Therapien im Gespräch

Ende ohne Schrecken

Wie man Antidepressiva richtig absetzt

rr | Antidepressiva gehören zu den am häufigsten verordneten Arzneimittelgruppen in Deutschland. Doch die Therapie muss nicht lebenslang erfolgen. Es gibt viele Gründe, aufzuhören, zum Beispiel mangelnde Response, Schwangerschaft, Non-Adhärenz, aber auch das Ende der Therapie. Absetz­nebenwirkungen beginnen meist zwei Tage nach Absetzen des Antidepressivums und betreffen etwa jeden fünften Patienten. Meist verschwinden die Symptome innerhalb von fünf bis acht Tagen, in seltenen Fällen können sie bis zu drei Wochen andauern. Die Symptome umfassen sechs unterschiedliche Bereiche: gastrointestinal (z. B. Erbrechen, Übelkeit), motorisch (Fatigue, Lethargie), somatisch (Schmerzen, Anorexie), sensorisch (Tinnitus, Taubheitsgefühle), psychisch (niedergedrückte Stimmung), neurologisch (Schwindel, Insomnie). Schuld ist vor allem ein Überschuss an postsynaptischen Rezeptoren bei plötzlich abfallender Serotonin-Konzentration.

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Antidepressiva sollten schrittweise (Dosisreduktion um 25% pro Woche) und unter Aufsicht eines Arztes abgesetzt werden. Er muss beurteilen, ob es sich bei einer akuten Verschlechterung des psychischen Befindens um eine Absetzerscheinung oder eine neue depressive Episode handelt.

Es sind praktisch alle Antidepressiva-Klassen betroffen. Das Risiko scheint für selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) aber höher zu sein, als für Inhibitoren der Monoaminooxidase (MAO-Hemmer) und Trizyklika. Die schwersten Absetznebenwirkungen wurden unter Venlafaxin beobachtet – sie machen sich bereits nach dem Auslassen einer Tagesdosis bemerkbar.

Doch es gibt auch zwei Kandidaten, bei denen keine Gefahr droht: Bei Agomelatin kommt es vermutlich wegen der fehlenden Wirkung auf die Serotonin-Wiederaufnahme nicht zu Absetznebenwirkungen, bei Fluoxetin wegen seiner langen Halbwertszeit. (DAZ 44, S. 40) |

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