Arzneimittel und Therapie

Celestamine bleibt Mangelware

Notfallmedikament weiterhin nicht lieferbar

Celestamine® enthält Betamethason und ist Bestandteil des Notfallsets zur Soforthilfe bei anaphylaktischen Reaktionen. Die seit Anfang des Jahres aufgetretenen Lieferschwierigkeiten halten an. So ist jüngsten Firmenauskünften zufolge das Antiallergikum erst wieder ab Mitte September zur Versorgung von Notfallpatienten erhältlich.

Zur Erinnerung: Am 19. Januar dieses Jahres wurde dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ein Lieferengpass für Celest­amine® N 0,5 liquidum (Hersteller MSD Sharp & Dohme GmbH) gemeldet. Als Grund hierfür nennt der Hersteller Produktionsstätten-bedingte Probleme, die durch eine länderübergreifende Cyberattacke im Sommer des vergangenen Jahres hervorgerufen wurden und bisher nicht gänzlich behoben werden konnten. Um die Versorgung von Notfallpatienten zur Akutbehandlung nach Bienen- und Wespenstichen bei Insektengiftallergie oder als Bestandteil des Notfallsets sicherzustellen, wurde eine Interims-Lösung gefunden: Der Vorrat an Celestamine® wurde kontingentiert und ein Bezug des Antiallergikums war unter bestimmten Voraussetzungen möglich. So forderte MSD im Frühjahr die Ärzte auf, per Fax die Notwendigkeit der Verordnung zu bestätigen („Hiermit bestätige ich mit meiner Unterschrift, dass das benötigte Celestamine® N 0,5 liquidum ausschließlich für die Indikation: Akutbehandlung nach Bienen- und Wespenstichen bei Insektengiftallergie oder als Bestandteil des Notfallsets zur Soforthilfe bei anaphylaktischen Reaktionen verwendet wird“). Seit Juli musste der Arzt die Indikation – „Insektengiftallergie“ bzw. „Bestandteil des Notfallsets zur Soforthilfe bei anaphylaktischen Reaktionen – auf dem Rezept vermerken. Das Arzneimittel konnte anschließend von der Apotheke (nach Unkenntlichmachen der Patientendaten) direkt bei MSD bestellt werden. Mitte Juli war dann vorübergehend eine Belieferung auch ohne Patientenbezug sowohl über die Pharmamall als auch über den Großhandel möglich. Etwa drei Wochen später (ab dem 7. August 2018) musste dann vor der Auftragserfassung das Rezept wieder übermittelt werden.

Alternative Notfalltherapien

1 ml Lösung Celestamine® N enthält 0,5 mg Betamethason. Das fluorierte Glucocorticoid, hat eine etwa 25-fach stärkere antientzündliche Wirkung als das natürliche Nebennierenrindenhormon Cortisol, die mineralocorticoide Wirkungskomponente fehlt fast vollkommen. Unmittelbar nach einem Stich soll der gesamte Inhalt einer Flasche Celestamine® N 0,5 liquidum (entsprechend 15 mg Betamethason) auf einmal eingenommen werden. Als alternative Notfallbehandlung nennt MSD

  • Infectocortikrupp® Zäpfchen (Prednisolon) (zugelassen zur Behandlung von allergischen Reaktionen vom Soforttyp)
  • Okrido® 6 mg/ml Lösung zum Einnehmen (Prednisolon) (zugelassen für schwere allergische und anaphylaktische Reaktionen, Asthma bronchiale)
  • eventuell kommt auch Infectodexakrupp® 2 mg/5 ml Saft (Dexameth­ason) (zugelassen für schweren akuten Asthmaanfall) als Alternative in Betracht

Lieferstopp bis September

Am 14. August 2018 teilte MSD mit, dass das Unternehmen ab dem 16. August 2018 kein Celestamine® N 0,5 liquidum mehr liefern kann. Der Hersteller sei bemüht, diese Lücke schnellstmöglich zu schließen, und rechne damit, dass die Versorgung von Notfallpatienten ab Mitte September (laut Eintrag in der BfArM-Liste „Gemeldete Lieferengpässe für Human­arzneimittel“ liegt ein Engpass bis November 2018 vor) wieder gewährleistet werden kann, so die derzeitige Auskunft von MSD. |

Quelle

Vorrübergehende Lieferunfähigkeit für Celest­amine® N 0,5 liquidum Presseinformation MSD vom 14. August 2018

Lieferengpass für Celestamine® N 0,5 liquidum. Pressemitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vom 6. Juli 2018, www.bfarm.de

Gemeldete Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe). Informationen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), http://lieferengpass.bfarm.de/ords/f?p=30274:2:609130577714::NO:::, Abruf 18. August 2018

Fachinformation Celestamine® N, Stand: Dezember 2017

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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