Kongresse

Sich ein Netzwerk schaffen

4. Apothekerinnen-Kongress

„Gemeinsam stärker! Von der Einzelkämpferin zur erfolgreichen Netzwerkerin“ lautete das Thema des 4. Apothekerinnen-Kongresses, der am 24. Juni in Starnberg bei München stattfand. Wie das Netzwerken für einen selbst oder für die Apotheke einen Nutzen bringen kann, erfuhren die vorwiegend weiblichen Teilnehmer von sieben Referenten, die auch ihre persön­lichen Erfahrungen preisgaben.

In ihrer Begrüßung machte Kongress-Initiatorin und Moderatorin Barbara Frank deutlich, dass gerade Frauen sich weniger um ihr berufliches Netzwerk kümmern als ihre männlichen Kollegen. Wer aber ein Netzwerk hat, teilt sein Wissen und erhält weitere Kenntnisse und Impulse dazu, kann somit im Idealfall zu Innovationen gelangen.

Foto: Maike Freese-Spott
Gut vernetzt (v. l.): Sabine Kierner (Kongressorganisation CITYteam health), Schirmherrin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Initiatorin Barbara Frank, Unternehmerin und Referentin Beatrice Rodenstock sowie Cornelia Graessner-Neiss (Pharmatechnik).

Als Schirmherrin des Apothekerinnen-Kongresses wies Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, ehemalige Bundesjustizministerin, in ihrem Grußwort darauf hin, dass die Auswirkungen des „Networking“ auch negativ ausfallen können: „Da Messenger-Dienste nicht absolut sicher sein können, ist weiterhin Vorsicht geboten, denn was im Internet oder digitalen Diensten einmal gesagt ist, ist gesagt und kann nicht so einfach wieder gelöscht werden. Ein digitaler Radiergummi existiert nicht“, so die Juristin. Andererseits sieht sie gute Chancen für diejenigen Apotheken, die sich mit den Möglichkeiten des digitalen Netzwerkens auseinandersetzen.

Was hat die Apotheke davon?

Apothekenleiterin Dr. Martina Kirschke aus Oldenburg zeigte, dass Netzwerken sich durchaus für die Apotheke auszahlen kann. So postet sie regel­mäßig Aktionen auf Facebook oder tauscht sich in einer Erfa-Gruppe mehrmals im Jahr mit anderen Apotheken aus, um Probleme oder fachliche Themen zu diskutieren. Auch brachenübergreifende Kontakte können hilfreich sein, so gibt es auch Netzwerke über die IHK, um mit anderen Geschäftsleuten in Kontakt zu kommen. Da sich bei ihrer Apotheke die Rahmenbedingungen der Apotheke geändert haben – viele ältere Patienten starben, und mehr jüngere Familien kamen in die Apotheke –, bot sich ein Mutter-und-Kind-Club an. Auch kann die Apotheke ein eigenes Netzwerk oder eine WhatsApp-Gruppe initiieren, in der sich die Mitarbeiter untereinander über Arbeitszeiten abstimmen können. Termine beim Friseur, Physiotherapeuten oder Yoga können genutzt werden, um beispielsweise nach einer Garage zu fragen oder um Mitarbeiter zu finden. Sie selbst ist auch privat bei Zonta International aktiv, einem Netzwerk berufstätiger Frauen in verantwortungsvoller Position, die sich dafür einsetzen, die Lebenssituation von Frauen im rechtlichen, politischen, wirtschaftlichen und beruflichen ­Bereich zu verbessern.

Für alle, die schneller als andere sein wollen, kann Networking durchaus ein „Zauberwort“ sein, erklärte Prof. Dieter Benatzky, Leiter des Instituts für Gesundheitswirtschaft, Bad Endorf. Die Voraussetzungen dafür sind ein klares Ziel, Spaß an Kontakten, Freundlichkeit sowie eine Portion Motivation. Gleichheit statt Hierarchie sind für ihn ein wichtiges Kennzeichen eines Netzwerks. Es gibt in einem Netzwerk keine Verträge oder Mitgliedschaften, sondern es basiert auf Freiwilligkeit. „Menschen machen nicht grundsätzlich das, was Sie wollen. Der andere muss es selbst wollen und einen Vorteil für sich sehen“, so Benatzky. „Dazu gehört auch, über Dinge zu sprechen, die den anderen interessieren könnten. Auch darf die eigene Ich-Botschaft nicht fehlen.“ Sind diese beiden Punkte kommuniziert, gilt es, einen Anker zu setzen, damit die nächste Episode erfolgreichen Netzwerkens eingeleitet werden kann. Dies können z. B. das Zusenden angebotener Informationen sein oder das Vereinbaren eines weiteren Gesprächstermins.

Foto: Maike Freese-Spott
Wie spannend Netzwerken sein kann, erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim 4. Apothekerinnen-Kongress.

Bisher noch wenig Veränderung

Dass es bei Apotheken durchaus Verbesserungspotenzial gibt, zeigte Ingrid Blumenthal, Geschäftsführerin der Aliud Pharma GmbH. In den meisten Apotheken sei es noch üblich, dass der Kundenkontakt nach Verlassen der Apotheke abreißt. Digitale Medien bieten aber heute schon Möglichkeiten, sich über das Smartphone mit dem Kunden zu verbinden. Kunden könnten sich über ihr Smartphone in das öffentliche WLAN der Apotheke einwählen. In den meisten Fällen ist diese Funktion nicht deaktiviert und könnte für die Apotheke genutzt werden. Im Nachgang kann per E-Mail beispielsweise nach dem Besuch in der Apotheke gefragt werden; auch können besondere Angebote gemacht werden. Voraussetzungen dafür sind eine gut gepflegte Kundendatei und die Einwilligung des Kunden. Die Apotheke sollte sich in Zukunft auf schnelle Veränderungen ihrer Umgebung gefasst machen: „Auch eine Arzneimittelbelieferung mittels Drohnen wäre denkbar“, so Blumenthal. „Über GPS kann ja jeder mit seinem Smartphone geortet werden. Auch im Englischen Garten. Das muss dann nicht mehr die Apotheke sein.“

Der Netzwerk-Knigge

  • Beginnen Sie früh mit dem Aufbau Ihres Netzwerks
  • Geben Sie, anstatt zuerst zu nehmen
  • Seien Sie neugierig und aktiv
  • Stellen Sie Fragen an andere
  • Schauen Sie über den Tellerrand hinaus
  • Lächeln Sie und seien Sie freundlich
  • Halten Sie Ihre Visitenkarten griffbereit
  • Sagen Sie „danke!“

Christiane Wolff, www.nett-werk.com

Keine AMTS ohne Netzwerk

Mit einem Orchester, in dem alle Partner im Gesundheitswesen fein abgestimmt ihr Instrument spielen, verglich Dr. Sonja Mayer die Arzneimittelversorgung; als Dirigent fungiert dabei der Patient. Neben Ärzten verschiedener Fachrichtungen sind auch soziale Berufe und Pflegeberufe für ein funktionierendes Netzwerk einer Apotheke wichtig. Die Johannes-Apotheke Gröbenzell bietet für verschie­dene Kliniken eine interdisziplinäre Arzneimittelberatung an, die sich mit dem fehleranfälligen Bereich der Arzneimittelversorgung befasst. „Ungefähr einer von zehn Patienten hat Probleme mit der Behandlung, und circa 40% der Kosten einer Hospitalisierung aufgrund Arzneimittelschäden könnten eingespart werden, wenn die Arzneimitteltherapie sicherer gemacht würde“, begründete die Klinik­apothekerin die Notwendigkeit, sich mit der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu beschäftigen. Dafür besucht sie Stationen und bespricht in einer interdisziplinären Runde die Möglichkeiten, die Therapie zu verbessern. „Eine Hauptfehlerquelle ist die Verordnung von Methotrexat, bei der der Patient anstatt einmal wöchentlich einmal täglich eine Tablette erhält. Die Überdosierung kann bis zum Tod führen.“ Aus diesem Grund ist für Mayer interdisziplinäres Arbeiten ein Muss. Wie dieses genau aussehen kann, hat sie in einem „Quick-Check“ zusammengefasst (siehe DAZ 2016, Nr. 41, S. 38). „Denn jeder muss wissen, was er macht, sonst funktioniert es nicht.“

Begleitet wurde der Kongress von einer pharmazeutischen Ausstellung. Bei einem Sponsoren-Speed-Dating hatten die Sponsoren die Gelegenheit, sich und ihre wichtigste Botschaft zu ihrem Unternehmen oder ihren Produkten in zwei Minuten vorzustellen. |

Dr. Iris Milek, Chefredakteurin PTAheute

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