Parasitosen

Das wurmt mich!

Eine Infektion mit Faden- und Bandwürmern kann gefährlich werden

Von Karin Krämer | Andauernde Magen-Darm-Probleme, Heißhunger ohne Gewichtszunahme oder Appetitlosigkeit mit Unwohlsein können ungebetene Gäste als Ursache haben. Weltweit gehören Wurmerkrankungen zu den zehn häufigsten ansteckenden Krankheiten. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation sind mehr als eine Milliarde Menschen durch Spulwürmer infiziert, circa 800 Millionen mit Peitschenwürmern und knapp eine halbe Milliarde mit Madenwürmern. In Ländern mit guten hygienischen Verhältnissen tritt Wurmbefall seltener auf. Trotzdem kommen auch hier vor allem bei Kindern Wurminfektionen vor oder werden als Mitbringsel bei Urlaubsreisen in tropische oder subtropische Gegenden mitgebracht.

Die häufigsten Endoparasiten bei Mensch und Tier sind Würmer (Helminthen). Sie leben im Körper ihres Wirtes und beeinträchtigen diesen durch Nährstoffentzug und Gewebe- oder Organschädigung. Würmer halten sich meist im Darm des Endwirtes auf. Wurmleiden verlaufen oft über lange Zeit symptomlos, sollten aber behandelt werden, um Komplikationen und Spätfolgen zu vermeiden. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt bei einigen Wurmarten über Zwischenwirte, vor allem Haustiere wie Hunde und Katzen oder durch Nagetiere. Man spricht dann von einer Zoonose.

Würmer werden in die Gruppen der Faden- oder Rundwürmer (Nematoden), beispielsweise Madenwürmer, Spulwürmer, Peitschenwürmer und Trichinen, die Bandwürmer (Zestoden) und die Saugwürmer (Trematoden) eingeteilt. In Europa sind vor allem Maden-, seltener Spul- und Band­würmer oder Trichinen für Wurminfektionen des Menschen verantwortlich. Eine Diagnose sollte grundsätzlich durch den Arzt gestellt werden. Einzige Ausnahme sind wieder­holte Madenwurm-Infektionen, bei denen dem Patienten die Symptome bereits bekannt sind.

Foto: Alexandra Petschorina – stock.adobe.com
Durch Tierkot verschmutzte Spielplätze sind häufig die Quelle einer Wurminfektion bei Kindern.

Madenwürmer

Madenwürmer (Oxyuren oder Enterobien) gehören zu den Fadenwürmern (Abb. 1). Ein Befall mit Madenwürmern (Enterobius vermicularis, syn. Oxyuris vermicularis) wird Oxyuriasis oder Enterobiasis genannt. Diese Infektion ist die häufigste Wurmerkrankung in Deutschland. Der Mensch ist der einzige Wirt. Madenwürmer sind ca. 1 cm groß, haben wie alle Fadenwürmer einen runden Querschnitt und leben auf der Darmschleimhaut.

Foto: Science Photo Library/Gastrolab
Abb. 1: Ein Madenwurm im menschlichen Darm. Enterobius vermicularis wird fäkal-oral übertragen und ist weltweit verbreitet.

Lebenszyklus der Madenwürmer. Die Infektion erfolgt durch orale oder inhalative Aufnahme der Eier, die anschließend verschluckt werden. Im Dünndarm entwickeln sich aus den Eiern Larven und schließlich erwachsene Würmer. Das Weibchen legt vor allem nachts 5000 bis 15.000 Eier am Anus ab, die in vier bis sechs Stunden reifen und von dort auch in die Körperwäsche gelangen. Die Eier verursachen einen starken Juckreiz. Durch Kratzen am After gelangen sie auf die Hände und unter die Fingernägel des Wirtes und von dort zum einen wieder in den Mund (Autoinfektion) oder auf Gegenstände wie Bettwäsche, Spielzeug oder Türklinken, sodass sich weitere Personen infizieren können (Schmierinfektion).

Symptome. Das wichtigste Symptom ist starker vor allem nächtlicher Juckreiz am After. Es tritt häufiger Stuhldrang auf, Gewichtsabnahme und Magen-Darm-Beschwerden sind selten. Unbehandelt können an durch das Kratzen geschädigten Hautstellen im Analbereich Entzündungen oder Ekzeme entstehen, teilweise erfolgt sekundär eine bakterielle Infektion. Eine Madenwurm-Infektion ist zwar durch den Juckreiz sehr unangenehm, aber meistens harmlos.

Diagnose. Bei Verdacht durch das Symptom nächtlicher Juckreiz seitens des Arztes wird ein Klebestreifentest durchgeführt: Morgens wird ein durchsichtiger Klebestreifen in der Pofalte auf die Haut geklebt. Der Klebestreifen wird auf einem Objektträger fixiert und die Wurmeier werden mikroskopisch nachgewiesen. Ist der Test bei einem Familienmitglied positiv, sind wahrscheinlich auch alle anderen Personen im Haushalt betroffen. Im Stuhl sind Wurmeier nur selten nachweisbar, auch die Würmer sind selten im Stuhl zu finden.

Therapie.

Die Tabelle 1 „Antihelminthika“ gibt eine Übersicht über die zur Verfügung stehenden Wirkstoffe. Für die Therapie des Madenwurmbefalls zugelassene Wirkstoffe sind Mebendazol, Pyrantel und Pyrvinium.

Tab.: Antihelminthika Als Nebenwirkungen können bei allen Wirkstoffen Überempfindlichkeitsreaktionen, Magen-Darm-Beschwerden und Kopfschmerzen auftreten. Antihelminthika wirken nicht gegen Wurmeier, daher sollte zur Sicherheit die Behandlung nach 14 Tagen wiederholt werden. Eine dritte Anwendung nach weiteren zwei Wochen ist oft sinnvoll. [Lauer-Fischer-Taxe, Stand 25. Oktober 2018] rp: rezeptpflichtig, ap: apothekenpflichtig
Wirkstoff (Handelsname)
Indikation
Altersangabe, Anwendungs­hinweise und Dosierung
Hinweise, Nebenwirkungen (NW), Kontraindikationen (KI)
Albendazol (rp)
Eskazole® Tabletten
Echinokokkose
Trichinellose
ab sechs Jahren,
Dosierung je nach Wurmart,
zusammen mit fetthaltiger Nahrung einnehmen
NW: reversibler Haarausfall, erhöhte Leberwerte, Leukopenie
KI: Schwangerschaft (vermutlich reproduktionstoxisch, auf sichere Verhütung achten), Stillzeit, Nierenschäden
Mebendazol (rp)
Vermox® Tabletten
Infektion mit Maden-, Spul-, Peitschen- und Hakenwürmern
Trichinen und bei Taeniosen
ab zwei Jahren,
Madenwurmbefall: 100 mg Mebend­azol an drei Tagen hintereinander zusammen mit einer fetthaltigen Mahlzeit;
bei anderen Würmern ist eine andere Dosierung nötig
NW: bei hoher Dosierung oder langer Anwendung Agranulozytose, Glomerulonephritis
KI: Schwangerschaft (vermutlich mutagen, auf sichere Verhütung achten), Stillzeit, Leberschäden
Niclosamid (ap)
Yomesan® Kautabletten
Taeniosen;
Wirkung nur im Darm, keine Resorption, daher nicht bei Zystizerkose!
keine Altersbeschränkung, Einmalgabe nach dem Frühstück gut zerkaut oder als Brei,Dosierung nach Alter, nach ein bis zwei Stunden ein salinisches Abführmittel, z. B. Glaubersalz, Bittersalz, einnehmen, um reife Kettenglieder des Wurmes mit Eiern zu entfernen;
nicht mit Alkohol einnehmen
KI: Schwangerschaft und Stillzeit (in der Selbstmedikation)
Praziquantel (rp)
Cysticide® Tabletten
Schweinebandwurm-infektion im ZNS (Neurozystizerkose)
ab zwei Jahren, Dosierung abhängig von der Wurmart;
Einnahme nur stationär unter neurologischer Überwachung
NW: Müdigkeit, Schwindel, Verwirrtheit
Schwangerschaft: nur bei dringender Indikation (im Tierversuch reproduktionstoxisch)
Stillzeit: Milch verwerfen bis 24 Stunden nach Einnahme
Pyrantel (rp)
Helmex® Suspension zum Einnehmen, Kautabletten
Maden-, Spul- und Hakenwurmbefall
ab sechs Monaten;
Dosierung nach Gewicht, Einmalgabe, Tabletten gründlich zerkauen
Schwangerschaft: nur bei dringender Indikation (im Tierversuch reproduktionstoxisch)
Stillzeit: Milch verwerfen
KI: Leberschäden
Pyrvinium (ap)
Molevac® Suspension zum Einnehmen, Dragees
Pyrkon® 50 mg/5 ml Suspension zum Einnehmen
Befall mit Madenwürmern
Suspension ab einem Jahr, Dragees ab 3 Jahren
Dosierung nach Gewicht (1 Dragee pro 10 kg Körpergewicht, max. 400 mg Pyrvinium), Einmalgabe;
Achtung: Der Stuhl ist stark hellrot gefärbt! Wäsche kann dauerhafte Flecken bekommen!
KI: Leber- und Nierenschäden, entzündliche Darmerkrankungen,
Schwangerschaft und Stillzeit (in der Selbstmedikation)

Begleitende Maßnahmen bei Madenwürmern

  • strikte Hygiene, die Gefahr der Reinfektion ist sehr hoch!
  • Hände vor jedem Essen und nach jedem Stuhlgang gründlich waschen
  • Fingernägel kurz und sauber halten
  • Kleinkindern nachts Baumwollhandschuhe anziehen, damit Wurmeier beim versehentlichen Kratzen nicht unter die Nägel gelangen
  • täglich duschen und jeden Morgen den After gründlich reinigen
  • Analbereich nach jedem Stuhlgang sorgfältig und möglichst feucht reinigen
  • körpernahe Wäsche täglich wechseln und bei mindestens 60 °C waschen
  • Bettwäsche, Handtücher und Kuscheltiere zumindest am Morgen nach dem Behandlungstag wechseln und bei 60 °C waschen, besser öfter
  • Betten nicht ausschütteln, damit keine Eier in den Hausstaub geraten
  • regelmäßig staubsaugen, da die Eier im Hausstaub überleben können
  • Toiletten mit heißer Seifenlösung reinigen
  • Desinfektionsmittel sind wirkungslos!
  • die Hygienemaßnahmen gelten für die ganze Familie
  • Familienmitglieder und Spielkameraden als Infektionsquelle sicher ausschließen, ansonsten gleich mitbehandeln

Spulwürmer

Wie die Madenwürmer gehören die Spulwürmer (Askariden) zu den Fadenwürmern. Ein Befall wird als Askariasis bezeichnet und ist in Nordeuropa selten. In der Regel ist der Menschen-Spulwurm (Ascaris lumbricoides) die Infektionsursache, aber auch Spulwürmer von Haus- und Nutztieren können den Menschen als Fehlwirt befallen und sich in ihm einnisten. Spulwürmer ähneln Regenwürmern und sind rosa gefärbt. Männchen werden bis zu 25 cm, Weibchen bis 40 cm lang und bis zu 6 mm dick (Abb. 2).

Fotos: sinhyu – stock.adobe.com; Science Photo Library/Berrod, Thierry/Mona Lisa Production
Abb. 2: Ascaris lumbricoides Spulwürmer können bis 40 cm lang werden. Männchen erkennt man an ihrem meist eingerollten Schwanzende (links). Charakteristisch ist die dreilippige Mundöffnung (rechts, eingefärbte elektronenmikroskopische Aufnahme). Die Eier des Spulwurms sind extrem widerstandsfähig, sie können über vier Jahre infektiös bleiben.

Lebenszyklus des Spulwurms. Ein geschlechtsreifes Weibchen legt ca. 200.000 Eier pro Tag im Dünndarm, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Die Eier reifen außerhalb des Wirtes innerhalb von Tagen bis Wochen aus. Sie sind sehr widerstandsfähig und können in feuchter Erde jahrelang überleben. Trockenheit und Temperaturen über 40 °C töten sie ab. Die Eier gelangen vom Mund in den Dünndarm, dort schlüpfen die Larven. Anschließend wandern sie über die Blutbahn in Leber und Lunge, gelangen von dort in den Rachen und werden wieder verschluckt. Nach erneuter Ankunft im Dünndarm wachsen die Larven zu geschlechtsreifen Tieren heran.

Infektion. Die Ansteckung mit dem menschlichen Spulwurm erfolgt durch Schmierinfektion von mit menschlichen Fäkalien verunreinigten Gegenständen oder Nahrungsmitteln (zum Beispiel ungewaschenes Obst oder Gemüse) oder Trinkwasser und ist bei uns sehr selten.

Mit tierischen Spulwürmern kann man sich bei Kontakt mit infizierten Haustieren anstecken. Verunreinigter Spielplatz-Sand oder Erde und das Reinigen der Katzentoilette sind weitere Infektionsquellen.

Symptome. Häufig treten Unwohlsein, Bauchschmerzen und Appetitlosigkeit oder Heißhunger auf. Aufgrund der Wanderung der Larven durch die Lunge kommt es zu Husten, Fieber, Atembeschwerden und Asthma-ähnlichen Symptomen. Als Komplikationen können Darmverschluss, Blinddarmentzündung oder Gallenstau auftreten. Ein nur leichter Befall verläuft meist symptomlos.

Diagnose und Therapie.

Eine Infektion mit Spulwürmern kann durch mikroskopischen Nachweis der Eier im Stuhl oder durch eine Blutuntersuchung während der Phase der Larvenwanderung erfolgen. Für die Behandlung sind Mebendazol und Pyrantel zugelassen (Tab.).

Begleitende Maßnahmen bei Spulwurmbefall

  • Hygienemaßnahmen wie bei Madenwürmern, doch ist eine Autoinfektion selten, da die Eier erst reifen müssen, daher sind Handschuhe nachts nicht nötig
  • Gemüse, Salat, Kräuter und Obst gründlich waschen
  • Sandkasten vor der Verunreinigung durch Kot schützen
  • bei der Gartenarbeit oder Kontakt mit Erde oder dem Katzenklo Handschuhe tragen oder danach gründlich die Hände waschen
  • regelmäßige Entwurmung von Haustieren

Peitschenwürmer

Infektionen mit dem Menschen-Peitschenwurm (Trichuris trichuria) werden als Trichuriose bezeichnet und kommen in Deutschland praktisch nur als unerwünschte Mitbringsel von Reisen in warme Länder mit niedrigen hygienischen Standards vor. Die Würmer werden 3 bis 5 cm lang und haben eine fadenähnliche vordere Hälfte und ein dickeres Hinterende (Abb. 3).

Foto: tonaquatic – stock.adobe.com
Abb. 3: Trichuris trichuria Charakteristisch für den Peitschenbandwurm ist sein fadenförmiges Vorderende, das ca. zwei Drittel der Gesamtlänge des Wurmes ausmacht.

Lebenszyklus. Die Eier werden mit dem Stuhl ausgeschieden und reifen in der Umwelt heran. Über mit menschlichem Kot verunreinigtes Wasser oder Nahrungsmittel werden sie oral aufgenommen. Im Dünndarm schlüpfen die Larven. Sie wandern in den Dickdarm und verankern sich mit dem dünnen Vorderende in der Epithelschicht der Darmschleimhaut. Dort wachsen sie zu adulten Würmern heran. Das geschieht jedoch nur, wenn das Ei in seinen spezifischen Wirt gelangt ist. Beispielsweise kann der Maus-Peitschenwurm sich im Menschen nicht entwickeln. Erwachsene Würmer nehmen Blut aus der Darmschleimhaut auf und die Weibchen geben pro Tag 5000 bis 20.000 Eier in den Darm ab.

Symptome. Meist führt nur stärkerer Wurmbefall zu Beschwerden. Es treten Bauchkrämpfe und Durchfall auf, bei sehr starkem Befall kann es zu blutigen Darmentzündungen kommen. Gewichtsverlust und Anämie können die Folgen sein.

Diagnose und Therapie. Die Eier lassen sich mikroskopisch im Stuhl nachweisen. Zur Behandlung wird Mebendazol verwendet (Tab.).

Trichinen

Trichinen (Trichinellen) gehören ebenfalls zu den Nematoden. Männchen sind ca. 2 mm, Weibchen bis zu 3,5 mm groß. Einen Befall nennt man Trichinellose oder Trichinose. Diese weltweit verbreitete Erkrankung gehört zu den Zoonosen und ist meldepflichtig. In Deutschland treten nach Informationen des Robert Koch-Instituts durchschnittlich drei Infektionen pro Jahr auf. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Lebenszyklus. Trichinen-Larven kapseln sich in der Muskulatur fleischfressender Tiere (z. B. Schwein, Hund, Katze, Ratte) ein (sogenannte Muskeltrichine). Diese Kapseln verkalken schließlich, sodass die Larven bis zu 30 Jahre überleben können. Wird dieses Muskelfleisch von einem anderen Tier oder dem Menschen gegessen, entwickelt sich die Larve im Darm des Wirtes zur geschlechtsreifen Trichine (Darmtrichine). Nach der Befruchtung bohrt das Weibchen sein Hinterteil durch die Darmwand und setzt mehr als 1000 lebendgeborene Larven in den Blut- und Lymphkreislauf ab. Diese Larven gelangen so wieder in die Muskulatur. Bevorzugt wird die gut durchblutete Muskulatur von Zwerchfell, Nacken, Schultergürtel und Kauapparat befallen. Dadurch wird jeder Endwirt automatisch der Zwischenwirt für die nächste Generation.

Symptome. Die Symptome sind sehr vielfältig. Wenige Tage nach der Infektion beginnt die enterale Phase mit Durchfall und abdominellen Beschwerden. Nach etwa einer Wochen kommt es zu Muskelschmerzen und Muskelverhärtung, Schwellungen um die Augen, hohem Fieber, Sehstörungen, Schluck- und Atembeschwerden, trockenem Husten und Kopfschmerzen. Im weiteren Verlauf können sich eine Herzmuskelentzündung und Herzrhythmusstörungen, Lungenentzündung und Encephalitis anschließen, schließlich Sepsis, Kreislaufversagen, Koma und Krampfanfälle. Unbehandelt führt eine Trichinellose innerhalb von vier bis sechs Wochen zum Tod.

Prophylaxe. Seitdem die Trichinen-Untersuchung bei der Fleischbeschau am Schlachthof vor allem für Schweinefleisch und Wild verpflichtend ist, sind Infektionen in Deutschland sehr selten. Infektionen erfolgen häufig durch Verzehr von im Ausland von Privatleuten gekauftem Fleisch oder auch durch Fleisch eines im Inland privat geschlachteten Schweins. Wenn Fleisch auch im Inneren eine Minute auf mindestens 70 °C erhitzt wird, werden die Trichinen-Larven sicher abgetötet.

Diagnostik und Therapie. Eine Trichinellose wird ent­weder durch Antikörpernachweis oder histologische Untersuchung von Muskelbiopsie-Präparaten diagnostiziert. Zur Therapie werden Mebendazol und Albendazol eingesetzt (s. Tab.). Eine Trichinellose ist meldepflichtig!

Bandwürmer

Ein Befall mit Bandwürmern (Zestoden) ist in Deutschland sehr selten. Auch diese Infektion gehört zu den Zoonosen.

Körperbau und Lebenszyklus.

Der Körper dieser Würmer ähnelt einem flachen Band. Am Kopf besitzen Bandwürmer Haftorgane wie Saugnäpfe oder Hakenkränze, mit denen sie sich an der Darmwand ihres Wirtes anheften (Abb. 4). Der Körper besteht aus einzelnen Gliedern, die jeweils männliche und weibliche Geschlechtsorgane enthalten. Unterhalb des Kopfes werden neue Glieder nachgebildet. Am Ende des Wurmes lösen sich immer wieder Glieder (Proglottiden) ab, die sich bewegen können und reife Eier enthalten.

Foto: Science Photo Library/Gschmeissner, Steve
Abb. 4: Taenia solium Der Schweinebandwurm besitzt das für die Bandwürmer charakteristische Kopfstück mit vier Saugnäpfen und doppeltem Hakenkranz, mit dem er sich in der Darmwand verankert.

Die abgestoßenen Körperglieder mit den Eiern werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Die Eier werden von einem Zwischenwirt, der je nach Art des Bandwurms variiert, aufgenommen. In seinem Körper schlüpfen daraus Larven, die in Gewebe oder Organe eindringen und sich als Finnen festsetzen. Diese können bis zu 30 Jahre überleben. Durch Verzehr des Zwischenwirts gelangen die Finnen in den Darm des Endwirtes und entwickeln sich dort zu adulten Würmern.

Man unterscheidet zwischen den Taeniosen, einem Befall durch Rinder-, Schweine- und Fischbandwurm, und den Echinokokkosen, die durch den Fuchs- oder Hundebandwurm verursacht werden.

Entwurmung bei Haustieren

Hunde und Katzen sollten alle drei Monate entwurmt werden, da es bisher noch keine Mittel mit Langzeitwirkung gibt. Die Präparate sind rezeptpflichtig. Beispiele: Droncit® Spot-on, Tabletten (für Hunde und Katzen, Wirkstoff: Praziquantel), Banminth® Paste für Hunde/Paste für Katzen (Wirkstoff: Pyrantel), Drontal® Hund Tabletten (Wirkstoffkombination: Pyrantel, Praziquantel und Febantel), Drontal® Katze Tabletten (Wirkstoffkombination: Pyrantel und Praziquantel)

  • Wenn das Haustier gerne rohes Fleisch frisst oder unbeaufsichtigten Auslauf hat (eventuell Verzehr von Aas oder Kleintieren als mögliche Zwischenwirte) sollte alle vier bis sechs Wochen entwurmt werden.
  • Werden Flöhe (Zwischenwirt des Gurkenkern­bandwurms) festgestellt, sollte umgehend entwurmt werden.
  • Um die Einnahme zu erleichtern, gibt es inzwischen Tabletten mit einem angenehmen Geschmack für das Tier und die ersten Entwurmungsprodukte in der sogenannten Spot-on-Form zum Auftropfen. Die Tabletten können auch unter das Futter gemischt oder in ein Leckerli gesteckt werden.

Taeniosen

Bei Taeniosen ist der Mensch der reguläre Endwirt des jeweiligen Bandwurms. Die Würmer sind nach ihren Zwischenwirten benannt. Der Schweinebandwurm wird 3 bis 7 m lang und ungefähr 7 mm breit. Der Rinderbandwurm hat die gleiche Breite, wird aber bis zu zehn Meter lang. Der längste Endoparasit des Menschen ist der Fischbandwurm, der bis zu 20 m lang und 20 mm breit werden kann.

Infektion und Prophylaxe. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch Aufnahme der Finnen mit rohem Fleisch oder Fisch. Zur Vorbeugung sollten Fleisch und Fisch gut durchgegart werden. Die Kerntemperatur sollte mindestens eine Minute 70 °C betragen.

Symptome. Ein leichter Befall ist oft symptomlos oder hat unspezifische Symptome. Es treten Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit oder Heißhunger auf, ebenso Juckreiz in der Analgegend, Müdigkeit und Schwächegefühl. Komplikationen wie Blinddarm-, Gallenblasen- oder Bauchspeicheldrüsenentzündung sind selten, können aber eventuell lebensgefährlich sein. Bei Aufnahme der Eier des Schweinebandwurms (Mensch ist falscher Zwischenwirt) entwickeln sich im Darm Finnen, die in Organe (Muskulatur, Augen, Gehirn, subkutanes Bindegewebe) einwandern und dort verkalken (Zystizerkose).

Diagnose und Therapie. Bei Verdacht auf eine Taeniose wird der Stuhl mikroskopisch auf Wurmeier untersucht. Zur Behandlung zugelassen sind z. B. Mebendazol und Niclosamid (s. Tab.).

Echinokokkosen

Echinokokkosen werden durch Fuchs- und Hundebandwurm verursacht. Diese Bandwürmer sind winzig. Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) wird zwei bis vier Millimeter lang, seine Haupt- oder Endwirte sind Füchse, Hunde und selten Katzen. Der Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) erreicht vier bis sieben Millimeter Länge, sein Endwirt ist ausschließlich der Hund. Bei beiden Arten ist der Mensch ein Fehlzwischenwirt für die Larven, der eigentliche Zwischenwirt sind Nagetiere, Schafe oder andere Tiere, die die natürliche Nahrungsgrundlage der Endwirte bilden. Der Hundebandwurm verursacht die zystische Echinokokkose, der Fuchsbandwurm die alveoläre Echinokokkose. Hauptinfektionsgebiete für Letztere in Deutschland sind Bayern und Baden-Württemberg. Beide Erkrankungen sind meldepflichtig.

Infektion des Menschen. In Deutschland wurden dem Robert Koch-Institut 2016 70 Fälle von zystischer Echinokokkose gemeldet, die Infektionen durch den Hundebandwurm erfolgten überwiegend im Ausland. Dagegen steckten sich die 26 gemeldeten Fälle von alveolärer Echinokokkose fast ausschließlich in Deutschland an.

Der Mensch infiziert sich über die mit dem Kot des Endwirtes ausgeschiedenen Eier entweder über direkten Kontakt mit dem Tier, da die Eier im Fell kleben, durch Schmierinfektion sowie verunreinigte Erde oder Spielplatzsand. Eine Infektion durch die Aufnahme kontaminierter Nahrungsmittel ist für den Hundebandwurm möglich, beim Fuchsbandwurm noch nicht geklärt. Ein Ansteckungsrisiko von Mensch zu Mensch besteht nicht. Die Larven schlüpfen im Darm und wandern über die Pfortader zur Leber und in weitere Organe, vor allem Gehirn und Lunge.

Diagnose. Meist erst aufgrund von Leberschäden.

Symptome. Die Inkubationszeit beträgt beim Hundebandwurm mehrere Monate bis zu vielen Jahren, beim Fuchsbandwurm mindestens zehn Jahre. Bei der „benignen“ zystischen Echinokokkose bilden sich vor allem in der Leber (70%), aber auch in der Lunge (20%) Zysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume). Diese können lange symptomlos bleiben, spontane Remissionen ohne Therapie sind häufig. Wachstum der Zysten führt zu Bauchschmerzen. Komplikationen sind vor allem bakterielle Infektion der Zysten, Gallenschäden, allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock und Tumore.

Die alveoläre Echinokokkose ist die maligne Form dieser Erkrankungen: Die Larven des Fuchsbandwurms verursachen eine über viele Jahre unbemerkte Leberinfektion mit Bildung kleiner Bläschen (Alveolen). Schließlich entsteht ein alveolärer, schwammartiger Tumor. Es kann zum Befall weiterer Organe (Bauchfell, Lunge, Gehirn) kommen. Leberschäden bis zum Leberversagen, Atembeschwerden, neurologische Ausfälle und Krämpfe bei Befall des ZNS sind die Folge. Eine alveoläre Echinokokkose ist unbehandelt tödlich!

Prophylaxe einer Echinokokkose

  • regelmäßige Entwurmung von Haustieren
  • keine toten Füchse berühren
  • Gemüse, Salat, Beeren und Kräuter gründlich waschen
  • Sandkasten vor der Verunreinigung durch Kot schützen
  • bei der Gartenarbeit oder Kontakt mit Erde Handschuhe tragen oder danach gründlich die Hände waschen

Diagnostik und Therapie. In den Frühstadien ist eine Diagnose sehr schwierig. Bildgebende Verfahren werden zum Nachweis der Zysten und von Tumorgewebe eingesetzt. Eine weitere Methode ist die Bestimmung von Antikörpern.

Die Therapie sollte in spezialisierten Zentren erfolgen. Soweit bei Diagnose noch möglich, werden befallene Teile der Leber operativ entfernt. Außerdem erfolgt mehrere Jahre oder lebenslang eine Behandlung mit Albendazol (s. Tab.). Bei der zystischen Echinokokkose kann auch eine rein medikamentöse Therapie versucht werden. |

Literatur

Fachinformationen der genannten Fertigarzneimittel

Groß U. Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Thime Verlag, Stuttgart 2013

Infektionsepidemiologisches Jahrbuch der meldepflichtigen Erkrankungen 2016. Robert Koch-Institut (Hrsg.), Berlin 2017

Infektionsschutz und Infektionsepidemiologie. Fachwörter – Definitionen – Interpretationen, Robert Koch-Institut (Hrsg.), Berlin 2015

Mutschler E, Geisslinger G et al. Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie, der klinischen Pharmakologie und Toxikologie. 10. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgeselleschaft Stuttgart 2013

Ratgeber Echinokokkose, Robert Koch-Institut (Hrsg.), Stand 25. November 2005, www.rki.de

Ratgeber Trichinellose, Robert Koch-Institut (Hrsg.), Stand 3. April 2013, www.rki.de

Autorin

Dr. Karin Krämer studierte in München Pharmazie. Während und nach der Promotion in Medizingeschichte arbeitete sie in einer öffentlichen Apotheke. Sie unterrichtet an der Berufsfachschule für Pharmazeutisch-technische Assistenten in München Arzneimittelkunde, Botanik und Drogenkunde, Chemie und Gefahrstoffkunde.

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