Wirtschaft

Versand boomt im OTC-Markt

Insight Health legt Zahlen für 2017 vor / Rückgänge bei Vor-Ort-Apotheken

bro/cha | Während die Zahl der verkauften OTC-Packungen in den Vor-Ort-Apotheken im vergangenen Jahr um knapp 3 Prozent zurückging, konnte der Versandhandel zweistellig zu­legen – so die aktuellen Zahlen des Marktforschungsunternehmens Insight Health.

Der OTC-Markt, der bei der vorliegenden Studie apothekenpflichtige und freiverkäufliche Arzneimittel sowie u. a. Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel umfasst, hatte im vergangenen Jahr ein Gesamtvolumen von rund 10,4 Milliarden Euro nach realem Apothekenverkaufspreis. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs er somit um etwa 240 Millionen Euro. Schaut man auf die Umsätze in den Vor-Ort-Apotheken und bei den Versendern, wird aber schnell deutlich, dass dieses Wachstum fast ­allein durch die Versender ver­ursacht wurde. Denn die Vor-Ort-Apotheken konnten ihren OTC-Umsatz demnach nur um 0,1 Prozent steigern, während die Versandhändler um 14,7 Prozent beim Umsatz wuchsen. Insgesamt wurden in stationären Apotheken 2017 rund 8,6 Milliarden Euro mit OTC umgesetzt, im Versandhandel waren es knapp 1,8 Milliarden Euro. Somit kontrolliert der Versandhandel nunmehr rund 17,3 Prozent des OTC-Umsatzes.

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Banger Blick Vor-Ort-Apotheken konnten 2017 2,9 Prozent weniger OTC-Einheiten abgeben, während die Versender zulegten.

Vor-Ort-Apotheken: fast 3% weniger OTC-Absatz

Besonders bitter sieht es für die Vor-Ort-Apotheken bei den Absatzzahlen aus. Laut Insight Health wurden 2017 insgesamt 1,06 Milliarden OTC-Einheiten abgegeben. Die Absatzzahl der Offizin-Apotheken sank dabei um 2,9 Prozent auf 894 Millionen Einheiten, die der Versender konnte um 12,6 Prozent zulegen und liegt nunmehr bei 168 Millionen OTC-Einheiten.

Nichtarzneimittel als Umsatztreiber beim Versand

Insight Health hat auch untersucht, in welchen Bereichen die Vor-Ort-Apotheken und die Versandhändler stark beziehungsweise schwach waren. Die Vor-Ort-Apotheken verloren insbesondere im – allerdings ohnehin kleinen –Segment der freiverkäuflichen Arzneimittel: Dort sanken die Umsätze (Grundlage hier: der Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers ApU) um 4,8 Prozent. Leicht zulegen (2,3%) konnten sie im Bereich der Nichtarzneimittel, zu denen u. a. Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika gehören. Bedeutsamer ist, dass bei den apothekenpflichtigen OTC-Arzneimitteln die Umsätze um 0,4 Prozent zurückgingen. Die Versandhändler konnten dagegen in allen drei Bereichen zulegen. Umsatztreiber waren insbesondere die Nichtarzneimittel (plus 18,9%). Besonders schmerzlich für die öffentlichen Apotheken ist, dass auch die apothekenpflichtigen Arzneimittel um 14 Prozent zulegten.

Versender 34% unter dem AVP

Warum es viele Kunden in den Versandhandel ziehen dürfte, zeigt die Studie auch. Denn Insight Health hat analysiert, wie stark Apotheker und Versandhändler in den vergangenen Jahren im Schnitt vom Apothekenverkaufspreis AVP abwichen. Demnach gaben Offizin-Apotheker OTC-Arzneimittel im Jahr 2017 im Durchschnitt rund 8,3 Prozent unter AVP ab. Bei Versandhändlern lag der reale Verkaufspreis rund 34 Prozent unter dem AVP.

Auffällig ist auch, dass Vor-Ort-Apotheken und Versender leicht unterschiedliche Schwerpunkte haben. Die umsatzstärkste Arzneimittelgruppe in der Offizin war im vergangenen Jahr „Expektoranzien ohne Antiinfektiva“ – erst auf Rang zwei kamen nicht verschreibungspflichtige Analgetika. Bei den Versendern ist das Verhältnis umgekehrt: OTC-Schmerzmittel lagen hier auf Platz eins, dahinter erst die Expektoranzien. Interessant ist aber auch, dass der drittstärkste Umsatzblock bei den Versandapotheken an homöopathische Arzneimittel geht. Knapp 53 Millionen Euro setzten die Versender mit Homöopathie um.

Voltaren Schmerzgel ist der Umsatzrenner

Was die Einzelprodukte betrifft, war Voltaren Schmerzgel sowohl in der Vor-Ort-Apotheke als auch beim Versandhandel der absolute Umsatzrenner. Während die ­Apotheken knapp 181 Millionen Euro mit dem Gel umsetzten, ­erwirtschafteten die Versender etwas mehr als 35 Millionen Euro damit. Einen riesigen Umsatzsprung im Versandhandel legte Iberogast hin: Die Versender konnten ihre Umsätze mit den Magentropfen um ganze 26 Prozent steigern. In den Apotheken wuchsen die Iberogast-Umsätze immerhin um 7 Prozent.

Shop Apotheke mit 60% mehr Umsatz

Dass die OTC-Zahlen der Versandhändler zum Jahresabschluss 2017 so in die Höhe kletterten, konnte im Jahresverlauf bereits erahnt werden. Denn insbesondere die großen Versender wie DocMorris und die Shop Apotheke kommunizierten gerade im OTC-Bereich immer wieder große Wachstumsraten. Am vergangenen Mittwoch gab die Shop Apotheke nun bekannt, dass sie im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017 (Bilanzstichtag: 31. Dezember) einen vorläufigen Konzernumsatz von 284 Mio. Euro erzielte, wobei detaillierte Ergebnisse erst am 12. März veröffentlicht werden. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung von 60%. Im Kernsegment „Germany“ steigerte die Shop Apotheke den Umsatz um 44% auf 209 Mio. Euro (Vorjahr: 146 Mio. Euro).

Und auch DocMorris kann sich über deutliche Umsatzzuwächse freuen, wie im Beitrag „DocMorris mit 10% Rx-Plus“ auf Seite 4 ausführlich dargelegt wird. |

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