Arzneimittel und Therapie

Eisenmangel durch Omeprazol und Co.

Bei Langzeiteinnahme den Hämoglobin-Wert kontrollieren

Eisenmangel ist eine der häufigsten Ursachen einer mikrozytären Anämie und global sehr verbreitet. Eine Langzeiteinnahme von Protonenpumpeninhibitoren (PPI) scheint das Risiko zu erhöhen.

Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit leiden an einer vor allem in Entwicklungsländern meist alimentär bedingten Eisenmangelanämie, die mit verminderter Leistungsfähigkeit, kognitiven Einschränkungen und einer erhöhten Mortalität einhergeht.

Neben einer alimentären Unterversorgung mit Eisen kommen Resorptionsstörungen als Ursache eines Defizits in Betracht. Während der Zusammenhang zwischen eingeschränkter Eisenresorption und verminderter Magensäureproduktion als Folge einer atrophischen Gastritis oder einer partiellen Gastrektomie bekannt ist, war bislang unklar, ob auch ein durch Protonenpumpenhemmer hervorgerufener Anstieg des Magen-pH-Werts mit dem Risiko eines Eisendefizits assoziiert ist.

In einer kürzlich publizierten Fall-Kontroll-Studie untersuchten die Autoren die Verordnungsdaten von fast 27.000 Erwachsenen, bei denen zwischen 2005 und 2016 erstmals ein Eisenmangel diagnostiziert wurde, und verglichen diese mit den Daten ebenso vieler Kontrollpersonen. Die Probanden wurden dabei eingeteilt in „PPI full users (PFU)“, denen über mindestens ein Jahr und bis mindestens 90 Tage vor dem Tag der Diagnosestellung kontinuierlich ein PPI verordnet worden war, „PPI limited users (PLU)“ mit mindestens einer Verschreibung vor der Erstdiagnose und „PPI non users (PNU)“ ohne PPI-Verordnung. Nach Adjustierung hinsichtlich Resorptionsstörungen anderer Ursache, Blutverlust, chronischen Erkrankungen und vegetarischer oder veganer Lebensweise wiesen die Probanden der PFU-Gruppe mit kontinuierlicher PPI-Verordnung gegenüber der PNU-Gruppe ohne PPI-Verordnung ein 3,6-fach höheres Risiko für die Entwicklung eines Eisenmangels auf; auch bei den Patienten mit nicht kon­tinuierlicher Einnahme eines PPI war das Risiko gegenüber dem Nichtgebrauch um 50% erhöht. Das Ausmaß der Risikoerhöhung hing dabei von der eingesetzten Dosis und der Therapiedauer ab.

Foto: onlooka - stock.adobe.com

Eisenpräparate richtig anwenden

Neben bekannten Risiken wie Vitamin-B12-Mangel oder Osteoporose kann unter einer Therapie mit PPI auch die Versorgung mit Eisen problematisch werden. Bei bestehender PPI-Indikation und ärztlich diagnostiziertem Eisenmangel muss Eisen konsequent supplementiert werden, bis das Defizit ausgeglichen ist. Folgende Hinweise können für die Beratung hilfreich sein:

  • Die Resorption von Eisen wird durch begleitende Nahrungsbestandteile beeinflusst. So erhöhen Vitamin C und (rotes) Fleisch die Bioverfügbarkeit, während sie durch Milchprodukte, Oxalate, Phytate (aus Getreide) und Polyphenole (aus Kaffee oder Tee) eher herabgesetzt wird.
  • Die Fachinformationen empfehlen häufig eine Nüchterneinnahme, um diese Einflüsse zu umgehen. Sollte der Patient jedoch über gastrointestinale Unverträglichkeiten klagen, ist eine Einnahme zum Essen dennoch sinnvoller als ein Therapieabbruch; die Resorptionsrate von Eisen hängt neben dem Einfluss von Nahrungsbestand­teilen auch entscheidend vom Füllungszustand der Eisenspeicher ab und steigt bei schlechter Versorgungslage an. Möglicherweise überwiegt dieser Mechanismus die Resorptionshemmung durch die Nahrung.
  • Die Einnahme von Fluorchinolonen, Tetrazyklinen, Bisphosphonaten sowie Arznei- oder Nahrungsergänzungsmitteln mit polyvalenten Kationen sollte dennoch mit mehrstündigem Abstand zur Eiseneinnahme erfolgen.
  • Im Falle des Schilddrüsenhormons Levothyroxin sind konstante Einnahme­bedingungen wichtiger als die strikte Einhaltung eines zeitlichen Abstands.
  • Eisenhaltige Präparate dürfen nicht gelutscht oder zerkaut werden, da dies zu Schwarzfärbungen der Zähne führen kann. Bei Schluckstörungen können Kapseln geöffnet und der Inhalt mit ausreichend Wasser heruntergespült werden.

Trotz der naturgemäßen Limitationen einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie unterstreichen diese Ergebnisse erneut die Notwendigkeit einer kritischen Nutzen-Risiko-Abwägung bei der Verschreibung von PPI, vor allem in der Langzeittherapie. Die Autoren schlagen weiterhin vor, bei indizierter längerfristiger PPI-Einnahme regelmäßig den Hämoglobin-Wert zu bestimmen und auf Anzeichen eines Eisenmangels zu achten. |

Quelle

Tran-Duy A et al. Use of proton pump inhibitors and risk of iron deficiency: a population-based case-control study. J Intern Med 2018; doi:10.1111/joim.12826

Apothekerin Dr. Julia Podlogar

Das könnte Sie auch interessieren

Die wichtigsten Empfehlungen auf einen Blick

Leitlinien-Update Eisenmangelanämie

Den Mangel erkennen und richtig behandeln

Zu wenig Eisen

Eisen nur noch zweimal täglich

Neues Dosierungsschema für Floradix

Assoziationsstudie liefert Hinweise auf Haupttodesursachen

PPI unter Verdacht

Wirksamkeit und Verträglichkeit

Eisen nur jeden zweiten Tag?

Hinweise auf erhöhtes Mortalitätsrisiko beflügeln die Diskussion

Gute PPI, schlechte PPI

Protonenpumpeninhibitoren scheinen virale Gastroenteritiden zu begünstigen

Mehr „Magen-Darm“ mit Säurehemmern

Kombination mit Glucocorticoiden ungünstig

PPI bei Rheumapatienten hinterfragen

Neue Empfehlungen für die Praxis

Wenn es an Eisen mangelt

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.