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Arzneimittel und Therapie
Mit Honig gegen Kinderhusten
Hausmittel überzeugt auch bei kritischer Betrachtung der Evidenz
Honig werden zahlreiche antibakterielle, antivirale und antimykotische Eigenschaften zugeschrieben. Außerdem besitzt das Gemisch aus Fructose, Glucose und hunderten weiteren Inhaltsstoffen eine antiinflammatorische Wirkung. Kurzfristig wird auch die Reizung der Hustenrezeptoren reduziert, da diese von dem enthaltenen Zuckersirup „eingehüllt“ werden. Daher verwundert es nicht, dass das Bienenprodukt in der traditionellen Medizin seinen festen Platz hat und gerne zur Linderung bei Hustenbeschwerden eingesetzt wird. Doch wie sieht es mit der Evidenz aus?
Zur Bewertung der Wirksamkeit von Honig bei Kindern mit akutem Husten wurden in einem kürzlich veröffentlichten Cochrane Review randomisierte kontrollierte Studien berücksichtigt, welche die Anwendung von Honig mit dem zentral wirksamen Antitussivum Dextromethorphan, dem H1-Antihistaminikum Diphenhydramin, dem Broncholytikum Salbutamol, dem Enzymgemisch Bromelain, Placebo oder keiner Behandlung verglichen. In den Studien waren Kinder im Alter von einem bis 18 Jahren eingeschlossen.
Ausgewertet wurden sechs Studien mit insgesamt 899 Kindern. Demnach kann mit Honig die Häufigkeit der Hustenanfälle ähnlich gut reduziert werden wie mit Dextromethorphan. Im Vergleich zu Diphenhydramin, Placebo oder keiner Behandlung erwies sich Honig in dieser Hinsicht sogar als besser wirksam. Wird Honig für bis zu drei Tage gegeben, kann im Vergleich zu Placebo oder Salbutamol eine stärkere Besserung der Symptome erreicht werden. Zudem wird der Husten durch Honig schneller gelindert. Bei Anwendung über drei Tage hinaus verbessert Honig im Vergleich zu Salbutamol oder Placebo die Hustensymptome und den Schlaf von Eltern und Kindern nicht stärker. Zwischen Honig und Bromelain vermischt mit Honig scheint es keine oder nur geringe Unterschiede hinsichtlich Hustenhäufigkeit und -stärke zu geben.
Beratungstipps
- Vorliegende Hustensymptomatik (trocken oder verschleimt) und Alter des Kindes abklären.
- Keinen Hustenlöser vor dem Mittagsschlaf oder am Abend geben, damit der Schlaf nicht durch Abhusten gestört wird. Bei Kleinkindern besteht die Gefahr, dass sie sich im Schlaf verschlucken.
- Bei Produkten mit ätherischen Ölen ist Vorsicht geboten. Sind die Kinder jünger als sechs Jahre, darf kein Campher oder Menthol enthalten sein. Sonst drohen Verkrampfungen der empfindlichen Bronchien und Atemnot. Präparate mit z. B. Eucalyptusöl, Fichtennadelöl und Kiefernnadelöl sind mögliche Alternativen.
- Honig ist für Kinder unter zwölf Monaten nicht geeignet, da ihre Immunität gegenüber möglicherweise in Honig enthaltenen Bakterien wie Clostridium botulinum noch zu gering ist. Im schlimmsten Fall können Lähmungen auftreten.
- Bei Kindern im Säuglingsalter oder bei Unsicherheiten einen Arzt zu Rate ziehen, beispielsweise bei länger andauerndem Husten, gelb-grünem Auswurf oder Atembeschwerden.
Nebenwirkungen wie Nervosität, Schlaflosigkeit und Hyperaktivität traten bei sieben Kindern (9,3%), deren Husten mit Honig behandelt wurde, und bei zwei Kindern (2,7%) in der Dextromethorphan-Gruppe auf. Bei drei Kindern (7,5%) aus der Diphenhydramin-Gruppe wurde starke Schläfrigkeit beobachtet. Sowohl unter Placebo als auch nach Gabe von Honig traten bei Kindern gastrointestinale Beschwerden auf (11 und 12%). Unter Salbutamol kam es im Vergleich zu Honig häufiger zu Hautausschlag. Allerdings waren die Unterschiede bezogen auf alle Nebenwirkungen unter Honig und den Vergleichstherapien nicht statistisch signifikant.
Die Autoren schlussfolgern aus den Ergebnissen, dass Honig die Hustensymptome wohl stärker lindert als Diphenhydramin, Salbutamol, Placebo oder keinerlei Behandlung. Allerdings ist die Evidenz für oder gegen die Anwendung von Honig zur Hustenlinderung bei Kindern nicht besonders hoch. |
Quelle
Oduwole O et al. Honey for acute cough in children. Cochrane Database Syst Rev. 2018;4:CD007094
S3-Leitlinie Pneumologie „Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit akutem und chronischem Husten“. 2010. Abgelaufen und aktuell in Überarbeitung
Lüdecke A. Kleine Erkältungspatienten in der Apotheke. 18. Januar 2018. www.deutsche-apotheker-zeitung.de
1 Kommentar
Dosierung
von Corinna am 16.06.2018 um 17:27 Uhr
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