Arzneimittel und Therapie

Omega-3-Fettsäuren enttäuschen

Hochrisikopatienten profitieren nicht

Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren sollen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Die Datenlage ist jedoch widersprüchlich. Nun hat eine aktuelle Metaanalyse gezeigt, dass die Einnahme von entsprechenden Präparaten für Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko keinen Nutzen bringt.

Die Frage nach dem möglichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl und dem verminderten Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse wird seit vielen Jahren diskutiert. Aus Beobachtungsstudien ist bekannt, dass regelmäßiger Fischkonsum das Risiko einer koronaren Herzkrankheit senkt, was von verschiedenen Autoren auf die in fettem Seefisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren zurückgeführt wurde. Die Datenlage ist jedoch widersprüchlich, und ein Kausalzusammenhang wurde nie ausreichend belegt. Es ist ebenso gut möglich, dass der aus einem hohen Fischkonsum häufig resultierende geringe Fleischkonsum für die beobachteten Effekte verantwortlich ist.

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Besser Fisch statt Kapseln? Auch eine aktuelle Metaanalyse liefert keine Anhaltspunkte für einen Nutzen von Omega-3-Fettsäuren bei Hochrisikopatienten.

Metaanalyse berücksichtigt aussagekräftige Studien

Eine Arbeitsgruppe der Universität Oxford ging nun in einer Metaanalyse aus zehn entsprechenden Studien erneut der Frage nach, ob zwischen der Einnahme von Omega-3-Fettsäuren und dem Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse bei Personen mit hohem kardiovaskulärem Risiko ein Zusammenhang besteht. Von diesen zehn Untersuchungen waren acht als Placebo-kontrollierte Doppelblindstudien angelegt. Lediglich zwei Studien wurden mit einem Open-label-Design durchgeführt, sodass die Autoren der Metaanalyse von einem insgesamt geringen Risiko für Bias, d. h. systematischer Verzerrung der Ergebnisse, ausgehen. Die eingesetzten Tagesdosen variierten in den einzelnen Studien von 226 bis 1800 mg Eicosapentaensäure bzw. von 0 bis 1700 mg Docosahexaensäure. Die Behandlungsdauer lag im Mittel bei 4,4 Jahren. Die Studienpopulation bestand aus insgesamt 77.917 Patienten (61,4% davon Männer), die bei Studienbeginn im Schnitt 64 Jahre alt waren und aufgrund von Vorerkrankungen ein hohes kardiovaskuläres Risiko aufwiesen: 66% der Patienten hatten eine vorbestehende koronare Herzkrankheit, 28% einen Schlaganfall in der Anamnese und 37% Diabetes.

Keine Assoziationen gefunden

Das Ergebnis der Metaanalyse war eindeutig: Weder für koronare Herzkrankheit noch für irgendein anderes kardiovaskuläres Krankheitsbild oder die Gesamtsterblichkeit wurde eine Relation zur Einnahme von Omega-3-Fettsäuren gefunden. Auch in den vorher festgelegten Subgruppen – unterteilt z. B. nach Geschlecht, vorbestehender koronarer Herzkrankheit, Diabetes oder Fettstoffwechselstörungen – konnten keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf die untersuchten Endpunkte festgestellt werden.

Weiterhin keine Evidenz für Supplementierung

Die Autoren betonen, dass eine Metaanalyse ohne Zugriff auf individuelle Patientendaten gewisse Limitierungen hinsichtlich der Interpretierbarkeit mit sich bringt, und verweisen auf verschiedene derzeit laufende, große randomisierte kontrollierte Studien, die weitere Erkenntnisse über den Einfluss von Omega-3-Fettsäuren auf kardiovaskuläre Ereignisse liefern könnten und in denen z. T. deutlich höhere Dosierungen von drei bis vier Gramm pro Tag untersucht werden. Bis dahin existiert jedoch trotz umfassender Untersuchungen keinerlei Evidenz für eine präventive Wirkung einer Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren im Hinblick auf kardiovaskuläre Ereignisse bei Hochrisikopatienten. |

Quelle

Aung T et al. Associations of Omega-3-Fatty Acid Supplement Use With Cardiovascular Disease Risks. JAMA Cardiol 2018;doi:10.1001.jamacardio.2017.5205

Apothekerin Dr. Julia Podlogar

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