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- DAZ 31/2018
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Arzneimittel und Therapie
Schutz vor Handekzem
Cochrane-Review nimmt Präventionsmaßnahmen unter die Lupe
Patienten mit beruflich bedingtem Handekzem stehen unter einem hohem Leidensdruck: Die Läsionen sind schmerzhaft und unansehnlich, häufig kommt es zu Fehltagen. Nicht selten ist ein Jobwechsel notwendig. Auch die finanzielle Belastung für die Gesellschaft ist nicht unerheblich. Heidelberger Forscher haben in einer 2013 publizierten Arbeit jährliche Gesamtkosten in Höhe von rund 8800 Euro pro Patient errechnet. Rund zwei Drittel der Gesamtkosten sind auf Produktivitätsausfälle zurückzuführen. Der Anteil der direkten Behandlungskosten lag – je nach Schweregrad – bei rund 2600 bis 2700 Euro.
Wer ist betroffen?
Zu den Risikogruppen für berufsbedingte Handekzeme zählen vor allem Friseure, Mitarbeiter in Heil- und Pflegeberufen, Reinigungskräfte, Arbeiter im Baugewerbe, in der Farb-, Metall- und Nahrungsmittelbranche sowie in der Landwirtschaft. Neben den direkt auf die Haut wirkenden irritativen Substanzen sind auch Triggerfaktoren wie niedrige Temperaturen oder eine atopische Haut pathogenetisch bedeutsam. Ob auch Alter, Geschlecht, genetische Faktoren oder ethnische Unterschiede bei der Entwicklung von Berufsdermatosen eine Rolle spielen, ist noch nicht abschließend geklärt. Die Inzidenzraten liegen zwischen fünf und 20 Fällen pro 10.000 Vollzeitbeschäftigten pro Jahr.
Allergie und/oder Irritation?
Unter ätiologischen Gesichtspunkten unterscheidet man das irritative und das allergische Handekzem. Außerdem gibt es kombinierte Krankheitsbilder, die sich klinisch und somit auch diagnostisch schwer voneinander abgrenzen lassen. Gemeinsam ist beiden Dermatosen der Kontakt mit exogenen akut toxischen, kumulativ toxischen oder sensibilisierenden Noxen als Auslöser – daher das Synonym Kontaktekzem. Bei der allergischen Krankheitsvariante, die zu den Typ-IV-Allergien gehört, zählen vor allem Nickel, Kobalt, Dichromat, Kolophonium, Teebaumöl und Duftstoffe zu den auslösenden Faktoren. Hauptauslöser eines irritativen Handekzems sind Wasser, Reinigungs-, Lösungs- und Desinfektionsmittel, Schmier- und Schneidöle. Es kann außerdem durch mechanische Schädigung der Hautbarriere (z. B. beim Arbeiten mit Papier) oder durch Okklusion (unter Schutzhandschuhen) bedingt sein.
Die Entwicklung des Ekzems beginnt, wenn das regenerative Potenzial der Haut ausgeschöpft ist, die Belastung mit den irritativen Substanzen jedoch weiterhin anhält. Charakteristische Symptome sind Rötungen, Ödeme, Blasenbildung und Juckreiz zu Beginn sowie Rhagaden, Hyperkeratosen, Fissurenbildung, Schmerzen und Infektionen bei chronischen Verläufen. Eine milde Dermatitis beginnt typischerweise in den Fingerspitzen und den Gelenkregionen der Hände. Bei moderatem Verlauf kommt es zu Ausdehnungen bis zum Handrücken und den Fingern. In schweren Fällen kann die ganze Hand einschließlich der Handgelenke betroffen sein.
Was tun bei Verdacht?
Ein berufliches Handekzem kann lange Zeit unerkannt bleiben, da Symptome und Verlauf von Patient zu Patient sehr variabel sind. Bei dauerhaft trockenen, rissigen Händen, schuppigen Handflächen, entzündeten Fingern oder aufgeplatzten Fingerkuppen liegt der Verdacht auf ein Handekzem nahe. Betroffene sollten sich dann schnellstmöglich an einen Hautarzt wenden. Bestätigt sich der Verdacht, wird ein Hautarztverfahren eingeleitet, wobei der Dermatologe zu Behandlungsbeginn den für den Arbeitgeber zuständigen Unfallversicherungsträger (Berufsgenossenschaft) informiert. Wird die Hauterkrankung als Berufskrankheit anerkannt, übernehmen die Unfallversicherungsträger alle notwendigen Kosten für Medikamente, Verbandstoffe und weitere Heil- und Hilfsmittel. Verordnet werden dürfen dann sowohl rezeptpflichtige als auch freiverkäufliche Mittel. Die Verordnung erfolgt auf dem rosa Kassenrezeptformular, wo der Arzt anstelle der Krankenkasse die zuständige Berufsgenossenschaft einträgt. Zuzahlungen sind bei Rezepten zulasten der gesetzlichen Unfallversicherung nicht zu leisten.
Möglichkeiten der Prävention
Die Hauptoptionen, um ein berufsbedingtes Handekzem zu verringern, sind Schutzhandschuhe, Hautschutzsalben sowie – nach gründlicher Handreinigung – Feuchtigkeits- bzw. Aufbaucremes (siehe Tabelle). Zur Effektivität dieser Maßnahmen gibt es bisher nur wenige systematische Untersuchungen. Ein aktueller Cochrane-Review hatte daher das Ziel, die Wirksamkeit der präventiven Optionen beim irritativen Handekzem darzustellen. Das allergische Handekzem war nicht Gegenstand des Reviews. Ausgewählt wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), die die Effektivität von Hautschutzsalben, Feuchtigkeitscremes, Handschuhen und Anwendungsschulungen jeweils im Vergleich zu keiner Intervention, geprüft hatten. Primäre Endpunkte waren die Entwicklung von Symptomen eines Handekzems während der jeweiligen Studie sowie die Häufigkeit von Behandlungsabbrüchen aufgrund von Nebenwirkungen. Es wurden neun RCTs berücksichtigt, deren 2888 Teilnehmer im beruflichen Umfeld irritativen Substanzen ausgesetzt waren, aber zu Studienbeginn kein Handekzem hatten. Es handelte sich dabei um Arbeiter in der Metallbranche, in Druckereien und in der Farbindustrie, Schweinedarmreiniger in Schlachthäusern, Reinigungs- und Küchenkräfte, Auszubildende in Krankenpflege- und Friseurberufen sowie Krankenhausmitarbeitern. Die Studiendauer lag zwischen vier Wochen und drei Jahren. Das Alter der Teilnehmer betrug 16 bis 67 Jahre.
Produkt |
Hersteller |
Inhaltsstoffe (Auswahl) |
Besondere Eigenschaften/Ausgelobte Wirkung |
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Baktolan®Protect Salbe
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Paul Hartmann AG |
Paraffinum liquidum, gebleichtes Wachs, Lanolinum, Aluminiumchlorohydrat, Urea |
W/O-Emulsion; Schutz gegen wasserlösliche Stoffe (Lösungsmittel, Laugen, Seifen, Säuren, Flächen- und Instrumenten-Desinfektionsmittel auf Aldehydbasis) |
Baktolan® Protect+Pure
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Paul Hartmann AG |
Alkylbenzoat (C12-15), Bisabolol, Vaselinum flavum, Hamamelis virginiana-Wasser, Paraffinum subliquidum |
W/O/W-Emulsion; Schutz vor wasserlöslichen Schadstoffen;Wirkt unter Schutzhandschuhen okklusionsbedingten Irritationen entgegen |
Dualin® Creme
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Wiggenhauser Vertriebs GmbH |
Sheabutter, Hybridsonnenblumenöl, DL-alpha-Tocopherolacetat, gebleichtes Wachs |
Schutz sowohl vor nicht wasserlöslichen als auch wasserlöslichen Arbeitsstoffen. Inhaltsstoffe bilden wasserabstoßenden Film auf der Haut, spezieller Gelfilmbildner wirkt gegen nicht wasserlösliche Arbeitsstoffe |
Excipial® Protect Hautschutzcreme
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Galderma Laboratorium GmbH |
Dialuminiumchloridpentahydroxid, Glycerol, flüssiges Jojobawachs |
Schutz vor Seifen, Reinigungs- und Spülmitteln, Shampoos und wassermischbaren Kühlschmierstoffen im Haushalt, im Beruf und in der Industrie |
Lindesa®Hautschutzcreme
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Asid Bonz GmbH |
Allantoin, gebleichtes Wachs |
W/O-Emulsion; Schutz beim Umgang mit wässrigen Lösungen (Säuren, Laugen, Salzlösungen), Alkoholen, Bohremulsionen, Kühlmitteln sowie bei Arbeiten mit Zement und Kalk |
Luphenil® Hautschutz
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Lysoform |
Urea, Aluminiumchlorohydrat, Zinkstearat, gebleichtes Wachs, Panthenol |
Schutz gegen Irritationen bei Arbeiten mit Reinigungs- und Desinfektionsmitteln |
Produkt |
Hersteller |
Inhaltsstoffe (Auswahl) |
Besondere Eigenschaften/Ausgelobte Wirkung |
Physioderm®ProGlove Gel
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Wiggenhauser Vertriebs GmbH |
Hamamelis, Chitin, Bisabolol, Glycerol |
Schutz gegen die Auswirkungen der unerwünschten Hauterweichung beim Tragen von luftabschließenden Handschuhen (z. B. aus Kunststoff, Latex) |
Phyiosderm®Nutri Safe Creme
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Wiggenhauser Vertriebs GmbH |
Glycerolmonooleat, DL-alpha-Tocopherolacetat, gebleichtes Wachs |
Schutz vor wässrigen und wassermischbaren Arbeitsstoffen (Lebensmittel, Reinigungs- und Desinfektionsmittel, verdünnte Säuren, Laugen, Alkohole) |
Protexan® Sensitive Nature Creme
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Wiggenhauser Vertriebs GmbH |
Sheabutter, Perhydrosqualen, Reiskleie-Wachs, Gelbkraut-Extrakt, DL-alpha-Tocopherol |
Schutz vor wässrigen und wassermischbaren Arbeitsstoffen (wassergemischte Öle und Kühlschmierstoffe, verdünnte Säuren und Laugen, Alkohol, Spül- und Waschmittel, Desinfektionsmittel, Salze, Zement) |
Reamin® Protect Hautschutzcreme
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Dermatica Exclusiv Horst Spickermann GmbH |
Paraffinum liquidum, gebleichtes Wachs, Allantoin, Glycerol, Hamamelisblätter-Extrakt |
sehr gute Wirksamkeit gegen Detergenzien; Prävention der irritativen Kontaktdermatitis bei Friseuren; für Einsatz in nahrungsmittelverarbeitenden Betrieben geeignet |
Silicoderm-F®Hautschutz
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Bayer Vital GmbH |
Dimeticon, Sonnenblumenöl, Sorbitol |
Siliconfilm bietet Schutz gegen Flüssigkeiten (Wasser, wässrige Lösungen und Öle) sowie gegen Fette |
Stokoderm® Aqua Pure Hautschutz Creme
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Deb-STOKO Europe GmbH |
1,2-HexandioL, PEG-30 Dipolyhydroxystearat, PEG-40 Stearat |
W/O/W-Emulsion; schützende und regenerative Eigenschaften |
Travabon® Special Pure Hautschutzsalbe
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Deb-STOKO Europe GmbH |
Talkum, weißer Ton, Glycerol |
Schutz vor wasserunlöslichen Arbeitsstoffen (Mineralöle, nicht wassergemischte Metallbearbeitungsöle = „Schneidöle“;erleichtert die Hautreinigung bei Arbeiten mit Mehrkomponentenharzen (Epoxid-, Polyesterharze etc.) |
Evidenz wenig überzeugend
In vier Studien mit 999 Teilnehmern entwickelten 29% der Berufstätigen, die eine Hautschutzsalbe anwendeten, ein Handekzem, bei den Kontrollen waren es 33% (Risikoverhältnis [RR] 0,87; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,72 – 1,06). In drei Studien, in denen die Teilnehmer Feuchtigkeitscremes anwendeten (n = 507), entwickelten in der Interventionsgruppe 13% ein Handekzem, in der Kontrollgruppe 19% (RR 0,71; 95%-KI 0,46 – 1,09). Bei der Kombination von Hautschutzsalben und Feuchtigkeitscremes (2 Studien, n = 474) bildete sich in der Interventionsgruppe bei 8% der Teilnehmer ein Ekzem aus, in der Kontrollgruppe bei 13% (RR 0,68; 95%-KI 0,33 – 1,42). In drei Studien mit 1355 Teilnehmern, die an Schulungsmaßnahmen teilgenommen hatten, entwickelten in der Schulungsgruppe 21% ein Handekzem, 28% in der Kontrollgruppe (RR 0,76; 95%-KI 0,54 –1,08). Zur Evidenz von Schutzhandschuhen bei der Prävention des beruflichen Handekzems konnten keine Aussagen getroffen werden. Die Nebenwirkungsraten waren in den Studien gering. Nur wenige Beschäftigte, die Hautschutzsalben oder Feuchtigkeitscremes angewendet hatten, berichteten anschließend über Juckreiz oder Hautrötungen. Schwere unerwünschte Wirkungen wurden nicht beobachtet.
Nach Ansicht der Autoren des Reviews scheint die Wirkung einer ausschließlichen Anwendung von Hautschutzsalben gering und nicht klinisch relevant zu sein. Mit Feuchtigkeitcremes – allein oder in Kombination mit Hautschutzsalben angewendet – lässt sich vermutlich sowohl kurzfristig als auch langfristig ein klinisch relevanter Schutzeffekt erreichen. Die meisten Studien offenbarten eine beträchtliche Unkenntnis der Arbeiter zu Fragen des Hautschutzes. Mithilfe von Schulungen erscheint es möglich, solche Lücken zu schließen. Beispielsweise könnten Arbeiter im Rahmen derartiger Unterweisungen nicht nur zur Anwendung von Schutz- und Pflegesalben angehalten werden, sondern beispielsweise auch dazu, das Händewaschen nicht extensiv zu betreiben und auf der Arbeit keinen Schmuck zu tragen. Bezüglich der Effektivität solcher Schulungen gab es jedoch große Unterschiede zwischen den Studien. Deshalb sind sich die Autoren unsicher, ob sie eine geeignete Maßnahme zur Prävention des berufsbedingten Handekzems darstellen. |
Quelle
Bauer A et al. Interventions for preventing occupational irritant hand dermatitis. Cochrane Database Syst Rev 2018;4:CD004414
Diepgen TL et al. Cost of illness from occupational hand eczema in Germany. Contact Dermatitis. 2013;69(2):99-106
Chronisches Handekzem. Website der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e.V. www.dha-allergien.de; Abruf am 25. Juni 2018
Altmeyers Enzyklopädie 2018, Fachbereich Dermatologie. www.enzyklopaedie-dermatologie.de; Abruf am 25. Juni 2018
Brasch J et al. S1-Leitlinie Kontaktekzem. AWMF-Registernr. 013-055; Allergo J Int 2014;23(4):126-138
Fartasch M et al. Berufliche Hautmittel: Hautschutz, Hautpflege und Hautreinigung. AWMF-Register-Nr. 013-056, Dermatologie in Beruf und Umwelt 2015;63(2):47-74
Pittermann W, Munz O. Was bedeutet beruflicher Hautschutz? Homepage des Netzwerks hautapotheke.de der Gesellschaft für Dermopharmazie e.V., Stand November 2009, www.hautapotheke.de; Abruf am 25. Juni 2018
Arzneiversorgungsvertrag zwischn den Spitzenverbänden der Unfallversicherungsträger und dem Deutschen Apothekerverband e. V., in Kraft getreten am 1. Februar 2015; www.dguv.de, Abruf am 25. Juli 2018
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