

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