Aus den Ländern

Funke kritisiert Overwiening

Bericht von der Delegiertenversammlung der Landesapothekerkammer Hessen

ESCHBORN (wes) | Es war eine konzentrierte und effektive Delegiertenversammlung, die die Landesapothekerkammer Hessen am 22. November abhielt: Die Haushalte der Kammer und des Versorgungswerkes für das kommende Jahr mussten beschlossen werden, die Fachsprachenprüfung war ebenso Thema wie SecurPharm, das EU-Dienstleistungspaket und die IT beim Versorgungswerk. Nur kurz wurde die arbeitsame Atmosphäre unterbrochen, als die hessische Kammerpräsidentin Ursula Funke den Honorarvorstoß ihrer westfälisch-lippischen Kollegin Overwiening scharf kritisierte.
Foto: DAZ/wes
Arbeitete konzentriert die Tagesordnung ab: Der Vorstand der Landesapothekerkammer Hessen.

Am Tag vor der hessischen Delegiertenversammlung hatte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, auf der Delegiertenversammlung in Münster vorgeschlagen, einen Teil des packungsbezogenen Festzuschlags über einen Fonds umzuverteilen. Aus diesem Fonds könnten dann bisher nicht oder nicht ausreichend vergütete Leistungen der Apotheken bezahlt werden. Davon sollten, so Overwienings Idee, insbesondere die Apotheken profitieren, die viele Gemeinwohlaufgaben und Dienstleistungen übernehmen. Overwiening ist Mitglied einer ABDA-Arbeitsgruppe, die seit dem Frühjahr über die zukünftige Honorierungssystematik der Apotheker berät.

Für die Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen ist es ein Unding, dass ein Mitglied dieser „AG Honorierung“ mit einem unabgestimmten Vorschlag an die Öffentlichkeit geht. Zumindest dem geschäftsführenden Vorstand der ABDA, dem Funke angehört, liege bisher kein ausgearbeitetes Papier der Arbeitsgruppe vor. Sie sei „mehr als irritiert“, von einem solchen Vorschlag zum ersten Mal auf DAZ.online zu lesen, so Funke verärgert.

Dabei geht es Funke gar nicht so sehr um den Inhalt von Overwienings Vorschlag – man müsse sich beim Thema Honorierung alle Vorschläge offen anhören – sondern eher um die Art und Weise seiner Präsentation: „Das ist ein absolutes No-Go“.

Dass das Thema Honorierung diskutiert werden muss, sieht auch Funke so. Zwar wolle sie sich nicht an den Spekulationen über den Inhalt des Honorargutachtens des Bundeswirtschaftsministeriums beteiligen – „niemand kennt seinen Inhalt“ – es müsse analysiert werden, wenn es vorliegt. Aber im Hinblick auf das Packungshonorar sei für sie „nicht vorstellbar, dass das Gutachten ergeben könnte: aus 8,35 Euro mach 10,50 Euro und aus 3 Prozent mach 5 Prozent“. Deswegen bräuchten die Apotheker ein gut durchdachtes Honorarkonzept, das die Versorgung in der Fläche sichert. Und das an der Bezahlung der Arzneimittelabgabe festhalte. Denn eines ist für Funke klar: „Abgabe und Beratung gehören zusammen.“

Haushalt für Kammer und Versorgungswerk beschlossen

Zuvor hatte die Kammerversammlung einstimmig die Kostensatzung geändert, um die Verwaltungskosten für die Fachsprachenprüfung aufzunehmen. Auch den Entwurf für den Kammerhaushalt 2018 nahmen die Delegierten an, auch wenn er erstmals eine rechnerische Unterdeckung enthält: Die erwarteten Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen werden die Ausgaben voraussichtlich nicht decken. Die Lücke könne aber durch die Auflösung von Rücklagen geschlossen werden, versicherte der Geschäftsführer der Kammer, Ulrich Laut. Das sei auch im Hinblick auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts sinnvoll, dass betont, dass Kammern als Körperschaften des öffentlichen Rechts keine übermäßig hohen Rücklagen bilden dürfen.

Der größte Ausgabenposten werden auch im kommenden Jahr die Personalkosten der Kammer sein, direkt ­gefolgt von den Mitgliedsbeiträgen an andere Organisationen, namentlich die ABDA, das DAPI und das ZL. Dabei schlägt insbesondere die hessische Besonderheit zu Buche, dass die Kammer 75 Prozent der ABDA-Beiträge aus Hessen bezahlt, der Landesapothekerverband dagegen nur 25 Prozent. In diesem Zusammenhang äußerten mehrere Delegierte Kritik an denjenigen Apothekerkammern, die sich nicht an der Finanzierung des DAPI beteiligen – denn von den dort erhobenen Zahlen und ihrer Verwendung beispielsweise gegenüber Politikern, profitierten auch sie.

Angenommen wurde auch der Haushaltsplan für das Versorgungswerk der LAK Hessen. Hier wird trotz der anhaltenden Niedrigzinsphase mit stabilen Erträgen gerechnet – auch wenn eine Diskussion über eine Absenkung des Rechnungszinses oder gar eine Umstellung des Rentenberechnungsverfahrens in den kommenden Jahren wohl auch auf Hessen zukommen werde, wie der Vorsitzende des Leitenden Ausschusses, Dr. Reinhard Hoferichter sagte.

„Chance auf Rx-Versandverbot ist weiter gesunken“

In ihrem anschließenden Lagebericht ging Kammerpräsidentin Funke zuerst auf die allgemeine politische Lage nach den gescheiterten Sondierungsgesprächen ein. Sie fürchtet, dass durch die lange Verzögerung der Regierungsbildung die Chancen für ein Rx-Versandverbot weiter gesunken sein könnten. Dass die SPD sich im Frühjahr dem Entwurf Gröhes verschlossen hatte, sei für sie unverständlich gewesen – und sie bekomme noch heute die Wut, wenn sie daran denke. Man müsse die zuständigen Politiker immer wieder an die Versorgungsleistung der Apotheken erinnern und auch daran, dass es nicht die Aufgabe der deutschen Politik sei, ausländische Unternehmen bis hin nach Saudi-Arabien zu unterstützen – sondern deutsche Unternehmen und deutsche Arbeitsplätze.

Neben dem Rx-Versand und der Frage nach der zukünftigen Honorierung der apothekerlichen Tätigkeit berichtete Funke auch über die Pläne der EU-Kommission, mit dem Dienstleistungspaket die nationalen Regelungen zur Berufsausbübung und zum Berufszugang zu harmonisieren. Trotz der gemeinsamen Bemühungen aller Heilberufe sei fraglich, ob die heute geltende Ausnahme für das Gesundheitswesen auch zukünftig Bestand hat.

Weit weniger problematisch sind in Funkes Augen die Anbindung der Apotheken an das Securpharm-System: Hier rechnet sie mit nur einem „äußerst kleinen Einfluss“ auf die alltägliche Arbeit in der Apotheke. Mehr Tempo wünscht sie sich dagegen beim Aufbau des sicheren Netzwerks der Apotheken. |

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