Arzneimittel und Therapie

Gentest vor Clopidogrel-Einsatz?

Routinemäßige Untersuchung kann Komplikationen nach Stent-Implantation verringern

Nach einer Stent-Implantation ist eine duale Plättchenhemmung mit Acetylsalicylsäure (ASS) und einem P2Y12-Antagonisten ein Muss. Doch bei einem CYP2C19-Defekt wirkt Clopidogrel nicht wie es soll. Durch eine Genotypisierung können gegebenenfalls Alternativen gewählt und kardiovaskuläre Risiken gesenkt werden.

Für die Sekundärprophylaxe nach einem akuten Koronarsyndrom (ACS) sowie nach einer perkutanen Koronarintervention (PCI) und Stent-Implantation kommt häufig der kostengünstige Thrombozytenaggregationshemmer Clopidogrel (Plavix®, Iscover®

und Generika) zum Einsatz. Clopidogrel ist ein Prodrug und wird in der Leber durch verschiedene Cytochrom-P450-Enzyme in seine aktive Form um­gewandelt. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem CYP2C19 zu. Besteht ein Gendefekt in einem oder beiden Allelen, die für CYP2C19 ko­dieren, kann das Enzym nicht seine volle Aktivität entfalten, und die Wirk­samkeit von Clopidogrel ist vermindert. Die Folge ist ein erhöhtes Risiko für kardio- und zerebrovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall.

CYP2C19-Genotypisierung

Ein in Deutschland verfügbarer Test zur CYP2C19-Genotypisierung ist der „STADA Diagnostik Clopidogrel – Test“. Der Test ist für ca. 160 Euro in der Apotheke erhältlich, jedoch zur Durchführung in der ärztlichen Praxis bestimmt. Für den Test wird die vom Arzt entnommene Blutprobe in dem Probenversandkarton (Bestandteil des Testpakets) von der Arztpraxis an die humatrix AG geschickt. Das Labor isoliert aus der Blutprobe die DNA und analysiert diese bezüglich der für die Clopidogrel-Wirkung relevanten Gene CYP2C19 und ABCB1 (verantwortlich für die Resorption von Clopidogrel aus dem Darm). Dies ermöglicht die Bestimmung des Metabolisierungstyps der Patienten und damit eine individualisierte Therapieempfehlung des Arztes. Der gleiche Test ist unter dem Namen „Therapiesicherheit Clopidogrel“ von der humatrix AG erhältlich.

An der University of North Carolina (USA) wurde an Hochrisikopatienten, die sich einer PCI unterzogen hatten, der Effekt einer genotyporientierten dualen Plättchenhemmung im klinischen Alltag untersucht. Das Risiko für schwere kardio- und zerebrovaskuläre Ereignisse war bei Patienten mit einem defekten CYP2C19-Gen, die mit Clopidogrel behandelt wurden, signifikant höher als bei denjenigen, die alternativ Prasugrel (Efient®) oder Ticagrelor (Brilique®) erhielten (adjustierte Hazard-Ratio 4,65; 95%-Konfidenzintervall 2,22 – 10,0; p < 0,001). Bei Patienten mit voll funktionsfähigem CYP2C19 wurde kein erhöhtes Risiko beobachtet. Das Auftreten von schweren Blutungen war zwischen den verschiedenen CYP2C19-Phäno­typen und den verschiedenen Therapiegruppen hingegen vergleichbar.

Insbesondere Hochrisikopatienten, die sich einer PCI unterziehen, könnten folglich von einer routinemäßgen Genotypisierung mit anschließend optimierter Auswahl eines geeigneten Thrombozytenaggregationshemmers profitieren. |

Quelle

Lee CR et al. Clinical outcomes and sustainability of using CYP2C19 genotype-guided antiplatelet therapy after percutaneous coronary intervention. Circ Genom Precis Med 2018;11(4):e002069

Apothekerin Dr. Daniela Leopoldt

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.