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- DAZ 18/2018
- Es geht auch ohne Hormone
Arzneimittel und Therapie
Es geht auch ohne Hormone
Einfaches Vaginalgel lindert vulvovaginale Beschwerden ausreichend
In den letzten Jahren wurde das Apothekensortiment um zahlreiche rezeptfreie Arzneimittel und Medizinprodukte zur Linderung vulvovaginaler Symptome erweitert (s. Tabelle). Bekommen Frauen die Symptome damit nicht in den Griff, sind verschreibungspflichtige lokale Zubereitungen mit Estriol (als Creme, z. B. Ovestin® Creme, als Vaginaltabletten, z. B. Gynoflor®, oder –zäpfchen, z. B. Estriol-Ovulum fem Jenapharm®) bzw. Estradiol (z. B. Linoladiol® N Creme) einen Versuch wert, bevor eine systemische Behandlung eingeleitet wird. In einer kürzlich publizierten Studie hat eine US-amerikanische Arbeitsgruppe geprüft, ob bei moderaten bis schweren postmenopausalen vulvovaginalen Beschwerden Estrogen-haltige Vaginaltabletten besser wirksam sind als Moisturizer und diese wiederum besser als Placebo. Anlass dafür war, dass es bisher nur sehr wenige und meistens kleine oder nicht optimal designte Untersuchungen gibt, die hormonelle und nichthormonelle Optionen miteinander vergleichen.
Produkt / Anbieter |
Haupt-inhaltsstoff(e) |
Anwendung |
Hinweise |
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KadeFungin® Befeuchtungsgel (30 ml) / Dr. Kade Pharm. Fabrik GmbH
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Hyaluronsäure |
bei Bedarf mehrmals täglich auftragen (Schamlippen und Scheideneingang) |
mit Kondomen anwendbar |
KadeFungin® Befeuchtungsovula (14 Stück) / Dr. Kade Pharm. Fabrik GmbH
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Hyaluronsäure, Vitamine A und E |
Vaginalzäpfchen täglich jeweils abends an 14 aufeinanderfolgenden Tagen tief in die Scheide einführen |
keine Angaben zum Einsatz mit Kondomen |
Vagisan® FeuchtCreme (25 g oder 50 g [mit Applikator]) / Dr. August Wolff GmbH
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Milchsäure |
täglich eine halbe Applikatorfüllung in die Scheide einbringen, vorzugsweise vor dem Schlafengehen; bei Bedarf mehrmals täglich auftragen (Schamlippen und Scheideneingang) |
nicht gleichzeitig mit Kondomen oder Pessaren anwendbar |
Vagisan® FeuchtCreme Cremolum® (16 Stück) / Dr. August Wolff GmbH
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Milchsäure |
Vaginalzäpfchen tief in die Scheide einführen, vorzugsweise vor dem Schlafengehen; zu Beginn täglich, danach zwei- bis dreimal pro Woche |
nicht gleichzeitig mit Kondomen oder Pessaren anwendbar; nicht unmittelbar vor dem Geschlechtsverkehr |
Replens™ Vaginalgel (3 oder 6 vorgefüllte Applikatoren) / Aurosan GmbH |
Polycarbophil |
Gel alle drei Tage mittels Einmalapplikator in die Scheide einführen, vorzugsweise am Morgen |
mit (Naturkautschuk-), Latex-, Polyisopren- und Polyurethan-Kondomen anwendbar; nicht unmittelbar vor dem Geschlechtsverkehr |
Gynomunal® Vaginalgel (50 ml [mit Applikator]) / Almirall Hermal GmbH
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Hyaluronsäure, Liposome, Hopfenextrakt, Vitamin E |
täglich an sieben aufeinanderfolgenden Tagen eine Applikatorfüllung in die Scheide einbringen, vorzugsweise vor dem Schlafengehen; danach zweimal pro Woche |
mit Naturlatex- und Polyisopren-Kondomen anwendbar, jedoch nicht mit Polyurethan-Kondomen |
Remifemin® FeuchtCreme (50 g) / Schaper & Brümmer GmbH & Co. KG
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Milchsäure, Hamameliswasser |
einmal täglich, vorzugsweise vor dem Schlafengehen (ohne Applikator: am Scheideneingang und im äußeren Intimbereich auftragen; mit Applikator: halbe Füllung in die Scheide einführen) |
mit latexfreien Kondomen anwendbar |
Vulniphan® Vaginalovula (10 Stück) / Dr. R. Pfleger GmbH
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Hyaluronsäure |
Vaginalzäpfchen einmal täglich tief in die Scheide einführen, vorzugsweise vor dem Schlafengehen |
mit Kondomen anwendbar |
Estrogen, Moisturizer, Placebo?
In die 12-wöchige randomisierte, doppelblinde placebokontrollierte Studie wurden postmenopausale Frauen eingeschlossen, die im Bereich der vulvovaginalen Schleimhaut unter Symptomen wie Juckreiz, Schmerzen, Trockenheitsgefühl, Reizungen oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr litten, welche moderat bis schwer ausgeprägt waren. Das mittlere Alter der Probandinnen betrug 61 Jahre, die meisten (81%) von ihnen waren sexuell aktiv. Ein Drittel (n = 102) wendete zwei Wochen lang täglich, anschließend zweimal wöchentlich, eine Estradiol-haltige Vaginaltablette (10 µg) und jeden dritten Tag ein Placebo-Gel an. Eine weitere Gruppe (n = 100) erhielt ein alle drei Tage lokal anzuwendendes befeuchtendes Gel (Moisturizer) sowie eine Placebo-Vaginaltablette. In der dritten Gruppe (n = 100) waren beide Präparate Placebos. Primärer Endpunkt war die Abnahme der Schwere des jeweils störendsten Symptoms 12 Wochen nach Studienbeginn auf einer Skala von 0 bis 3 (0: keine, 1: leichte, 2: moderate, 3: starke Symptome). Außerdem wurden – teils mithilfe von Fragebögen – zahlreiche sekundäre Parameter erhoben, beispielsweise das Ausmaß weiterer Symptome, der vaginale pH-Wert, gewebsspezifische Marker der vulvovaginalen Atrophie oder die Zufriedenheit mit der Behandlung.
Alle ähnlich gut wirksam
In den beiden Verum-Gruppen wurden weder beim primären noch bei den sekundären Endpunkten bessere Ergebnisse erzielt als unter Placebo. In allen Gruppen reduzierte sich die Symptomschwere innerhalb von zwölf Wochen im Mittel um 1,2 bis 1,4 Punkte. Die meisten Frauen erfuhren eine Linderung ihrer Beschwerden um mindestens 50% (Estradiol 70% vs. Placebo 65%, p = 0,50; Moisturizer 54% vs. Placebo 65%, p = 0,10). Auf Basis dieser Ergebnisse argumentieren die Autoren, dass ein hormonhaltiges Gel nicht unbedingt notwendig sei, um vulvovaginale Symptome bei postmenopausalen Frauen zu reduzieren. Es genüge offenbar, regelmäßig eine befeuchtende Zubereitung anzuwenden. Dass auch das Placebo-Vaginalgel auf Basis von Hydroxyethylcellulose die Beschwerden gut lindern konnte, war für zwei Kommentatorinnen der Studie nicht überraschend. Sie beurteilten die Unterschiede in der Viskosität und im pH-Wert als gering. Der Moisturizer enthielt das bioadhäsive Polymer Polycarbophil, dem im Vergleich mit anderen Gelen eine längere befeuchtende Wirkung zugeschrieben wird. In dieser Studie wirkte sich der Inhaltsstoff jedoch nicht signifikant auf die Linderung der Beschwerden aus.
Präferenzen erfragen
Das Fazit der Autoren: Zur Linderung vulvovaginaler Symptome in der Postmenopause genügt eine rezeptfreie lokale Zubereitung. Bei der Entscheidung für ein Produkt sollten finanzielle Aspekte und die Präferenzen der Anwenderinnen bezüglich der Formulierung eine Rolle spielen. Frauen, die Cremes oder Gele nicht mögen, könnten sich beispielsweise für Vaginalzäpfchen entscheiden. |
Quelle
Mitchell AM et al. Efficacy of vaginal estradiol or vaginal moisturizer vs placebo for treating postmenopausal vulvovaginal symptoms. A randomized clinical trial. JAMA Intern Med 2018; doi:10.1001/jamainternmed.2018.0116
Huang AJ, Grady D. Rethinking the approach to managing postmenopausal vulvovaginal symptoms. JAMA Intern Med 2018; doi:10.1001/jamainternmed.2018.0094
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