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Pflegereform: Das betrifft auch Apotheken!

Ein Kommentar von Tanja Kratt

Zumindest ein Versprechen will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einlösen. Er hat die Pflege zur Chefsache gemacht und plant, Angestellte besser zu entlohnen. Der Fachkräftemangel könnte jedoch öffentliche Apotheken in wenigen Jahren genauso hart treffen.
Tanja Kratt

„Anerkennung drückt sich nicht nur in Worten aus“, so kommentierte Jens Spahn die aktuelle Gehaltssituation bei Pflegekräften. „Es geht auch ums Geld.“ Er spricht sich für „bis zu 3000 Euro im Monat“ als Honorierung aus. Zusammen mit Familienministerin Franziska Giffey und Arbeitsminister Hubertus Heil (beide SPD) will der Gesundheitsminister Pflegeberufe attraktiver machen und dem Personalnotstand entgegenwirken. Jetzt müsse es darum gehen, über Ausbildung, Umschulung und Anwerbung von Kräften aus dem Ausland die geplanten 13.000 zusätzlichen Stellen auch zu besetzen, sagt er.

Berufe nicht isoliert betrachten

ADEXA solidarisiert sich mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Pflegebereich, warnt aber davor, nur eine Branche zu betrachten. Laut Zahlen der Bundesagentur für Arbeit gelten Apothekerinnen und Apotheker auch als Engpassberuf. Offene Stellen blieben durchschnittlich 139 Tage unbesetzt. Für die Analyse wurden die Daten von Mai 2017 bis April 2018 berücksichtigt. Angestellte Approbierte sind laut ABDA-Statistikhandbuch im Schnitt 44,7 Jahre alt, Inhaber sogar 51,5 Jahre (Stand Ende 2014).

Die Gründe, warum sich Jugendliche kaum für Apothekenberufe entscheiden, sind vielfältig. Das beginnt bei fehlenden Aufstiegschancen für angestellte Approbierte, verglichen mit der Industrie. ADEXA setzt sich dafür ein, Filialleiterinnen und Filialleiter separat im Gehaltstarifvertrag einzugruppieren. Wer sich fortbildet, macht das auch nicht als pures Freizeitvergnügen, sondern – um es mit Spahn zu sagen – will mehr als verbale Anerkennung. Das betrifft alle Berufsgruppen. Auch die politischen Rahmenbedingungen müssen sich ändern, damit Jugendliche wieder in Apotheken gehen. Dazu gehört das längst versprochene Versandverbot für Rx-Arzneimittel – und kein Kahlschlag, wie von der Monopolkommission oder vom GKV-Spitzenverband angedacht.

Keine Pflege ohne Apotheken

Hier spannt sich der Bogen wieder zurück zur Pflege. Sie kann ohne öffentliche Apotheken nicht funktionieren. Wir beliefern nicht nur Arzneimittel, sondern fertigen Rezepturen an und stellen beziehungsweise verblistern Medikamente. Und bei jedem Schritt leisten wir Beiträge zur Arzneimitteltherapiesicherheit. In den USA sind „Brown Bag“-Analysen seit Jahren üblich, wohlgemerkt als Versicherungsleistung. Dort ist man einen großen Schritt weiter: Pharmazeutische Leistungen lindern Leid und retten Menschenleben. Sterben öffentliche Apotheken vor Ort, werden ambulante Pflegedienste oder stationäre Ein­richtungen große Schwierigkeiten bekommen. |

Tanja Kratt, ADEXA – Die Apothekengewerkschaft, Zweite Vorsitzende

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