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Erfolgreiche Vertragsarbeit und erfolglose Warnungen

Mitgliederversammlung des Apothekervereins Hamburg

HAMBURG (tmb) | Bei der Mitgliederversammlung des Hamburger Apothekervereins am 13. November mahnte der Vereinsvorsitzende Dr. Jörn Graue, die Apotheker sollten sich die Sicherung ihrer Strukturen nicht mit einem vergleichsweise geringen Geldbetrag abkaufen lassen. Neben den drängenden Fragen zum Rx-Versandverbot ging es auch um das Vertragsmanagement und die weitere Verbandsarbeit.

Graue äußerte sich ausführlich zu den jüngsten berufspolitischen Entwicklungen (siehe AZ 2018, Nr. 47, Seite 1). Er ist überzeugt, dass nur die Gleichpreisigkeit die optimale Versorgung sichere. Er kenne keinen besseren oder zumindest gleichwertigen Ansatz. Dienstleistungen würden das Problem nicht lösen. Graue mahnte: „Uns etwas Strukturelles durch pekuniär Geringwertiges abkaufen zu lassen, ist billig.“

Erfolgreiche Verträge

Dagegen wertete Graue das jüngste Engagement zur Digitalisierung positiv. Die Apotheken müssten ihren Beitrag leisten. Es sei folgerichtig, dass die ABDA an der Realisierung des E-Rezeptes arbeite. Als Erfolg vermeldete Graue zudem, es sei nach sechsjährigem Anlauf gelungen, den Deutschen Apothekerverband zur Kündigung der Hilfstaxe zu bewegen. Die zähen Verhandlungen würden ­jedoch noch bis zum Frühjahr andauern. Erfolgreich seien auch die Verträge über Grippeimpfstoffe für Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein, während die Versorgung anderswo mangelhaft sei.

Foto: DAZ/tmb
Dr. Jörn Graue sieht bei Securpharm noch nicht quantifizierbare Risiken.

Frühe Warnungen

Mit Blick auf die Ereig­nisse um Lunapharm erinnerte Graue daran, dass der Hamburger Apothekerverein schon 2009 ­einen einheit­lichen Vertriebsweg für Arzneimittel gefordert habe. Das Problem sei erkannt, konnte aber ­systembedingt nicht beseitigt werden, heiße es heute aus der Politik. Daraufhin strebe Minister Spahn vorerst eine Bundesverantwortung an. Beim Securpharm-System sieht Graue noch „etliche Imponderabilien“, insbesondere weil die Großhändler ihren Warenein- und -ausgang nicht über das System er­fassen müssen. Fragwürdig erscheine auch die Buchung von Gesamtgebinden in Krankenhäusern.

Weitere Retaxierungen

Vereinsgeschäftsführer Dr. Thomas Friedrich beklagte, dass die vor der Schiedsstelle erreichten Vereinbarungen mit den Krankenkassen im Alltag oft nicht berücksichtigt würden. Noch immer würden Formfehler retaxiert. „Nach der Schiedsstelle ist vor der Schiedsstelle“, folgerte Friedrich. Die Zahl der bearbeiteten Retaxationen steige ungebremst, erklärte Friedrich und berichtete zugleich über viele erfolgreiche Einsprüche durch den Verein. Die AOK Rheinland-Hamburg retaxiere besonders häufig Rezepturen und die BtM-Gebühr. Zur BtM-Gebühr bestünden widersprüchliche Auslegungen. Die Antwort könne dann nur eine Klage sein. Auch Friedrich betonte die erfolgreiche Versorgung mit Grippeimpfstoffen durch den in Hamburg geltenden Vertrag. An­gesichts der vorgesehenen gesetz­lichen Neuregelung auf Bundesebene stelle sich die Frage, wie die erfolgreiche Arbeit für die nächste Saison zu retten sei.

Beitrags- und Gebühren­ordnung geplant

Der Hamburger Apothekerverein plant außerdem eine Beitrags- und Gebührenordnung einzuführen. Darin sollen Kriterien für die Beitragsgestaltung und Gebühren für Leistungen an Nicht-Mitglieder festgelegt werden, erklärte Friedrich. Für die dazu notwendige Satzungs­änderung war die Versammlung nicht beschlussfähig. |

Zur Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Hamburg ­siehe auch den Bericht „Widerstand gegen ‚Plan B‘ formiert sich: Nordrhein und Hamburg fordern Festhalten am Rx-Versandverbot“ in der Apotheker Zeitung Nr. 47 vom 19. November 2018, Seite 1.

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