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Beratung

Gut durch die Pollensaison

Präparate-Vielfalt ermöglicht individuelle Empfehlung bei Heuschnupfen

Heuschnupfen (Pollinosis) als eine der häufigsten allergischen Erkrankungen belastet die Betroffenen vor allem durch Nies- und Juckreiz sowie Rhinorrhö, nasale Obstruktion und Geruchsverlust. Nachdem Mometason und Fluticason für die Indikation „saisonale allergische Rhinitis“ im Oktober 2016 aus der Verschreibungspflicht entlassen worden sind, hat sich die ohnehin breite Palette der nicht-verschreibungspflichtigen Präparate erweitert. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Beratung von Kunden, bei denen die Diagnose noch nicht feststeht. | Von Claudia Bruhn

Neben Gräser- und Baumpollen zählen auch Hausstaubmilbenkot und Tierhaarallergene zu den Auslösern einer allergischen Rhinitis. Häufig verursachen alle genannten Allergene eine Augenbeteiligung mit Symptomen wie Tränen und Juckreiz, weshalb der Begriff allergische Rhinokonjunktivitis zutreffender ist.

Wie wird es mir in diesem Jahr gehen? Diese Frage stellen sich langjährige Heuschnupfenallergiker zu Beginn jeder Pollensaison. Informationen über die zu erwartenden Allergenkonzentrationen veröffentlicht beispielsweise die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst jeweils zu Jahresbeginn auf ihrer Internetseite. Für 2017 rechnet sie bei den Eschenpollen mit deutlich höheren Konzentrationen als 2016. Bei den Gräserpollen beobachtet man seit Jahren leicht steigende Konzentrationen, daher muss auch hier mit einer eher höheren Belastung gerechnet werden. Dagegen wird der Erlenpollenflug, der 2016 stark ausgeprägt war, in diesem Jahr voraussichtlich deutlich geringer ausfallen. Auch bei der Haselnuss rechnet man 2017 mit geringeren Pollenkonzentrationen als 2016. Die Belastung mit Birkenpollen kann in diesem Jahr regional sehr unterschiedlich sein; in der Summe werden aber gegenüber 2016 wahrscheinlich geringere Konzentrationen auftreten. Bei den Beifußpollen gibt es seit Jahren eine leicht abnehmende Tendenz. Voraussichtlich werden die Konzentrationen denen von 2016 ähneln. Die Konzentrationen der Roggenpollen bleiben weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Bei der Ambrosia-Pflanze hängt die Pollenbelastung stark von der regionalen Ausbreitung der Pflanzen ab. Höhere Konzentrationen können zusätzlich durch Fernflug, beispielsweise aus der ungarischen Tiefebene, verursacht werden. Aktuelle Angaben zur Pollenbelastung sind den wöchentlichen Vorhersagen der Stiftung oder weiterer Anbieter zu entnehmen. Darüber hinaus werden für Smartphone und Tablet zahlreiche Anwendungen („Pollen-Apps“) angeboten.

Vorbereitet sein

Wer schon seit Längerem unter einer Baumpollen-Allergie leidet, hat sich meist gleich zu Jahresbeginn mit Medikamenten bevorratet. Denn die Hauptblüte von Erle und Haselnuss findet zwischen Mitte Februar und Mitte März statt. Vereinzelt können Pollen aber bereits im Januar und Februar oder sogar schon Ende Dezember unterwegs sein.

Eine rechtzeitige Vorbereitung auf die Pollensaison ist auch deshalb sinnvoll, weil die Wirkung einiger Substanzen verzögert einsetzt. Dazu zählen die Mastzellstabilisatoren Cromoglicinsäure, Nedocromil (seit 2016 nicht mehr im Handel) und Lodoxamid, die als Nasenspray und Augentropfen (Lodoxamid: nur Augentropfen, Alomide®) erhältlich sind. Sie sollten schon zwei Wochen vor dem erwarteten Beginn des Pollenfluges angewendet werden. Die in einigen Präparaten enthaltenen Konservierungsstoffe können selbst allergische Reaktionen auslösen oder bei okularer Anwendung beispielsweise Reizungen des Hornhautepithels hervorrufen. Viele Kunden bevorzugen Konservierungsmittel-freie Präparate (z. B. Cromohexal sanft Nasenspray®, Cromoglicin hysan® Nasenspray, Allergo® Comod Augentropfen). In Kombipackungen (z. B. Cromo® ratiopharm) sind nur die Augentropfen konserviert. Außerdem stehen einzeldosierte Augentropfen (Cromo Stulln® UD, Dispacromil® sine EDP, Vividrin® Iso EDO) zur Verfügung.

Augentropfen mit Cromoglicinsäure werden zu Behandlungsbeginn vier- bis achtmal täglich in jedes Auge appliziert. Bei Nasensprays wird vier- bis maximal sechsmal täglich je ein Sprühstoß in jede Nasenöffnung gegeben. Haben sich die Beschwerden nach etwa zwei Wochen stabilisiert, kann die Anwendungshäufigkeit verringert werden. Die Mastzellstabilisatoren können während der gesamten Pollenflugzeit oder auch ganzjährig angewendet werden. Bei beabsichtigtem längerfristigem Gebrauch (bezüglich der Dauer unterscheiden sich die Angaben in den Packungsbeilagen) sollte jedoch ein Arzt zu Rate gezogen werden. Beginnen Kunden mit der Anwendung von Mastzellstabilisatoren erst dann, wenn bereits Symptome vorhanden sind, sollten zusätzlich Azelastin- oder Levocabastin-Präparate (s. unten) topisch empfohlen werden, deren Wirkung bereits nach zehn bis 15 Minuten eintritt.

Tab. 1: Antiallergisch wirkende Präparate für die Selbstmedikation (Auswahl) [Quelle: Lauer Taxe, Stand: 10. März 2017]
Wirkstoff
Nasenspray
Augentropfen
Mindestalter
Mastzellstabilisatoren
Cromoglicinsäure
  • ohne Konservierungsmittel
Cromohexal® sanft Nasenspray®
Cromoglicin hysan® Nasenspray
  • mit Benzalkoniumchlorid
Cromo Nasenspray 1A Pharma®
  • ohne Konservierungsmittel
Allergo® Comod Augentropfen
  • mit Benzalkoniumchlorid
Cromohexal®
Dispacromil®
  • einzeldosierte Augentropfen
Cromo Stulln® DU
Cromophtal® sine EDB Augentropfen
Dispacromil® sine EDP
Vividrin® Iso EDO
keine Angabe
Lodoxamid
  • ohne Konservierungsmittel
Alomide® SE
  • mit Benzalkoniumchlorid
Alomide®
ab vier Jahren
H1-Antihistaminika
Azelastin
  • ohne Konservierungsmittel
Allergodil® akut
Azelastin hysan Nasenspray
Vividrin® akut Nasenspray, ohne K.
  • ohne Konservierungsmittel
Azela-Vision® MD sine (auch einzeldosiert)
  • mit Benzalkoniumchlorid
Allergodil® akut Augentropfen
Vividrin akut Azelastin antallergische AT
ab vier Jahren
Ketotifen
  • ohne Konservierungsmittel
Allergo-Vision® sine
Ketotifen Stulln® DU
Zaditen ophta® sine Augentropfen
Zaleg ophta® sine
  • mit Benzalkoniumchlorid
Zaditen ophta® Augentropfen
ab drei Jahren
Levocabastin
  • mit Benzalkoniumchlorid
Livocab®/Livocab® direkt Nasenspray
  • mit Benzalkoniumchlorid
Livocab®-Augentropfen/Livocab® direkt Augentropfen
ab einem Jahr

Topische Antihistaminika: Schnelle Hilfe bei akuten Beschwerden

Die rezeptfreien H1-Antihistaminika Azelastin, Ketotifen und Levocabastin stehen als Augentropfen und Nasensprays zur Verfügung. Bei Azelastin empfinden Kunden häufig den bitteren Nachgeschmack nach der Anwendung als un­angenehm.

Unkonservierte Präparate mit Azelastin sind beispielsweise Allergodil® akut und Vividrin® akut Nasensprays, bei den Augentropfen Azela-Vision® MD sine (auch einzeldosiert). Levocabastin-Präparate (Livocab® Augentropfen und Nasenspray) sind mit Benzalkoniumchlorid konserviert. Ketotifen (z. B. Zaditen ophta® Augentropfen) wirkt sowohl akut als auch prophylaktisch, da es verschiedene pharmakologische Eigenschaften besitzt. Neben seiner antagonistischen Wirkung an H1-Rezeptoren hemmt es die Mastzelldegranulation, wodurch die Freisetzung von Mediatoren wie Histamin und Leukotrienen behindert wird. Mastzellmembran-stabilisierende Effekte wurden auch für Azelastin und Cetirizin nachgewiesen.

Kurzzeitig mit Vasokonstriktor

Wer besonders stark unter verstopfter Nase und/oder stark geröteten Augen leidet, kann zusätzlich ein α-Sympathomimetikum anwenden, wegen eines möglichen Reboundeffekts jedoch nur für etwa eine Woche. Empfehlenswert sind Konservierungsmittel-freie Nasensprays mit Naphazolin oder Oxymetazolin bzw. Augentropfen mit Napha­zolin oder Tetryzolin. Auch ein Kombinationspräparat aus einem Antihistaminikum und einem Vasokonstriktor (Antazolin plus Tetryzolin, AllergoConjunct®) steht zur Verfügung.

Alternative: Tablette statt Spray

Bei milden Heuschnupfen-Symptomen sind die Wirkstoffe der zweiten Generation Cetirizin (z. B. Zyrtec® und Generika als Tropfen und Saft) und Loratadin (Lorano® und Generika) Mittel der Wahl. Die älteren Wirkstoffe Clemastin (Tavegil®) oder Dimetinden (Fenistil®) haben an Bedeutung verloren, da sie auch an zentralen H1-Rezeptoren angreifen und deshalb stark sedierend wirken. Über Müdigkeit als Nebenwirkung berichten Kunden jedoch auch nach der Anwendung von Loratadin oder Cetirizin. Orale Antihistaminika sind eine gute Empfehlung für Kontaktlinsenträger mit leichten Allergie-Symptomen, da sie eine komfortable Anwendung ermöglichen. Denn für die Applikation topischer Antihistaminika wäre das Herausnehmen der Kontaktlinsen notwendig; sie dürften frühestens nach 15 Minuten wieder eingesetzt werden.

Bei mittelschweren bis schweren Symptomen

Corticoid-haltige OTC-Nasensprays sind eine gute Empfehlung für Kunden, die mit Mastzellstabilisatoren oder topischen Antihistaminika keine ausreichende Reduktion ihrer Beschwerden verspüren. Im Oktober 2016 wurden mit Mometason (Mometahexal® Heuschnupfenspray, Momeallerg® Nasenspray) und Fluticason (Otri-Allergie® Nasenspray Fluticason) zwei weitere Corticoide zur symptomatischen Behandlung der saisonalen allergischen Rhinitis aus der Verschreibungspflicht entlassen (siehe Tab. 2). Für sie gilt jeweils eine Tagesmaximaldosis von 200 µg, bei Beclometason (Rhinivict® nasal 0,05 mg Nasendosierspray, ratio­allerg® Heuschnupfenspray) sind es 400 µg. Voraussetzung für die Anwendung in der Selbstmedikation ist die Erstdiagnose durch einen Arzt. Daher ist vor der Abgabe eines antiallergischen Nasensprays mit Mometason oder Fluticason in der Selbstmedikation im Beratungsgespräch die Frage obligatorisch, ob der Arzt die Diagnose saisonale allergische Rhinitis bereits gestellt hat. Beclometason wird zweimal täglich, Mometason und Fluticason einmal täglich angewendet. Einige Patienten verspüren bereits etwa zwölf Stunden nach der ersten Applikation eine Linderung ihrer Symptome. Die volle Wirkung setzt in der Regel innerhalb der ersten zwei bis drei Behandlungstage ein. Für diese Zeitspanne kann die Kombination mit einem topischen Antihistaminikum sinnvoll sein.

Tab. 2: Corticoid-haltige Nasensprays für die Selbstmedikation [Quelle: Lauer Taxe, Stand: 10. März 2017]
Wirkstoff
Präparate (Beispiel)
Mindestalter
Mometason
Mometahexal® Heuschnupfenspray
Momeallerg® Nasenspray
Mometason ratiopharm® Heuschnupfenspray
nicht zur Anwendung bei Kindern indiziert
Fluticason
Otri-Allergie® Nasenspray Fluticason
nicht unter 18 Jahren anwenden
Beclometason
Rhinivict® nasal 0,05 mg Nasendosierspray
ratioallerg® Heu­schnupfenspray
nicht unter zwölf Jahren anwenden
nicht unter 18 Jahren anwenden

Die Anwendung der Corticoid-Nasensprays ist etwas stärker erklärungbedürftig als die der anderen nasalen Antiallergika. Vor der Anwendung sollten Betroffene ihre Nase putzen. Dann wird die Sprühflasche geschüttelt und so lange gepumpt, bis ein feiner Sprühnebel austritt (dabei die Sprühöffnung vom Körper weg halten). Anschließend hält man ein Nasenloch zu und sprüht in das andere, wobei der Sprühkopf zum Schutz vor Nasenseptumperforation auf die der Nasenscheidewand gegenüberliegende Seite gehalten werden muss. Beim Drücken des Sprühknopfes sollte der Anwender leicht einatmen. Die nasalen Corticoide können während der gesamten Pollensaison kontinuierlich angewendet werden. Die Angaben in den Packungsbeilagen zur empfohlenen Anwendungsdauer variieren, sodass die Rücksprache mit dem Arzt empfohlen werden sollte. In vielen Fällen genügen geringere als die empfohlenen Tagesmaximal­dosen. Sobald sich die Symptome gebessert haben, sollte die Behandlung mit der niedrigst möglichen Dosis fortgesetzt werden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Aus Sorge um die Gesundheit ihres ungeborenen bzw. neugeborenen Kindes sind die meisten Schwangeren bzw. Stillenden bei der Anwendung von Arzneimitteln in der Selbstmedikation sehr zurückhaltend. Bei allergischer Rhinitis kann jedoch der Leidensdruck stark zunehmen, weil in der Schwangerschaft eine Verschlechterung beobachtet wird. Ursache dafür ist die Förderung der nasalen Obstruktion infolge der erhöhten Östrogen-Spiegel (Rhinopathia gravidarum).

Cromoglicinsäure ist in Schwangerschaft und Stillzeit erste Wahl. Falls die Wirkung nicht ausreicht, sind auch die topischen Antihistaminika Azelastin und Levocabastin akzeptabel. Bei den systemischen Antihistaminika ist Loratadin in der Schwangerschaft besser untersucht als Cetirizin. Ist ein sedierender Effekt gewünscht, kann Clemastin empfohlen werden. Abschwellende Nasentropfen mit Oxytetrazolin oder Xylometazolin können in Schwangerschaft und Stillzeit bei Beschränkung der Anwendungsdauer auf acht bis maximal zehn Tage eingesetzt werden. Zuvor sollten Betroffene jedoch prüfen, ob mittels Nasenspülungen und -tropfen mit Kochsalzlösung eine Symptomlinderung möglich ist. Vom Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin wird die lokale Anwendung von Glucocorticoiden in Schwangerschaft und der Stillzeit als unbedenklich angesehen; in den Packungsbeilagen der Präparate finden sich abweichende Formulierungen. Eine vor der Schwangerschaft begonnene Hyposensibilisierung kann ohne Dosissteigerung fortgesetzt werden, wenn sie gut vertragen wurde, ein Neubeginn soll in der Schwangerschaft nicht erfolgen. Homöopathische Mittel (siehe unten) werden von Schwangeren und Stillenden meist gut akzeptiert.

Verschiedene Altersgrenzen bei Kindern und Jugendlichen

Bei Cromoglicinsäure bestehen keine Einschränkungen bezüglich der Anwendung bei Kindern. Lodoxamid darf erst ab vier Jahren eingesetzt werden. Beclometason ist für die Selbstmedikation ab dem vollendeten zwölften Lebensjahr zugelassen. Die neuen OTC-Corticoide Mometason und Fluticason dürfen nur bei Erwachsenen angewendet werden.

Azelastin eignen sich für Kinder ab sechs Jahren, Levo­cabastin bereits ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Loratadin und Cetirizin sind für Kinder ab zwei Jahren zugelassen. Kindgerechte Darreichungsformen sollten empfohlen werden (z. B. Cetirizin Hexal® Saft).

Symptome durch Allergenvermeidung reduzieren

Bei allergischen Erkrankungen wird als kausale Option eine Allergenkarenz empfohlen, jedoch ist es nahezu unmöglich, den Allergenen während der Pollensaison zu „entkommen“. Dennoch lässt sich ihre Konzentration im Lebens- und Arbeitsumfeld durch geeignete Maßnahmen reduzieren. Beispielsweise indem Pollenallergiker ihre Tagesbekleidung möglichst weit entfernt von Wohn- oder Schlafräumen ablegen. Bei besonders starkem Pollenflug sollten vor dem Schlafengehen die Haare gewaschen werden. Bei Hausstaubmilbenallergie empfehlen sich milbendichte Bezüge (Encasings). Beim Kauf eines Staubsaugers sollte auf ein hohes Staubrückhaltevermögen geachtet werden, auch können spezielle Feinstaubfilter verwendet werden, die aber sehr regelmäßig – spätestens nach einem Monat – gewechselt werden müssen.

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Im Auto sollte der Pollenfilter regelmäßig ausgetauscht werden. In ländlichen Regionen empfiehlt es sich, die Wohnräume abends zu lüften, da dort die Pollen verstärkt morgens unterwegs sind, in der Stadt umgekehrt. Zum Schlafen werden die Fenster am besten geschlossen gehalten.

Heuschnupfengeplagte sollten auch auf das Kreuzallergie-Risiko hingewiesen werden, beispielsweise zwischen Gräserpollen und Erdnüssen, Soja bzw. Tomaten. Wer auf Birke, Erle und Hasel reagiert, verträgt meist keine Nüsse und rohe Obstsorten der Rosengewächse (Äpfel, Pfirsich, Kirschen) bzw. Kiwi. Beifuß gilt auch als Leitallergen für Kräuter- und Gewürzallergien – vor allem gegen grünen und schwarzer Pfeffer, Chili und Paprika .

Homöopathika und weitere Alternativen

Zur Linderung der Symptome einer allergischen Rhinitis werden zahlreiche homöopathische Einzel- oder Komplexmittel in Form von Globuli, Tabletten und Tropfen, Nasenspray oder Augentropfen angeboten (z. B. Heuschnupfenmittel DHU, Luffeel® comp.). Bei den Komplexmitteln sollte mit der Einnahme schon einige Tage vor dem erwarteten Pollenflug begonnen werden. Luffa operculata gilt als spezifisches Mittel bei Juckreiz und Trockenheitsgefühl in der Nase. Allium cepa ist vor allem bei verstopfter und stark juckender Nase angezeigt. Leitsymptome von Galphimia glauca sind allgemeine Heuschnupfenbeschwerden wie tränende, juckende Augen, Fließschnupfen, Niesanfälle und Atembeschwerden. Homöopathische Präparate auf Basis des indischen Lungenkrauts Adhatoda vasica (Klosterfrau Allergin®) sind als Tabletten, Globuli und Tropfen erhältlich. Anwender von Homöopathika sollten darauf hingewiesen werden, dass es zu Behandlungsbeginn zu einer Erstverschlimmerung kommen kann.

Bei den Schüßler-Salzen wird bei allergischer Rhinitis die Nr. 8, Natrium chloratum, angeboten. Ein pflanzliches Präparat gegen Heuschnupfen ist Allvent® mit Extrakten aus Astragalus membranaceus.

Einige Kunden machen gute Erfahrungen mit Nasenspülungen mit Salzlösungen (z. B. Emser® Nasendusche), da sie die Zahl der Pollen auf der Nasenschleimhaut verringern. Unter Umständen reduziert sich dadurch der Bedarf an Arznei­mitteln.

Als angenehm werden auch Mittel zur Befeuchtung der Nasenschleimhaut oder – bei Juckreiz und Trockenheitsgefühl – der Augenoberfläche empfunden. Zur nasalen Anwendung steht beispielsweise ein liposomales Nasenspray mit Menthol (LipoNasal® Heuschnupfen) zur Verfügung. Bei Augenbeschwerden können beispielsweise Wala® Euphrasia Augentropfen empfohlen werden. Befeuchtende Augenpräparate sind eine gute Zusatzempfehlung bei oralen Antihistaminika, da deren anticholinerge Nebenwirkungen zum Symptom des trockenen Auges führen können.

Ein Zusatz von Ectoin (z. B. Vividrin® ectoin) wirkt lindernd bei juckenden, roten und tränenden Augen. In Nasensprays kann Hyaluronsäure (z. B. hysan® Hyaluronspray) nicht nur befeuchten, sondern auch zur Heilung von Schleimhaut­defekten beitragen.

Bei SIT gute Adhärenz notwendig

Führen weder die Selbstmedikation noch die Verordnung und Anwendung rezeptpflichtiger Antihistaminika zu einer akzeptablen Symptomlinderung, sollten Betroffene auf die Möglichkeit der spezifischen Immuntherapie (SIT) verwiesen werden. Sie kann subkutan (SCIT, Allergovit®, Purethal®) oder sublingual (SLIT, Grazax®, Oralair®) erfolgen. Bei hausstaubmilbeninduzierter mittelschwerer bis schwerer allergischer Rhinitis ist eine SLIT mit Acarizax® möglich. Für den Therapieerfolg ist es wichtig, dass die Behandlung über den empfohlenen Zeitraum kontinuierlich und laut Leitlinienempfehlung mindestens drei Jahren lang durchgeführt wird. Aktuelle Untersuchungen zeigten im Vergleich mit einer symptomatischen Pharmakotherapie bei der SLIT eine mindestens ebenso starke Reduktion der Symptome der allergischen Rhinitis. In einigen Untersuchungen hielt die klinische Wirksamkeit auch noch ein bzw. zwei Jahre nach Ende des dreijährigen Therapiezyklus an. Eine kürzlich publizierte Untersuchung hat gezeigt, dass eine sublinguale spezifische Immuntherapie weniger effektiv ist, wenn der Behandlungszeitraum auf zwei Jahre reduziert wird. |

Literatur

Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst, www.pollenstiftung.de, Abruf am 24. Februar 2017

Fach- und Produktinformationen der genannten Präparate

Mutschler E et al. Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie, der klinischen Pharmakologie und Toxikologie. 10. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2012

Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonal­toxikologie Charité-Universitätsmedizin Berlin, www.embryotox.de, Abruf am 27. Februar 2017

Pfaar O et al. Leitlinie zur (allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen Erkrankungen. Allergo J Int 2014;23:282-319

Scadding GW et al. Effect of 2 Years of Treatment With Sublingual Grass Pollen Immunotherapy on Nasal Response to Allergen Challenge at 3 Years Among Patients With Moderate to Severe Seasonal Allergic Rhinitis: The GRASS Randomized Clinical Trial. JAMA 2017;317(6):615-25, doi:10.1001/jama.2016.21040

Autorin

Dr. Claudia Bruhn ist Apothekerin und arbeitet als freie Medizinjournalistin. Sie schreibt seit 2001 regelmäßig Beiträge für die DAZ.

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