AMTS-Spezial

Aus dem Ruder gelaufen

Kopfschmerzen bei Medikamentenübergebrauch

Kopfschmerz- und Migränepatienten helfen sich in der Regel bei gelegentlich auftretenden Beschwerden selber, entsprechend breit ist die Palette der im OTC-Bereich verfügbaren Präparate. Ein ernst zu nehmendes Problem entsteht aber, wenn die Erkrankung und ihre Therapie durch die übermäßige Einnahme von Analgetika und Triptanen aus dem Ruder laufen. Apotheker müssen für dieses Thema sensibilisiert sein, um bei der Beratung präventiv tätig zu werden und um Betroffene dabei zu unterstützen, professionelle Hilfe zu erhalten. | Von Verena Stahl 

Aus dem Ruder gelaufen

Man nimmt an, dass 1 bis 2% der Bevölkerung von einem sogenannten Medikamentenübergebrauchs-induzierten Kopfschmerz (MÜK; medication-overuse headache MOH), auch als Analgetikakopfschmerz bezeichnet, betroffen sind. Die überwiegende Zahl sind Patienten mit einer vorbestehenden Migräne sowie Patienten mit Kopfschmerzen vom Spannungstyp (oder Kombination beider Formen), selten sind Patienten mit Clusterkopfschmerzen von einem Medikamentenübergebrauchs-induzierten Kopfschmerz betroffen [2]. Durch den übermäßigen Gebrauch von Migränetherapeutika kann sich die Häufigkeit der Migräneattacken hin zu einer chronischen Migräne entwickeln, und Kopfschmerzen vom Spannungstyp können durch einen Analgeti­ka-Übergebrauch chronifizieren. Bekannt ist auch, dass Depressionen und Angsterkrankungen mit dem Auftreten eines MÜK assoziiert sind. Frauen (mittleren Alters) entwickeln häufiger als Männer diese besondere Art der Kopfschmerzen. Betroffene leiden unter einem diffusen, dumpf-drückenden Dauerkopfschmerz, manche auch unter einseitigen, pulsierenden, migräneartigen Beschwerden. Unerträgliche Symptome, welche die Betroffenen meist mit täglicher, oft hoch dosierter Analgetika- und/oder Triptan- oder Ergotamin-Gabe zu lindern versuchen, sie damit aber weiter unterhalten. Auch Kinder und Jugendliche können bereits unter MÜK als ständigem Begleiter leiden.