Aus der Praxis für die Praxis
Welche Grundlagen und welche Wirkstoffe sich für die Kinderhaut eignen, stellte Prof. Dr. med. Petra Staubach-Renz vor, Oberärztin an der Hautklink Universitätsmedizin Mainz. Einer ihrer Schwerpunkte war die atopische Haut. Atopische Kinder – und ihre Eltern – erfordern eine besondere Beachtung. Unter Atopie versteht man die Bereitschaft des Organismus mit Überempfindlichkeitsreaktionen auf Kontakt mit ansonsten harmlosen Substanzen aus der Umwelt zu reagieren und eine Erkrankung des atopischen Formenkreises zu entwickeln. Dazu zählen allergische Rhinokonjunktivitis, allergisches Asthma bronchiale sowie das atopische Ekzem. In Deutschland weist jedes fünfte Kind – egal ob erblich vorbelastet oder nicht – eine Sensibilisierung auf, zumeist gegen Hausstaubmilben, Tierhaare oder Blütenpollen. Sensibilierung bedeutet, dass durch einen Test gezeigt wurde, dass der Körper positiv auf ein Allergen reagiert, aber es sind noch keine Symptome aufgetreten. Bei Kindern, deren Mutter oder Vater eine Allergie haben, liegt die Sensibilisierungsquote bei 20 bis 40%, sind beide Eltern allergisch erkrankt, ist die Sensibilisierungsquote bei 40 bis 60%. Eine Allergie liegt erst dann vor, wenn der Nachweis erbracht wurde und Symptome aufgetreten sind. Besorgten Eltern kann erklärt werden, dass lediglich die Bereitschaft zur Atopie vererbt wird, die Ausprägung ist nicht vorhersagbar. Hier spielt die Basistherapie eine entscheidende Rolle. Untersuchungen haben gezeigt, dass das relative Erkrankungsrisiko um 50% gesenkt werden konnte, wenn Säuglinge atopischer Eltern regelmäßig eingecremt wurden. Eine konsequente Beratung in der Apotheke sollte atopischen Eltern vermitteln, dass sie ihre Säuglinge vom ersten Tag an regelmäßig eincremen. So kann man in der Apotheke mit beeinflussen, ob ein Kind Neurodermitis bekommt oder nicht! Staubach-Renz, die auch eine Ausbildung als PTA hat, wünschte sich gleiche Schulungen für Ärzte und Apotheker. Beispielhaft nannte sie die „Hautapotheke“, eine wissenschaftliche Vereinigung von Hautexperten verschiedener Fachgebiete, die von der Gesellschaft für Dermopharmazie geschult werden. Dass die Professionen voneinander lernen können, zeigte Staubach-Renz am Beispiel der „Standardisierten Rezepturen“ des NRF/DAC. Hier wurden Rezepturformeln gesammelt, die sich in der dermatologischen Praxis bewährt haben und die auf pharmazeutische Praktikabilität geprüft wurden. Dazu wurden farbige Piktogramme entwickelt, mit denen man auf einen Blick den Charakter der Zubereitung erkennen kann: Ein blauer Rahmen zeigt, dass die Zubereitung insgesamt hydrophil ist, ein orangefarbener steht für eine lipophile Zubereitung. Auch die Farben und die Größe der Flächenanteile im Piktogramm helfen bei der Einordnung und lassen schnell den Typ erkennen: Orange steht für den Fettanteil, dunkelblau für Wasser, und hellblau symbolisiert den hydrophilen Anteil. So kann schnell eine geeignete Grundlage gewählt oder eine Alternative gesucht werden, wenn die Zubereitung nicht akzeptiert wird. Denn ob eine topische Therapie erfolgreich ist, entscheidet auch die Grundlage. Staubach-Renz betonte, wie wichtig es ist, dass die großen oder kleinen Patienten ihre tägliche Basistherapie mögen.