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Adexa-Info
Gedanken zum Ersten Mai 2018
Und wenn wir einen Blick auf den gesamten Arbeitsmarkt werfen, so zeigt sich: Es gibt auch immer noch genug zu tun. Prekäre Arbeitsverhältnisse, Branchen und Regionen ohne nennenswerte Tarifbindung, eine kaum schrumpfende Lohnlücke zwischen Frauen und Männern, Druck in Richtung einer übermäßigen Flexibilisierung von Arbeitszeiten – das sind nur einige Themen, die für die Interessenvertretungen von Arbeitnehmern wichtig sind.
Und wie sieht es im Apothekenbereich aus? Die heftige Grippesaison hat deutlich gemacht: Die Personaldecke in den Apotheken ist dünn. In vielen Fällen zu dünn. „Aber wir bekommen einfach nicht genug qualifiziertes Personal“, werden Arbeitgeber einwenden. Stimmt, es ist schwierig geworden, freie Stellen zu besetzen.
Doch dieser Personalmangel kommt nicht von ungefähr. Im Branchenvergleich sind die öffentlichen Apotheken nicht so attraktiv, wie sie in unserer alternden Gesellschaft sein müssten. Das beginnt schon bei der Ausbildung und zeigt sich bis hin zum Rentenalter:
- Wer PTA werden will, muss in vielen Fällen Schulgeld mitbringen – und verdient nachher nicht genug, um sich selbst und eine Familie existenzsichernd durchzubringen.
- Apothekenarbeitsplätze sind zwar „familienfreundlich“, aber oft nur dann, wenn es einen Hauptverdiener gibt, der die Einkommensverluste durch Elternzeit und Teilzeit auffängt.
- Und auch die Rente reicht vielfach nicht aus, wenn kein besser verdienender Partner (mehr) da ist.
Hier sind die Arbeitgeber und insbesondere die Tarifvertragsparteien gefragt, damit die Apotheken mehr Berufsnachwuchs gewinnen und qualifizierte Mitarbeiter halten können. Das Image des schlecht bezahlten Frauenberufs muss weg – und dafür helfen nur gute, wettbewerbsfähige Ausbildungsvergütungen und Tarifgehälter für alle Apothekenberufe (einschließlich der wachsenden Zahl an Filialapothekenleitern)!
Damit das gelingt, stehen aber auch die Politik und die Krankenkassen in der Pflicht: Die Leistungen der Apotheken sind für die Bevölkerung unverzichtbar und müssen entsprechend honoriert werden. Ein Beispiel: Ein von Pharmazeuten begleitetes Medikationsmanagement spart dem System Kosten. Da ist es ein Skandal, wenn die Kompetenz der Apotheken nicht ausreichend genutzt und vor allem auch nicht vergütet wird. Bei den Ärzten wäre das undenkbar. Wir sind gespannt, welche Vorschläge die ABDA unserem neuen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in puncto Honorierung machen wird und ob sich Modellprojekte wie ARMIN bald bundesweit umsetzen lassen.
Das ist jedenfalls unsere ADEXA-Botschaft zum Ersten Mai 2018: Nicht nur in der Pflege, sondern auch in den Apotheken warten Beschäftigte auf bessere Arbeitsbedingungen und politische Wertschätzung! Ausländische Versandapotheken sind kein Ersatz für die Beratung und persönliche Zuwendung, die Apothekenangestellte in Präsenzapotheken täglich leisten. Herr Minister, werden Sie aktiv, um die Situation der deutschen Apotheken zu stärken! Und ABDA und DAV: Denken Sie an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wenn Sie mit dem BMG und dem GKV-Spitzenverband verhandeln!
Ihnen, liebe ADEXA-Mitglieder, möchten wir den „Tag der Arbeit“ als ein nach wie vor wichtiges Instrument der gewerkschaftlichen Interessenvertretung ans Herz legen. Wenn Sie nicht gerade im Notdienst arbeiten müssen, machen Sie sich doch selbst ein Bild, was Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der verschiedenen Branchen auf den Aktionen zum Ersten Mai 2018 bewegt. Und genießen Sie den freien Tag; Sie haben es sich nach dem anstrengenden Jahresstart verdient. |
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