Arzneimittel und Therapie

Asthma-Exazerbationen bleiben bedrohlich

Vervielfachung der inhalativen Glucocorticoid-Dosis nicht überzeugend

Rund 300 Millionen Menschen weltweit sind von Asthma betroffen. Besonders Exazerbationen, also akute Asthmaanfälle, sind gefürchtet und können sich auch langfristig negativ auswirken. Zwei aktuelle Studien untersuchten nun, ob Exazerbationen durch eine Vervielfachung der inhalativen Glucocorticoid-Dosis vermieden werden können.

Inhalative Glucocorticoide gehören zum Therapiestandard bei der Behandlung des Asthma bronchiale. Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern kann damit das Asthma kontrolliert und eine gewisse Stabilität erreicht werden. Obwohl die Betroffenen mit Glucocorticoiden und teils weiteren Arzneimitteln behandelt werden, kommt es dennoch in vielen Fällen zu Exazerbationen. Meistens werden diese durch äußere Faktoren wie Infektionen, Allergene oder Luftverschmutzung hervorgerufen. Durch ­solche Exazerbationen nimmt die ­Lungenfunktion schleichend ab, und die allgemeine Symptomatik verschlechtert sich. Die Vorbeugung von Exazerbationen ist somit essenziell.

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Auslösende Faktoren besser meiden: Dennakute Asthmaanfällekönnen auch durch eine stark erhöhte Dosis inhalativer Glucocorticoide kaum vermieden werden.

Viel hilft nicht ...

Zwei aktuelle klinische Studien – mit unterschiedlichem Design und Patientenkollektiv – gingen nun der Frage nach, ob eine Vervielfachung der in­halativen Glucocorticoid-Dosis Exazerbationen verhindern kann. Um potenzielle Nebenwirkungen zu minimieren, wurde die Glucocorticoid-Dosis in beiden Studien erst ab einem bestimmten Zeitpunkt erhöht, und zwar bei Erreichen der „gelben Zone”, d. h. bei Verschlechterung der Asthma-Kontrolle, aber noch vor dem Eintreten einer vollen Exazerbation. In die erste Studie wurden 254 Schulkinder im ­Alter von fünf bis elf Jahren mit leichtem bis mittelschwerem Asthma eingeschlossen. Alle Kinder wurden initial über 48 Wochen hinweg mit niedrig dosiertem Fluticason (zweimal 44 μg pro Tag) behandelt. Nach Erreichen der „gelben Zone” erhielt eine Gruppe weiterhin die niedrige Dosis, die zweite Gruppe eine fünffach höhere Dosis (zweimal 220 μg pro Tag) – jeweils im Doppelblind-Design für insgesamt sieben Tage. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied im Auftreten schwerer Exazerbationen. Insgesamt war die Glucocorticoid-Dosis in der Fünffachdosis-Gruppe um 16% höher als in der Normaldosis-Gruppe. Das Größenwachstum der Kinder in der Fünffachdosis-Gruppe war um 0,23 cm pro Jahr verringert.

... oder zumindest nicht viel

In der zweiten Studie wurden Daten von 1871 Jugendlichen und Erwachsenen ausgewertet, die im Rahmen eines Selbstmanagement-Plans bei Erreichen der „gelben Zone“ die Dosis ihres inhalativen Glucocorticoids entweder vervierfachten oder beibehielten. Während einer Studiendauer von 12 Monaten traten bei 45% der Probanden unter der Vierfachdosis Exazerbationen auf, in der Normaldosis-Gruppe bei 52% (Hazard Ratio = 0,81; p = 0,002). Die Nebenwirkungen waren unter der Vierfachdosis erwartungsgemäß höher und auf die lokalen Effekte der Glucocorticoide zurückzuführen.

Auch wenn in einer der Studien ein positiver Effekt der vervielfachten Corticoid-Dosis festgestellt werden konnte, kann keine allgemeine Empfehlung für diesen Therapieansatz ausgesprochen werden. Wichtiger wäre es, den individuellen „Asthma-Phänotyp” zu kennen und die Exazerbationen anhand der auslösenden Faktoren zu kategorisieren. Ähnliche Strategien wurden bei der COPD-Behandlung bereits erfolgreich implementiert. |

Quelle

Bardin PG. Escalating Inhaled Glucocorticoids to Prevent Asthma Exacerbations. N Engl J Med 2018;378(10):950-951

Jackson DJ et al. Quintupling Inhaled Gluco­corticoids to Prevent Childhood Asthma Exacerbations. N Engl J Med 2018;378(10):891-901

McKeever Tricia et al. Quadrupling Inhaled Glucocorticoid Dose to Abort Asthma ­Exacerbations. N Engl J Med 2018;378(10):902-910

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

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