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Arzneimittel und Therapie
Wir sind auf dem richtigen Weg
Kardiovaskuläre Risikofaktoren zu kontrollieren, lohnt sich immer
DAZ: Welche Strategie wird derzeit in der Prävention von Demenzerkrankungen verfolgt?
Prof. von Arnim: Wir kennen die Risikofaktoren. Es handelt sich dabei um genau die gleichen wie für Herz-Kreislauferkrankungen: Bluthochdruck, Hypercholesterinämie, Hyperglykämie, Rauchen und Bewegungsmangel. Im Vordergrund sollte damit die Motivation stehen, einen gesunden Lebensstil zu pflegen. Im vergangenen Jahr bestätigte die skandinavische FINGER-Studie [1], dass sich der geistige Verfall mit Sport, Kognitionstraining, gesunder Ernährung und einer engmaschigen Überwachung vaskulärer Risiken bei Senioren mit einem erhöhten Demenzrisiko bremsen lässt. Eine Änderung des Lebensstils scheint positive Effekte zu zeigen in Vorstadien der Demenz, für die keine Medikamente zur Verfügung stehen. Die FINGER-Studie ist bis zum Jahr 2018 angelegt. Wir sind gespannt, ob der Nutzen am Ende noch deutlicher zutage tritt.
DAZ: In der PreDIVA-Studie führte eine „Gesundheitserziehung“ nicht zu einer Verringerung des Demenzrisikos. Ist das ein Rückschlag für die Strategie?
Prof. von Arnim: Das Design der PreDIVA-Studie war gut, allerdings ist es methodisch schwierig, mit solchen Studien überhaupt einen Effekt erkennbar zu machen. Die Idee war, einen kausalen Zusammenhang zwischen kardiovaskulären Risikofaktoren und dem Risiko einer Demenz nachzuweisen. Wären die Ergebnisse positiv gewesen, hätten wir die Bestätigung dafür, dass die Änderung des Lebensstils auch in puncto Demenz Sinn macht, und obendrein eine Handlungsanweisung. Dennoch sind die Ergebnisse der PreDIVA-Studie keinesfalls entmutigend. Sie bedeuten nur, dass die untersuchte Intervention das Auftreten von Demenz nach sechs Jahren nicht verändern konnte – nicht, dass die Strategie grundsätzlich falsch ist.
DAZ: Woran könnte es liegen, dass kein Nutzen nachgewiesen wurde?
Prof. von Arnim: Wir reden in diesem Zusammenhang von minimalen Unterschieden zwischen Interventions- und Kontrollgruppe. In der evidenzbasierten Medizin möchte man auf eine klare Frage eine klare Antwort haben, so einfach ist das hier aber nicht. Es kann an vielen Faktoren gescheitert sein: Vielleicht war der Beobachtungszeitraum zu kurz, die Intervention zu früh oder zu spät durchgeführt – oder noch etwas ganz anderes die Ursache. Tatsächlich stellte sich für eine Subgruppe ja auch ein Nutzen heraus: Menschen, die vor der Studie bezüglich ihrer Risikofaktoren schlecht behandelt waren, profitierten von der Intervention. Da sich die Versorgung der meisten Studienteilnehmer jedoch von vornherein auf hohem Niveau bewegte, war der Effekt vermutlich zu klein, um ihn abzubilden. Der Lebensstil der westlichen Bevölkerung hat sich in den letzten Jahrzehnten weiter verbessert. Es gibt eine schwedische Studie [2], nach der die Prävalenz von Demenz in den vergangenen Jahren zwar gleich geblieben ist, die Inzidenz jedoch sinkt, es also weniger Neuerkrankungen gibt. Dass gleichzeitig auch die Herzinfarktrate über die Jahre gesunken ist, zeigt, dass die Bedeutung eines gesunden Lebensstils in der Bevölkerung angekommen ist und wir auf einem guten Weg sind.
DAZ: Was kann man derzeit Menschen raten, die Angst haben, eine Demenz zu entwickeln?
Prof. von Arnim: Bei der Demenz handelt es sich um eine multimodale allgemeine Prävention, die lebenslang erfolgen muss. Es lohnt sich immer, die kardiovaskulären Risikofaktoren zu kontrollieren und wenn nötig zu intervenieren. Ab einem Alter von 40 Jahren sollten regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen (Blutdruck, Cholesterinspiegel) besucht werden. Zudem kann man weiche Empfehlungen geben, etwa sich ausreichend zu bewegen, geistig aktiv zu bleiben und soziale Kontakte zu pflegen.
DAZ: Vielen Dank für das Gespräch! |
Erwähnte Literatur
[1] Ngandu T, et al: FINGER-Study. Lancet 2015;385:2255-2263
[2] Qiu C, et al: Neurology 2013; 80:1888-1894
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