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Tierpharmazie

Ungefährdet im Grünen

Zecken und Flöhe können für Zwei- und Vierbeiner gefährlich werden

Zu den am weitesten verbreiteten Lästlingen in Deutschland gehören sicherlich Zecken und Flöhe. Während die Flöhe durch ihr massenhaftes Auftreten und den durch die Stiche verursachten Juckreiz zur Plage werden, steht bei den Zecken eine ganz andere Gefahr im Vordergrund. Sie können durch ihren Stich zahlreiche Krankheiten übertragen. Sowohl Zecken als auch Flöhe können Menschen und Tiere befallen. | Von Alexander Jaksche

Zecken

Zecken gehören zur Unterklasse der Spinnentiere (Acari), die ältesten Funde von Zecken sind über 100 Millionen Jahre alt. Durch ihre Mehrwirtigkeit, den Schutzpanzer aus Chitin und die Fähigkeit sehr lange Zeit ohne Blutmahlzeit zu überleben, haben sie die Jahrhunderte überdauert. Die in Deutschland vorkommenden Zeckenarten sind in Tabelle 1 dargestellt.

Die Zecke an sich und die von ihr aufgenommene Blutmenge sind für den Wirt nicht schädlich. Das Gefährliche an der Zecke sind die von ihr übertragenen Krankheiten, die sich in Tabelle 2 finden. Um diese Krankheiten zu vermeiden, ist es unerlässlich, den Zeckenstich zu verhindern, oder die Zecke frühzeitig abzutöten. Um die Bekämpfungsstrategien gegen Zecken zu verstehen, ist es sinnvoll sich deren Lebenszyklus anzuschauen.

Tab. 2: Krankheiten, die durch einen Zeckenstich übertragen werden können.
FSME
Borreliose
Babesiose
(Haupt-)Überträger
Schildzecke (Holzbock)
Schildzecke (Holzbock)
Auwaldzecke
Erreger
FSME-Virus
Borrelia-Bakterien
Babesia-Protozoen
Übertragung
sofort nach dem Stich
zwölf bis 24 Stunden nach dem Stich
48 bis 72 Stunden nach dem Stich
Erkrankung bei
Mensch
Mensch, Hund
Hund, sehr selten Mensch
Wie viele Zecken tragen den Erreger?
0,1 bis 4% in Endemiegebieten
10 bis 30%
unbekannt
Behandlung
keine
Antibiotika
Malariamittel, Chinin, Antibiotika
Impfung
für den Menschen
für Hunde
nicht in Deutschland

Zecken leben bevorzugt in Gräsern und Büschen bis zu 1,5 m Höhe. Dort lauern sie auf den Wirt, von dem sie durch Abstreifen aufgenommen werden. Die Ortung des Wirts erfolgt über das Hallersche Organ. Dabei handelt es sich um eine Grube am vordersten Beinpaar. Mit diesem Organ ist die Zecke in der Lage, chemische Verbindungen (Ammoniak, Buttersäure oder CO2), sowie Vibrationen und Temperaturveränderungen wahrzunehmen. Nachdem sich die Zecke eine dünne Hautstelle, die gut durchblutet ist, ausgesucht hat, beginnt sie mit der Blutaufnahme. Diese kann bei der adulten Zecke bis zu zehn Tage dauern. Die Zecke fällt dann vom Wirt ab und legt nach ca. zwei Monaten bis zu 3000 Eier. Aus diesen Eiern schlüpfen nach sechs Wochen die Larven, die sich nach einer erneuten Blutmahlzeit zur Nymphe häuten. Für jedes Entwicklungsstadium benötigt die Zecke nur einen Wirt, es findet in der Regel kein Wirtswechsel statt. Daher besteht keine Gefahr, sich direkt beim Haustier mit einer Zecke „anzustecken“. Jedoch sind gerade Hundebesitzer durch die längeren Spaziergänge beim Gassi-Gehen mehr gefährdet, als reine „Stubenhocker“. Beim Wunsch eines Tierhalters nach einem Zeckenabwehrmittel für den vierbeinigen Liebling sollte immer auch der menschliche Zeckenschutz mit angesprochen werden.

Zecken übertragen eine Vielzahl von Krankheitserregern. Es handelt sich hierbei um Bakterien, Viren, Protozoen, aber auch Fadenwürmer. Während die FSME und Borreliose Hund und Katze befallen kann, sind die Anaplasmose, Babesiose und Ehrlichiose reine Hundekrankheiten. Auch wenn Hunde und Katzen selten an von Zecken übertragenen Krankheiten erkranken, können sie doch zur Vermehrung infizierter Zecken beitragen. Eine infizierte Zecke kann bis zu 3000 infizierte Eier ablegen, aus denen wieder infizierte Zecken werden. Die Übertragung von Krankheiten durch die Zecke ist in jedem Entwicklungsstadium möglich. Menschen verwenden oft Repellenzien zum Auftragen oder imprägnierte Armbänder, für Tiere ist die Vielfalt der Zeckenbekämpfungsmittel weitaus größer.

Spot-ons sind bei der Zecken- und Flohbekämpfung bei Hund und Katze weit verbreitet. Die einfache Handhabung (in der Regel wird eine Pipette einmal pro Monat aufgetragen) machen sie zu einem sicheren und gut wirksamen Schutzmittel. Es gilt zu unterscheiden, ob es sich um repellierende und/oder acarizide Mittel handelt. Die ersteren vertreiben Zecken und Flöhe und verhindern ein Aufsitzen des Parasiten und damit den Stich. Acarizide Mittel töten Zecke und Floh innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach Erstkontakt ab und durchbrechen deren Vermehrungs­zyklus. Dabei kann es allerdings zum Stich und Festsaugen der Zecke kommen. Dem Tierhalter sollten im Beratungsgespräch folgende Hinweise gegeben werden: Falls Kleinkinder im Haushalt leben, sollten diese mindestens zwölf Stunden nach dem Auftragen keinen direkten Hautkontakt zum Tier haben. Falls der Vierbeiner nicht mit im Bett schläft, empfiehlt es sich daher, das Spot-on abends vor dem Schlafengehen aufzutragen. Die richtige Applikationsstelle ist die Haut (nicht das Fell) im Nackenbereich. Bei größeren Tieren kann es erforderlich sein, zusätzlich einen Teil der Flüssigkeit am Rutenansatz aufzutragen. Shampoonieren ist 48 Stunden vor und nach dem Auftragen tabu. Zum Auftragen eines Spot-ons sollten stets Handschuhe getragen werden. Die Pipette mit der Flüssigkeit im zusammengedrückten Zustand vom Tier entfernen, um ein Einsaugen von Flüssigkeit beim Loslassen zu verhindern. Der in apothekenpflichtigen Spot-ons häufigste Wirkstoff ist Fipronil (z. B. Frontline®) (s. Tab. 3). Es dient der Vorbeugung und der Bekämpfung des Befalls mit Flöhen, Zecken und Haarlingen bei Hund und Katze. Fipronil wirkt gegen Adulte, Larven und Nymphen der Zecke und tötet sie spätestens 48 Stunden nach Erstkontakt ab. Adulte Flöhe werden bereits nach 24 Stunden abgetötet. Eine Applikation alle vier Wochen (Zeckenschutz), bzw. acht Wochen (Flohschutz) ist ausreichend. Das Spot-on kann bei Hunden ab 2 kg Körpergewicht und bei Katzen ab zwölf Wochen eingesetzt werden. Fipronil ist auch als Spraylösung erhältlich, diese kann bereits bei Welpen (Hund und Katze) ab dem ersten Lebenstag eingesetzt werden. Es sollte nicht auf verletzte Hautareale aufgebracht werden. Nach (versehentlichem) Ablecken ist es nur gering systemisch bioverfügbar, es kann allerdings durch den bitteren Geschmack zu starkem Speicheln kommen. Diese Reaktion wird gelegentlich mit epileptischen Anfällen verwechselt. Mono-Präparate mit Fipronil sind apothekenpflichtig.

Tab. 3: Akarizide Präparate (Beispiele). Permethrin-haltige Produkte (außer Flumethrin) sind für Katzen toxisch und dürfen nicht bei ihnen angewendet werden [Quelle: Lauer Fischer Taxe, Stand 6. September 2018].
Wirkstoff
Handelsname (Beispiele)
für Tierart
Darreichungsform
Wirkdauer
Deltamethrin
Scalibor®
Hund
medizinisches Halsband
fünf bis sechs ­Monate
Flumethrin und Imidacloprid
Seresto®
Hund, Katze
medizinisches Halsband
acht Monate
Flumethrin und Propoxur
Kiltix®
Hund
medizinisches Halsband
bis zu sechs ­Monate
Permethrin
Exspot®
Hund
Lösung zum Auftropfen (Spot on)
zwei bis vier ­Wochen
Permethrin und Imidacloprid
Advantix®
Hund
Lösung zum Auftropfen (Spot on)
zwei bis vier ­Wochen
Permethrin und Indoxacarb
Activyl® Tick Plus
Hund
Lösung zum Auftropfen (Spot on)
drei bis fünf Wochen
Fipronil
Frontline®
Hund, Katze
Lösung zum Auftropfen (Spot on)
bis zu vier Wochen
Fluralaner
Bravecto®
Hund, Katze
Tabletten Lösung zum Auftropfen (Spot on)
acht bis zwölf Wochen
Imidaclopramid
Advantage®
Hund, Katze
Lösung zum Auftropfen (Spot on)
vier Wochen

Als nicht verschreibungspflichtige Produkte werden Spot-on-Präparate mit pflanzlichen Bestandteilen als Zecken- und/oder Flohschutzmittel angeboten. Die Inhaltsstoffe sind meist Geraniol, Niembaum-Extrakt, Nelkenblütenöl, Citronellaöl Lavandinöl oder Decansäure (z. B. Bogacare®, ZeckEx® SpotOn, Petvital® Novermin). Diese sollen durch ihren charakteristischen Geruch die Schädlinge abwehren oder bei Hautkontakt austrocknen.

Apothekenpflichtige Halsbänder, die vor Flöhen und Zecken schützen, enthalten oft Wirkstoffe aus der Gruppe der Pyrethroide. Sie wirken repellierend und abtötend und verhindern das Aufsitzen von Zecken und Flöhen. Flumethrin ist in den apothekenpflichtigen Halsbändern (z. B. Kiltix®,Seresto®) für Hunde und verschreibungspflichtigen (Seresto®) für Katzen erhältlich. Der Vorteil des Seresto®-Halsbandes besteht in der langen Wirksamkeit. Laut Hersteller schützt ein Halsband bereits 48 Stunden nach dem Anlegen und bis zu acht Monate vor Befall durch Zecken und Flöhe. Bei Tieren mit großflächigen Hautläsionen sollte Flumethrin nicht angewendet werden, da die Gefahr resorptiver Vergiftung besteht. Außerdem darf das Tier nach dem Anlegen des Halsbands nicht mit Menschen im gleichen Bett schlafen.

Deltamethrin (z. B. Scalibor®) als Wirkstoff von Halsbändern und Permethrin (z. B. Exspot®) als Wirkstoff von Spot-ons sind Pyrethroide, die ausschließlich beim Hund angewendet werden dürfen. Die Verwendung bei der Katze ist streng kontraindiziert, da Katzen ein Enzym zur Verstoffwechselung fehlt. Hunde oder Menschen, die mit Permethrin behandelt werden und mit Katzen in einem Haushalt leben, sollten direkten Kontakt in den ersten 24 Stunden nach dem Auftragen vermeiden. Typische Vergiftungssymptome durch Permethrin bei Katzen sind zentralnervöse Symptome wie Zittern, starker Speichelfluss, Krämpfe, Atemnot, aber auch Erbrechen, Durchfall sowie Fieber oder Untertemperatur. Spot-ons, die Pyrethroide enthalten, sind verschreibungspflichtig, beim Auftragen sollte der Tierhalter unbedingt Handschuhe tragen, da bei empfindlichen Personen lokale Parästhesien auftreten können.

Tabletten. Seit 2014 gibt es den Wirkstoff Fluralaner als Kautablette für Hunde (Bravecto®) und seit 2016 als Spot-on für Katzen. Es ist zugelassen zur Bekämpfung von Zecken und Flöhen. Die Wirkung von Fluralaner basiert auf der Abtötung der adulten Schädlinge während der Blutmahlzeit. Vorteilhaft ist die schnelle Wirkung, die bei Flöhen bereits nach acht Stunden, bei Zecken nach zwölf Stunden eintritt. Dadurch kann bei Flöhen die erste Eiablage, bei Zecken die Übertragung von Krankheiten verhindert werden. Auch die lange Schutzdauer, die bei Flöhen bis zu zwölf und bei Zecken acht Wochen beträgt, macht Fluralaner bei vielen Tierärzten zum Mittel der ersten Wahl. Leider häufen sich die Meldungen von Nebenwirkungen, daher hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in der Märzausgabe des Deutschen Tierärzteblatts 2015 einen Hinweis veröffentlicht: „In Deutschland und ebenso in an­deren EU-Mitgliedsländern sind seit Markteinführung Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen zu Bravecto® eingegangen, die über teilweise schwere neurologische Symptome wie z. B. Zittern, Ataxie, Krampfanfälle, Epilepsie berichten. Das BVL möchte in diesem Rahmen die Tierärzte darauf hinweisen, dass bei der Abgabe jedes Tierarzneimittels eine Beratung der Patientenbesitzer über mögliche Nebenwirkungen stattzufinden hat. Auch im Fall von Bravecto® sollte ... das individuelle Nutzen-Risiko-Verhältnis für das jeweilige Tier beachtet werden und bei möglichen Risikopatienten überlegt werden, ob ein anderes verfüg­bares Medikament geeigneter für dieses Tier ist ...“

Alternativen. Seit diesem Jahr gibt es für Hunde ein Tablettenpräparat, das einen Cistus-Extrakt enthält (Canina®Canizeck Plus). Der Cistus-Extrakt soll bewirken, dass der Hund für Zecken und Mücken unattraktiv ist. Der Grund hierfür könnte der hohe Polyphenol- und Harzgehalt sein (besonderer Geruch und abwehrende Wirkung durch Tannine). Die Wirkung soll nach drei bis vier Tagen eintreten, die Tabletten müssen während der ganzen Saison täglich gewichtsabhängig dosiert gegeben werden. Durch Studien belegt ist die Wirkung nicht. Gerade Hundebesitzer fragen immer wieder nach Bernsteinhalsbändern zum Schutz vor Flöhen und Zecken. Als Wirkmechanismus wird die elektrostatische Aufladung des Fells und der abwehrende Geruch der im Bernstein enthaltenen Öle postuliert. Wissenschaftliche Nachweise liegen bisher nicht vor. Andere Tierbesitzer schwören auf die Wirkung von Kokosöl (innerlich und/oder äußerlich verabreicht) oder verwenden Schwarzkümmelöl zum Einnehmen. Auch hier gibt es keine validen Studien, die die Wirksamkeit beweisen.

Flöhe

Flöhe sind Insekten, deren besonders kräftig ausgeprägtes drittes Beinpaar sie zu enormen Sprungleistungen befähigt. Die Nahrung der adulten Flöhe besteht aus dem Blut des Wirtes, die Larven ernähren sich vom Flohkot der Adulten, der aus dem Fell rieselt. Viele Flöhe sind nicht wirtsspezifisch, vor allem nach längerem Fasten. Bereits 24 Stunden nach der ersten Blutmahlzeit beginnen die adulten Flohweibchen mit der Eiablage. Sie können täglich 20 bis 30 Eier legen, im Laufe ihres Lebens bis zu 4000. Unter optimalen Bedingungen kann sich innerhalb von acht Wochen aus einem Anfangsbestand von vier Flöhen eine Population von 125.000 entwickeln. Die weißen und glattschaligen Eier rieseln aus dem Fell des Wirts und sind mit dem bloßen Auge gerade noch zu erkennen. Sie sind vor allem an Liegeplätzen der Tiere anzutreffen (Abb. 1). Nach vier bis zwölf Tagen schlüpfen daraus die Larven, die sich nach zwei weiteren Häutungen verpuppen. Die Puppenruhe dauert mindestens eine Woche, kann aber auch mehrere Monate betragen. Während des Puppenstadiums sind Flöhe nur sehr schwer abzutöten. Daher kann auch lange Zeit nach erfolgreicher Flohbekämpfung ein erneuter Befall auftreten. Flöhe können Krankheitserreger übertragen, durch ihren Speichel Allergien auslösen und Parasiten (Gurkenkernbandwurm) als Zwischenwirt dienen. In der Regel erfolgt die Übertragung von Flöhen durch direkten Kontakt mit befallenen Tieren. Aber auch aus Puppen frisch geschlüpfte Flöhe aus der Umgebung können das Wirtstier infizieren.

Abb. 1: Entwicklungszyklus eines Flohs Eine Flohpopulation besteht nur zu 5% aus adulten Flöhen, die sich am Tier befinden. 95% befinden sich als Eier, Larven oder Puppen in der Umgebung und sind auf dem Tier gar nicht zu sehen. Während ihres Lebens legen weibliche Flöhe einige hundert Eier, die mit bloßem Auge kaum erkennbar sind. Aus ihnen schlüpfen die Larven und verpuppen sich nach ca. zwei Wochen. Sie bilden aus dem Sekret der Speicheldrüse einen Kokon. Er ist meist von Staub bedeckt und kaum zu erkennen. Das Puppenstadium kann mehrere Monate dauern. Nähert sich ein Wirtstier oder ein Mensch der ruhenden Puppe, können die Erschütterungen des Bodens das Schlüpfen auslösen.

Anzeichen für den Flohbefall ist meist massiver Juckreiz (Pruritus). Im Fell der Tiere sind „Pfeffer und Salz“ erkennbar. Die Floheier werden als helle Krümel (Salz), der Flohkot als dunkle Krümel (Pfeffer) wahrgenommen. Der sogenannte Taschentuchtest gibt letzte Sicherheit. Dazu wird das befallene Tier mit einem Flohkamm gründlich ausgekämmt und der Kamm auf einem weißen Küchen- oder Taschentuch ausgeklopft. Verfärben sich die dunklen Krümel nach Zu­gabe von etwas Wasser und Zerdrücken nach braun-rot, hat man einen sicheren Anhaltspunkt für einen Flohbefall.

Die Bekämpfung des Flohbefalls erfolgt in vier Stufen und sollte so früh wie möglich beginnen. Mit der Bekämpfung der adulten Flohpopulation wird mit Shampoos, Puder oder Spot-on-Lösungen direkt am Tier begonnen. Danach sollte mit einem Spot-on-Präparat oder Halsband einem erneuten Befall vorgebeugt werden. Zwingend erforderlich ist die Behandlung der Umgebung des befallenen Tieres. Lediglich 5% der Flohpopulation sind als adulte Flöhe auf dem Wirtstier sichtbar, weitere 95% leben „unsichtbar“ in der Umgebung als Eier, Larven oder Puppen (s. Abb. 1). Zur Behandlung der Liege- und Fressplätze eignet sich ein Umgebungsspray und/oder man greift zu einem sogenannten Fogger. Dieser setzt ein Aerosol frei, welches im gesamten Raum die Floh­larven und Eier abtötet. Nach der Verwendung sollte gründlich gelüftet werden, die betroffenen und andere Tiere dürfen niemals in Kontakt mit diesen Substanzen kommen. Die Sicherheitshinweise der Packungsanweisung müssen genau beachtet werden. Es sollten nicht nur Decke und Körbchen behandelt werden, sondern auch an andere Liegeplätze z. B. im Auto oder an Fahrradkörbchen gedacht werden. Den vierten Teil der Behandlung bildet die Entwurmung mit einem Mittel gegen Bandwürmer, um dem Befall mit dem Gurkenkernbandwurm vorzubeugen.

Tiergesundheit als Nischenkompetenz

Die Tiergesundheit ist auch aus wirtschaftlicher Sicht ein interessanter Wachstumsmarkt. So ist allein die Anzahl der in deutschen Haushalten lebenden Katzen von 2012 bis 2016 von 8,2 auf 12,9 Millionen Tiere gestiegen. Im gleichen Zeitraum hat die Zahl der Hunde von 5,4 auf 7,9 Millionen zugenommen.

Wer sich auf Tiergesundheit spezialisieren möchte, sollte als Startsortiment zumindest Produkte zu folgenden Indikationen anbieten:

  • Mittel zur Prophylaxe und Behandlung von Floh- und Zeckenbefall
  • Therapeutika zur Behandlung von Magen-Darm-Problemen
  • Präparate zur Behandlung von Fellproblemen und zur Fellpflege

Spot-Ons gegen Flöhe enthalten meist Imidaclopramid (Advantage®), ein chemisches Insektizid aus der Gruppe der Neonicotinoide. Seine Anwendungsgebiete sind Vorbeugung und Behandlung des Befalls mit Flöhen und Haarlingen bei Hund und Katze. Es eignet sich bereits für die Anwendung bei Saugwelpen ab acht Wochen. Zur Behandlung des akuten Befalls genügt die einmalige Applikation als Spot-on mit 10 mg/kg, die Flöhe werden innerhalb von 24 Stunden abgetötet. Danach ist das Tier bis zu vier Wochen vor Neubefall geschützt.

Umgebungsbehandlung mit Fogger/Umgebungsspray. Fogger und Umgebungssprays enthalten oft Cyfluthrin und Pyriproxifen (Bolfo®). Cyflu­thrin tötet adulte Flöhe und Larven, Pyriproxifen unterbricht die Embryogenese und die Verpuppung. Außerdem wird das Schlüpfen der Insekten aus den Puppen verhindert. Die Schutzwirkung hält bis zu sechs Monate an. Das Nebenwirkungsprofil entspricht dem der anderen Pyrethroide. Da die meisten Sprays brennbare Substanzen enthalten, sollte bei der Anwendung keine Glut oder Flamme (Zigarette, Kerze) zugegen sein.

Bandwurminfektion nach Flohbefall

Durch Zerbeißen und/oder Abschlucken ganzer Flöhe ist eine Infektion mit Gurkenkernbandwürmern möglich. Daher sollte nach einem Flohbefall immer prophylaktisch eine Wurmkur durchgeführt werden. Für die Selbstmedikation gibt es keine apothekenpflichtigen Präparate, der Tierhalter ist daher auf den Gang zum Tierarzt oder auf pflanzliche Mittel angewiesen. |

Literatur

Chitimia-Dobler L, Rieß R, Kahl O, Wölfel S, Dobler G, Nava S, Estrada-Pena A. Ixodes inopinatus − Occurring also outside the Mediterranean region. Ticks and Tick-borne Diseases 2018;9(2):196-200

Daubenmerkel W. Tierkrankheiten und ihre Behandlung, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2002

Kaiser SE. Arzneitherapie bei Tieren 3. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 2016

Löscher W, Ungemach FR, Kroker R. Pharmakotherapie bei Haus- und Nutztieren. 8. Auflage, Enke Verlag Stuttgart 2010

Mehldorn H. Die Parasiten der Tiere. 7. Auflage, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 2012

Müller C. Was Apotheker über die Hyalomma-Zecke wissen müssen. Meldung vom 15. August 2018, www.deutsche-apotheker-zeitung.de

Schroll S. Handbuch Katzenkrankheiten. Cadmos Verlag, Schwarzenbek 2008

Wienrich V. Das große Buch der Hundekrankheiten. Müller-Rüschlikon Verlag, Stuttgart 2008

Autor

Alexander Jaksche 
Pharmaziestudium Goethe-Universität Frankfurt; seit 1999 Inhaber der Apotheke an der Mathildenhöhe, Darmstadt; seit 2011 Spezialisierung auf Tiergesundheit; seit 2013 Tätigkeit als Referent zum Thema „Tiergesundheit in der Apotheke“ u.a. für den Hessischen Apothekerverband und Landes-Apothekerverband Baden-Württemberg; 2017 Veröffentlichung des Buchs: „Vierbeinige Lieblinge in der Apotheke- 66 Fragen zu Hund und Katze“

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