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Aus den Ländern
„Vor-Ort-Apotheke ist unverzichtbar“
CSU-MdB Paul Lehrieder besuchte Würzburger Apotheke
Rx-Versandhandel: ein Damoklesschwert
Ein Hauptthema der Diskussion war das EuGH-Urteil vom 19. 10. 2016. Paul Lehrieder, der vor seinem Jurastudium eine Ausbildung zum Augenoptiker absolviert hat, hat sich gründlich damit auseinandergesetzt. Er weiß, dass die Gewährung von Boni durch ausländische Versandapotheken wie ein Damoklesschwert über vielen Apotheken hängt. Als Vorsitzender des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Gesundheit schätzt Lehrieder die Rolle der Vor-Ort-Apotheken aus gesundheits- und sozialpolitischer Sicht und hat dabei gerade die ältere Bevölkerung im Blick. Einerseits kann er nachvollziehen, dass manche Senioren mit einer schmalen Rente sich die Boni des Versandhandels nicht entgehen lassen wollen. Andererseits sieht er die große Bedeutung der Vor-Ort-Apotheke für die sichere Arzneimitteltherapie und darüber hinaus als soziale Anlaufstelle, um im persönlichen Gespräch viele andere Fragen der Patienten zu beantworten.
Auch ein funktionierendes Notdienstnetz, wie es die Vor-Ort-Apotheken bieten, hält Lehrieder für unverzichtbar. Er hat verstanden, dass der Rx-Umsatz zum Tafelsilber der Präsenzapotheke gehört, mit dem sie defizitäre Dienstleistungen wie den Notdienst oder auch die Herstellung von Rezepturen quersubventioniert. Die ausländischen Versandapotheken, die sich die Versorgung von chronisch Kranken mit Arzneimitteln quasi wie Rosinen aus dem Kuchen des Gesundheitswesens herauspicken, gefährden diese Geschäftsgrundlage der Präsenzapotheken.
Die CSU hat sich deshalb sehr zeitnah nach dem EuGH-Urteil zugunsten der Vor-Ort-Apotheken positioniert und ein Versandhandelsverbot für Rx-Arzneimittel gefordert, für das sie auch weiterhin eintritt. Lehrieder ist aber Realist genug, um im Gespräch darauf hinzuweisen, dass nach dieser Bundestagswahl Koalitionsverhandlungen anstehen. Er bezweifelt, dass sich der künftige Koalitionspartner von CDU und CSU darauf einlassen wird, ein Gesetz zu beschließen, welches den Handel mit Rx-Arzneimitteln verbietet.
Kommt ein anderes Honorierungsmodell?
Grundsätzlich gesteht Lehrieder den knapp 20.000 Apotheken in Deutschland zu, dass sie Planungssicherheit haben und wissen, wohin die Reise geht. Die Banken, so Lehrieder, demonstrieren ja zurzeit, was passiert, wenn klassische Erträge wie die Zinseinnahmen wegbrechen. Aus diesem Grund müssen die Verbraucher für jede Dienstleistung der Banken nicht unbeträchtliche Gebühren zahlen. Auch die Honorierung der Apotheken könnte in der nächsten Legislaturperiode geändert werden, wenn der Rx-Umsatz zurückgeht.
Lehrieder ist ein Abgeordneter, der die Belange der Vor-Ort-Apotheken kennt und die Sorgen der Kolleginnen und Kollegen ernst nimmt. Dies war der Eindruck, den er bei seinem Besuch in der Hof-Apotheke zum Löwen hinterließ. |
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