Ausbildung

Grünes Licht für Leipzig

Innovativer Modellstudiengang soll die Pharmazie an sächsischem Standort retten

ks/du | Die Universität Leipzig hat einen Weg gefunden, ihre Pharmazie-Ausbildung zu sichern: Es soll einen Modellstudiengang für Pharmazie innerhalb der Medizinischen Fakultät geben. Darauf haben sich die Koalitionsfraktionen von CDU und SPD in der letzten Woche verständigt.

Seit Jahren war die Zukunft des Pharmazie-Studiengangs ungewiss. 2011 hatte Sachsen seinen Hochschulen einen umfangreichen Stellenabbau auferlegt. Das traf auch die Uni Leipzig – und hier nicht zuletzt das Institut für Pharmazie. Es wurde lange um seinen Erhalt gerungen. Zuletzt war eine Kooperation mit der Uni Halle im Gespräch. Doch dies erwies sich als zu aufwendig. Am 3. November 2016 vermeldete die Universität grünes Licht für eine andere Lösung: Ein Modellstudiengang innerhalb der Medizinischen Fakultät soll ermöglichen, dass in Leipzig auch weiter Apotheker ausgebildet werden können. Und zwar mehr als die derzeit 36 Studierenden.

Gemeinsam von Anfang an

Der Ansatz kling spannend: Denn in diesem Pharmaziestudiengang werden die Studierenden die verstärkte Kooperation zwischen Arzt und Apotheker für das Management von Arzneimitteltherapien bereits im Studium einüben können. Professor Beate Schücking, Rektorin der Uni Leipzig, erklärt: „Wir planen ein innovatives Studienmodell, das absoluten Modellcharakter haben kann und eine noch engere Verschränkung zwischen unseren lebenswissenschaftlichen Bereichen und der Medizinischen Fakultät ermöglicht.“

Auch Sachsens Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) lobt das beschlossene Modell. Sie ist überzeugt, dass es beispielgebend für andere Regionen in Deutschland sein wird. „Denn die Pharmazie profitiert unmittelbar von den neuesten Erkenntnissen der Medizinforschung. Wir gehen damit einerseits neue Wege in der Pharmazieausbildung und sichern gleichzeitig den Fachkräftebedarf der sächsischen Apotheken langfristig.“

ARMIN hat Maßstäbe gesetzt

Barbara Klepsch (CDU), Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz, verwies auf das „Vorzeigeprojekt ARMIN“, die sächsisch-thüringische Initiative für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit, mit der bereits Maßstäbe in der Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern gesetzt worden seien. Dies soll nun noch stärker in der Ausbildung von Ärzten und Apothekern verankert und auch wissenschaftlich weiterentwickelt werden“, so Klepsch.

Geld von Uni und Land

Rektorin Schücking zeigte sich hoch erfreut, dass es nach den langen Verhandlungen mit der Staatsregierung zu dieser Lösung gekommen ist – und dass der Freistaat einen beachtlichen finanziellen Beitrag leistet. Vorbehaltlich der noch ausstehenden Zustimmung des Landtags werden zunächst 1,5 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt fließen. Diese Summe soll ab 2018 auf jährlich zwei Millionen Euro erhöht werden. Die Uni-Rektorin dankte den an dieser Lösungsfindung beteiligten Ministerien und Abgeordneten.

Auch die Uni selbst leistet einen finanziellen Beitrag. Jährlich eine Million Euro Eigenmittel sollen investiert werden – in interne Umbauten. Und Schücking kann sich noch mehr Unterstützung vorstellen: „Aufgrund des einzigartigen, neuen Aufbaus des Studiengangs hoffen wir zudem auch auf Fördermöglichkeiten von Bundesseite“, sagte sie.

Professor Michael Stumvoll, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig, freut sich ebenfalls auf den neuen, bundesweit einzigartigen Modellstudiengang: „Nun gilt es, alle Partner und universitären Gremien an einen Tisch zu holen und die weiteren Schritte zu besprechen, damit ein in jeder Hinsicht tragfähiges Konzept erarbeitet werden kann.“

ZAMS weist den Weg

Wichtige inhaltliche Bereiche werden die Steigerung der Therapiesicherheit und die Hinwendung zu personalisierter Medizin sein. Die spätere Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheker soll gezielt über gemeinsame Lehrveranstaltungen gefördert werden. Dazu könnte insbesondere das 2015 von Universität und Universitätsklinikum eingerichtete Zentrum für Arzneimittelsicherheit (ZAMS) dienen.

Prof. Dr. Thilo Bertsche, Leiter des ZAMS und Professor für Klinische Pharmazie an der Universität Leipzig, hat jahrelang zusammen mit seinem Team, den noch verbliebenen Hochschullehrern und den Studenten für den Erhalt der Pharmazie in Leipzig gekämpft. Gezielt hat er die interdisziplinäre Zusammenarbeit am Zentrum für Arzneimittelsicherheit vorangetrieben und dabei seinen Fokus auf Patienten und Angehörige in der Kinder- und Jugendmedizin, der Geriatrie und der Palliativmedizin gerichtet. Von dieser patientenorientierten Ausrichtung profitieren schon jetzt nicht nur Studierende der Pharmazie, die im Rahmen von Wahlfachpraktika, Forschungspraktika und Diplomarbeiten an der Entwicklung einer forschungsbasierten, problemorientierten klinischen Pharmazie mitwirken können. Auch Medizinstudierende können hier schon heute zusammen mit den Pharmazeuten an den Projekten zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit teilnehmen. Jetzt freut sich Bertsche über das grüne Licht für den Erhalt der Pharmazie an der Universität Leipzig und hofft, auf Basis seiner innovativen und zudem preisgekrönten Konzepte nicht nur die Pharmazie in Leipzig voranzubringen, sondern mit dem Modellstu­diengang auch bundesweit zukunftsweisende Impulse setzen zu können. |

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