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Prisma
Der „Wunderbaum“ Rizinus
Giftpflanze des Jahres 2018
Die Wahl der Giftpflanze des Jahres wird seit 2004 vom Botanischen Sondergarten Wandsbek in Hamburg organisiert, und an der Wahl selbst kann sich jedermann beteiligen. Unter fünf Kandidaten machte aktuell der Rizinus (Ricinus communis, Euphorbiaceae) das Rennen. Seine Heimat dürfte im tropischen Afrika liegen, und vermutlich aus Ägypten gelangte er im 16. Jahrhundert nach Europa und von dort in alle frostfreien Landstriche der Welt. Es wird spekuliert, dass der Rizinus mit einer im Alten Testament (Jona 4,6 – 7) genannten, schnellwüchsigen Pflanze identisch ist: Der Prophet Jona „baute sich eine Hütte und setzte sich in ihren Schatten, […] da befahl Gott einer Rizinuspflanze [?], schnell emporzuwachsen, dass sie Jonas Kopf beschattete.“ Der bei uns einjährig kultivierte Rizinus wird in wenigen Wochen bis zu vier Meter hoch, in den Tropen und Subtropen wächst er jedoch als Strauch oder bis zwölf Meter hoher Baum, der wohl wegen seiner Schnellwüchsigkeit „Wunderbaum“ heißt.
Der Name „Ricinus“ bedeutet „Zecke“ und spielt darauf an, dass der Samen einer mit Blut vollgesogenen Zecke ähnelt. Dieser Samen enthält das äußerst giftige Lectin Ricin in einer Konzentration von 1,2 mg/g. Es ist ein Protein mit zwei Ketten, die durch eine Disulfidbrücke miteinander verbunden sind. Nach oraler Aufnahme wird es von den Proteasen des Magens nicht zerstört und wird trotz seiner großen Molekularmasse von 62.057 Dalton schnell aus dem Dünndarm resorbiert. Ricin hemmt in Zellen die Translation und wirkt dadurch stark zytotoxisch. Die tödliche Dosis für den Menschen beträgt etwa 1 mg/kg Körpergewicht bei oraler Aufnahme.
Natives und raffiniertes Rizinusöl sind im Europäischen Arzneibuch monografiert. Sie sind frei von Ricin und bestehen zu 80 bis 85% aus Triglyceriden der Ricinolsäure, einer hydroxylierten Ölsäure. Rizinusöl wirkt abführend und ist auch als pharmazeutischer Hilfsstoff von Bedeutung. Es wird in großen Mengen produziert, weil Rizinus auf tropischen Plantagen angebaut wird, und dient auch zur Herstellung von Farben und Lacken sowie von Biodiesel.
Noch ein Wort zur Zierpflanze: Sie kann im Haus vorgezogen werden und sollte erst nach den Eisheiligen ins Beet gepflanzt werden. Die meisten Gartenfreunde bevorzugen rote Varianten. Die Rotfärbung ist typisch für zahlreiche Euphorbiaceen, sie findet sich z. B. auch beim Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima). |
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