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Wirtschaft
Celesio gegen Direktvertrieb
Großhändler beschwert sich über Hersteller
Der Gehe-Mutterkonzern Celesio, der in 13 europäischen Ländern aktiv ist und rund 2200 Apotheken betreibt, macht sich Sorgen über die Lage des Pharmagroßhandels in Europa. In einem englischsprachigen Positionspapier mit dem Titel „Die Bedeutung des pharmazeutischen Großhandels verstehen“ fordert der Großhandelsriese Änderungen am bestehenden System und kritisiert das zunehmende Direktgeschäft der Pharmaunternehmen. Deutsche Großhändler beschweren sich seit Monaten darüber, dass Hersteller ihre Lieferungen zunehmend kontingentieren, und werfen ihnen vor, die Großhandelsmarge kassieren zu wollen. Einige Präparate erhalten die Apotheker fast nur noch über den direkten Vertriebskanal oder über die von mehreren Herstellern betriebene Pharma Mall.
Laut Celesio ist das offenbar ein europäisches Problem: „In einigen Ländern beliefern einzelne Hersteller direkt die Apotheken und umgehen somit den Großhandel. Solch ein Modell ist kostenintensiv für Hersteller und bietet den Apothekern nicht den gleichen, umfassenden Service“, schreibt der Großhändler. Die Hersteller betreiben laut Celesio Rosinenpickerei, weil sie sich die lukrativsten Produkte für das Direktgeschäft heraussuchten. Dabei funktioniere das Großhandels-System weitaus effektiver als die Direktbelieferung der Hersteller. 2015 hätten die Großhändler insgesamt 796 Millionen Transaktionen benötigt, um die Apotheken in den sechs größten EU-Ländern zu versorgen. Mit der Lieferweise der Hersteller würden umgerechnet 99,4 Milliarden Transaktionen benötigt, um die gleiche Menge an Arzneimitteln zu verteilen, rechnet Celesio vor.
Neben einer – nicht näher konkretisierten – Intervention im Bereich des Direktvertriebs fordert Celesio von der Politik u. a. die Sicherung der Großhandelsvergütung und einen Verzicht auf weitere Regulierungen, es sei denn, es bestehe ein „nachweisbarer“ Nutzen für die Patientensicherheit. |
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