Thema Wechseljahre

„Therapie erleichtert Übergang!“

Priv.-Doz. Dr. med. Amadeus Hornemann, MPH, Oberarzt an der Universitätsfrauenklinik Mannheim, Belegarzt Ethianum Heidelberg

Bei vielen Frauen werden die Wechseljahre von Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gewichtsproblemen, Haarausfall etc. begleitet. Zur Linderung dieser Beschwerden haben noch im Jahr 2000 mehr als ein Drittel aller Frauen in Deutschland Hormonpräparate eingenommen. Heute wird eine Hormontherapie gezielter eingesetzt, und die betroffene Frau sollte eindeutige und belastende körperliche Auswirkungen des Estrogen-Mangels zeigen. Die Frauen mit mäßigen bis schweren Beschwerden durch Hitzewallungen bilden dabei die größte Gruppe mit Bedarf einer Hormontherapie.

Frauen, die vorzeitig in die Wechseljahre kommen (beispielsweise durch eine chirurgische Entfernung der Eierstöcke), benötigen auch ohne Beschwerden eine hormonelle Behandlung. Positive Effekte betreffen dabei nicht nur die Knochen­gesundheit (Vorbeugung bezüglich Osteoporose), sondern wurden auch unter anderem für das psychische Wohlbefinden, den Urogenitaltrakt, Sexualität und das Herz-Kreislauf-System nachgewiesen. Eine Substitution bei diesen Frauen wird mindestens bis zum 52. Lebensjahr (durchschnittlicher Beginn der Menopause) empfohlen.

Frauen unter 60 und Frauen, bei denen die letzte Regelblutung weniger als zehn Jahre her ist, haben die größten Vorteile durch eine Hormontherapie. In einer großen Studie wurde für diese Gruppe neben der Linderung klimakterischer Symptome kein negativer Einfluss auf die Sterblichkeit gesehen. Wird eine Hormontherapie mehr als zehn Jahre nach Beginn der Menopause begonnen oder ist die Patientin bereits älter als 60, ist der Vorteil geringer, und Nachteile können die Vorteile überwiegen.

Heute steht bei der Hormontherapie eine individualisierte Therapie im Vordergrund. Die einzelnen Symptome müssen berücksichtigt und ein passendes Präparat und eine adäquate Applikationsform (Tabletten, Pflaster, Creme etc.) gefunden werden. 2002 wurden die Daten einer großen Untersuchung veröffentlicht (WHI-Studie). Seither gilt: Die Dosierung einer Hormontherapie sollte auf die niedrigste effektive Dosis eingestellt werden, die die Symptome ausreichend reduziert und die Lebensqualität erhöht. Ein Alter, bei dem die Hormontherapie zwingend abzusetzen ist, ist nicht festgelegt. Eine Fortführung der Hormonersatztherapie über das 65. Lebensjahr hinaus muss allerdings vor dem Hintergrund des sich verändernden Risikos individuell mit den Frauen besprochen werden.

Auch wenn das Klimakterium „zum Leben dazugehört“, kann es dieses in vielen Fällen deutlich beeinträchtigen. So können Schlaf­losigkeit, immer wieder auftretende, massive Hitzewallungen etc. die Lebensqualität sehr stark mindern. Zahlreiche Studien belegen, dass eine gezielte hormonelle Unterstützung den Übergang in die Postmenopause erleichtern kann und die Vorteile der Therapie die Risiken in dieser Lebensphase bei fehlenden individuellen Risikofaktoren deutlich übersteigen.


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