Prisma

Die Neudefinition des Kilogramms

Waage ohne Gewichte kalibrieren

dm | Das Urkilogramm, das in ­Sèvres bei Paris aufbewahrt wird, hat bald ausgedient. Es wird durch eine Kilogramm-Definition auf ­Grundlage des Planck’schen ­Wirkungsquantums h ersetzt. Die Physikalisch-Technische Bundes­anstalt (PTB) und die Technische Universität Ilmenau entwickeln ­bereits die ­dazu passende Planck-Waage für die Industrie.
Foto: PTB
Die Einheit Kilogramm wird wahrscheinlich ab Herbst 2018 auf Basis einer Naturkonstante definiert sein. Im Avogadro-Projekt wird dafür der Durchmesser aufwendig hergestellter Siliciumkugeln bis auf wenige Nanometer genau gemessen. Das Projekt erstreckt sich über mehr als zwei Jahrzehnte.

Während die PTB schon über das Wiegen des neuen Kilogramms nachdenkt, ist die Neudefinition selbst noch gar nicht abgeschlossen. Hat man den Wert vom Planck’schen Wirkungsquantum h international festgelegt, können Massen allein über die Messung elektrischer Größen bestimmt werden. Weltweit werden zwei Projekte verfolgt, um den Wert von h zu ermitteln:

Das Avogadro-Experiment bestimmt die Anzahl der Atome in einem nahezu perfekt kugelförmigen Kristall aus isotopenreinem Silicium (28Si) der Masse 1 kg. Daraus resultiert ein genauer Wert der Avogadro-Konstante NA , aus der man h über die molare Planck-Konstante NA h (s. u.) berechnen kann.

Im zweiten Projekt kompensiert die so­genannte Kibble-Waage (oder Watt-Waage) die Gewichtskraft einer Masse im Schwerefeld der Erde durch eine elektromagnetische Kraft. Diese Methode setzt das Kilogramm mit dem Meter, der Sekunde, dem elektrischen Widerstand sowie der elektrischen Spannung in Bezug. Daraus folgt ein sehr präziser Wert des Planck’schen Wirkungsquantums h.

Beide Projekte sind über die molare Planck-Konstante NA h verbunden. Sie bezeichnet das Produkt aus Avo­gadro-Konstante NA und Planck’schem Wirkungsquantum h. Der Wert von NA h ist genauer bekannt als die je­weiligen Werte von NA und h. Die PTB und die TU Ilmenau haben jetzt die Entwicklung des Prototyps einer Planck-Waage angestoßen. Dabei handelt es sich um eine industrietaugliche Variante der Kibble-Waage. Der erste Prototyp wird lediglich einen Messbereich von 1 mg bis 100 g erreichen. Eine Kalibrierung mit Normalgewichten entfällt beim Einsatz der Planck-Waage. Langfristig könnte mit der Planck-Waage gerade bei sehr kleinen Massen eine höhere Genauigkeit erreicht werden. |

Quellen

Presseinformation der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt vom 13.6.2017; www.ptb.de

PTB-Mitteilungen 126 (2016), Heft 2; www.ptb.de

Robinson Ian; „Eine gewichtige Sache“ spektrum.de/wunschartikel

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