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Aus den Ländern
Sozialpharmazie: Den Patienten im Fokus
International Social Pharmacy Workshop (ISPW) in Belgien
Was ist eigentlich Sozialpharmazie? In Deutschland ist diese Disziplin weitgehend unbekannt, einzig in Nordrhein-Westfalen gibt es eine Fachgruppe des Landeszentrums Gesundheit, die die Bezeichnung Sozialpharmazie trägt. International ist dieser Begriff, wenngleich nur ein kleiner Bereich der Pharmazie, deutlich bekannter. Es geht um den Umgang der Gesellschaft mit Arzneimitteln, die Einstellung, Erwartung und nicht zuletzt die Versorgung der Bevölkerung.
Die deutsche Beteiligung am Workshop war gering, aber vorhanden. Es wurden drei Poster aus Deutschland bzw. unter deutscher Beteiligung vorgestellt. Zwei beschäftigten sich mit der Erfassung der Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker und deren Einstellung zueinander (Dähne et al. und Weißenborn et al.), und ein Poster zeigte die Ergebnisse einer Befragung zur Beteiligung von öffentlichen Apotheken am Pharmakovigilanzsystem (Erzkamp et al.).
Eröffnet wurde das Programm durch einen Vortrag von Lucien Engelen (Niederlande), Leiter des Radboud REshape Center, welches das Ziel verfolgt, Technologie und Patientenzentrierung und Empowerment zu verknüpfen. Eindrücklich erklärte er, dass neue Techniken neue Optionen ermöglichen und diese auch genutzt werden. Daher sollten die Gesundheitsberufe sich aktiv einbringen, den Nutzen begreifen und die Sicherheit der Patienten fördern.
Zwei Welten: Westliche Medizin und traditionelle Heilmethoden
Pauline Norris (Neuseeland) wies auf die kulturellen Aspekte im Gesundheitsbereich hin. Oft ist eine starke Fokussierung auf die westliche Medizin zu beobachten, doch Patienten ergänzen und ersetzen diese durch traditionelle Behandlungen. Problematisch sind die fehlende Wahrnehmung dieses Verhaltens und die mangelnde Kommunikation darüber. Doch das Dilemma von Akzeptanz des Patienten mit seinen eigenen Vorstellungen und dem Gelernten, basierend auf der westlichen Medizin, lässt sich nicht einfach lösen. Ein Ansatz kann sein, den Patienten direkt nach seiner Einstellung zu der Therapie zu fragen.
Ausbaufähig: die Zusammenarbeit mit dem Patienten
Ein besonderer Schwerpunkt der wissenschaftlichen Beiträge lag auf der Erfassung der Perspektive von Patienten auf ihre medikamentöse Versorgung. Auch die Perspektive von Gesundheitsberufen auf die Rolle von Pharmazeuten wurde erfasst und diskutiert. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Patienten und eine umfassende Beratung wurden stets betont und gefordert, sind in den meisten Ländern aber noch ausbaufähig.
Wie also die Fähigkeiten der Pharmazeuten und somit die Zufriedenheit der Patienten und die Versorgung verbessern? Hierzu wurden gleich mehrere Workshops angeboten und Forschungsprojekte präsentiert. Ein vielversprechender Ansatz scheint die stärkere Praxisorientierung im Studium, also den Anteil der Pharmakotherapie zu erhöhen und die Kommunikationsfähigkeiten zu verbessern. Dies könnte auch in die Art der Prüfungen einfließen. So werden in einigen Ländern bereits jetzt OSCEs (Objective structured clinical examination) als Prüfungsmethode eingesetzt. Hierbei werden dem Prüfling standardisierte Fälle mit Schauspielern möglichst realitätsnah präsentiert, beispielsweise eine Erstverordnung eines Inhalators, eine allergische Reaktion auf einen Insektenstich oder ein Rezept über ein Statin, welches von der Vormedikation abweicht. Bewertet werden sowohl der fachliche Inhalt der Beratung als auch die kommunikativen Fähigkeiten.
Empowerment der Patienten stärken
Zusammenfassend ist zu sagen: Es bleibt viel zu tun. Die Sicht und die Erwartungen der Patienten sollten verstärkt in den Fokus gerückt werden, und die Pharmazeuten müssen sich auf diese einstellen, sowohl technologisch als auch durch die Stärkung ihrer Beratungskompetenz und somit zur Unterstützung des Empowerments von Patienten.
Die nächste Konferenz findet 2020 in Sydney, Australien, statt. |
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