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- DAZ 28/2017
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Prisma
Magnetisiertes Auge
Innovative Prothese zur Bewegungskontrolle
Wie etwa 0,25 Prozent der europäischen Bevölkerung litt der Patient unter einem Nystagmus, d. h. unkontrollierten, meist ruckartigen Bewegungen des Augapfels („Augenzittern“). Oft tritt ein Nystagmus als Begleiterscheinung verschiedener Krankheiten auf; in diesem Fall war ein Hodgkin-Lymphom, das auf das Nervensystem übergegriffen hatte, die primäre Ursache, und die Bestrahlung und die Chemotherapie hatten die Symptomatik noch verschärft. Wenn die Ursachen eines Nystagmus nicht beseitigt werden können, hilft meistens auch keine symptomatische Therapie. Verschiedene ZNS-wirksame Arzneistoffe wie Benzodiazepine, Antiepileptika, Antidementiva oder Muskelrelaxanzien schwächen höchstens in Einzelfällen die Intensität des Nystagmus.
Dem besagten Patienten wurden im Abstand von vier Monaten jeweils zwei scheibenförmige Magnete (Ø 3 bzw. 3,7 mm) in das linke und das rechte Auge implantiert. Die Magnete enthalten seltene Erden und sind mit Titan verkapselt. Ein kleinerer Magnet (1 mm hoch) wurde am Musculus rectus inferior befestigt, ein größerer (2 mm) am Boden der Augenhöhle. Die Anziehungskraft der Magnete ist einerseits so groß, dass sie das unwillkürliche Augenzittern verhindert und den Augapfel in einer Ruhestellung hält, andererseits ist sie so gering, dass sie gewollte Augenbewegungen nicht beeinträchtigt. Mithilfe der Magnete wurde der Patient wieder Herr über seine Augenbewegungen. |
Quelle
Nachev P et al. Magnetic Oculomotor Prosthetics for Acquired Nystagmus. Ophthalmology; Epub 23.6.2017
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