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Arzneimittel und Therapie
Geht selten gut: Opioide plus Benzos
Studie zeigt Verdoppelung schwerwiegender Ereignisse bei Komedikation
Die Risiken einer kombinierten Einnahme von Benzodiazepinen und Opioiden sind seit Langem bekannt: Vertreter beider Substanzgruppen wirken sedierend, beeinträchtigen das Denkvermögen und verlängern die Reaktionszeit. Mögliche Folgen sind beispielsweise eine Erhöhung des Sturzrisikos oder eine verzögerte Inanspruchnahme medizinischer Hilfe.
Zunahme bei Verordnungen
Eine kürzlich im British Medical Journal (BMJ) veröffentlichte Studie hat das Ausmaß des Problems verdeutlicht: Ausgewertet wurden die Daten von 315.428 Privatversicherten mit Opioid-Verordnungen im Zeitraum 2001 bis 2013, denen häufig parallel Benzodiazepine verschrieben worden waren. Diese Verordnungspraxis hatte in alarmierender Weise zugenommen: 2001 lag der Anteil der Patienten, die zu irgendeinem Zeitpunkt beide Wirkstoffe eingenommen hatten, bei 9%, 2013 bereits bei 17%. Nicht ohne Folgen, wie die Analyse zeigte: Durch die Komedikation kam es zu einer Verdoppelung des Risikos für eine Notaufnahme oder eine Behandlung wegen einer Opiat-Überdosierung (adjustierte Odds Ratio [OR] 2,14, 95%-KI 2,05 – 2,24).
Was können Apotheker tun?
Auch in den USA hat die Zahl der Opioid-Verordnungen, häufig in Kombination mit Benzodiazepinen, stark zugenommen. Das Kriegsveteranenministerium der Vereinigten Staaten hatte deshalb 2013 die Opioid Safety Initiative (OSI) zur Bekämpfung des Opioid-Übergebrauchs auf den Weg gebracht – mit Erfolg. Im Vergleich zur Jahresmitte 2012 hatte sich in der Jahresmitte 2016 die Zahl der Opioid-Verordnungen für amerikanische Kriegsveteranen um 25% reduziert. Darüber hinaus erhielten 47% weniger Patienten eine Kombination aus Opioiden und Benzodiazepinen. Apotheker spielten bei dieser Initiative eine wichtige Rolle: Sie berieten Kliniker hinsichtlich einer „Guten Verschreibungspraxis“ bei der Opioid-Verordnung, wobei es nicht nur darum ging, die Wirkstoffmengen zu reduzieren. Auch die Sicherheit sollte erhöht werden, beispielsweise durch Verzicht auf riskante Kombinationen. Derartige Interventionsprogramme sollten Schule machen, meinen die BMJ-Autoren.
In Deutschland ist die Zahl der Opioid-Verordnungen in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gestiegen, insbesondere auch im Bereich der Nichttumorschmerzen. Die Beratung in der Apotheke kann dazu beitragen, diese Therapie sicherer zu gestalten. So sollten Patienten, die – wenn auch nur kurzfristig – sowohl ein Opioid als auch ein Benzodiazepin einnehmen müssen, darauf hingewiesen werden, sofort einen Arzt zu kontaktieren, wenn sie ungewöhnliche Symptome wie Schwindel, Benommenheit oder Atemprobleme bemerken. Diese und weitere Hinweise (z. B. auch zur Verkehrssicherheit, zu Wechselwirkungen mit Alkohol etc.) können gar nicht oft genug wiederholt werden. |
Quelle
Karaca-Mandic P et al. The growing problem of co-treatment with opioids and benzodiazepines. BMJ 2017;356:j1224, doi: 10.1136/bmj.j1224
FDA Requires Strong Warnings for Opioid Analgesics, Prescription Opioid Cough Products, and Benzodiazepine Labeling Related to Serious Risks and Death from Combined Use. 2016. https://www.fda.gov/NewsEvents/Newsroom/PressAnnouncements/ucm518697.htm
Gellad WF et al. Addressing the Opioid Epidemic in the United States. Lessons From the Department of Veterans Affairs. JAMA Intern Med 2017, online publiziert am 13. März 2017, doi:10.1001/jamainternmed.2017.0147
Sun EC et al. Association between concurrent use of prescription opioids and benzodiazepines and overdose: retrospective analysis BMJ 2017;356:j760 http://dx.doi.org/10.1136/bmj.j760
S3-Leitlinie „Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht tumorbedingten Schmerzen – „LONTS“. AWMF-Register Nr. 145/003, Stand 09/2014, überarbeitet 01/2015
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