Fluorchinolone unter Verdacht
In Deutschland stellen Fluorchinolone nach Betalaktamen, Makroliden und Tetracyclinen die viertstärkste Verordnungsgruppe innerhalb der Antibiotika dar. Ihr größter Vorteil: das breite Wirkungsspektrum. Ihr größter Nachteil: die ebenso breite Palette an Nebenwirkungen. Das am häufigsten eingesetzte Fluorchinolon ist Ciprofloxacin mit 19,5 Millionen verordneten Tagesdosen im Jahr 2015. Die dazugehörige Fachinformation enthält eine mehrseitige Tabelle mit potenziellen Risiken, die so gut wie alle Organklassen betreffen und lebensbedrohlich sein können, darunter Knochenmarksdepression, anaphylaktischer Schock und Lebernekrose. Ciprofloxacin wirkt phototoxisch, verlängert die QT-Zeit und kann Krampfanfälle auslösen. Zudem wurden Fälle von Polyneuropathie berichtet, beruhend auf beobachteten neurologischen Symptomen wie Schmerz, Brennen, sensorischen Störungen oder Muskelschwäche. Selten können unter Therapie mit Ciprofloxacin Depressionen oder Psychosen zu suizidalen Gedanken und Handlungen voranschreiten.