Prisma

Schizophrenie und bipolare Störung haben gemeinsame Ursachen

Genetische Faktoren psychiatrischer Erkrankungen

cae | Die statistische Genetik leistet einen Beitrag zur Ätiologie von häufigen psychiatrischen Erkrankungen. Eine aktuelle Studie ging der Frage nach, ob es Überlappungen der genetischen Risikofaktoren für Autismus, Schizophrenie, Depression, bipolare Störung und Alkoholabhängigkeit gibt, und gab teils zustimmende, teils verneinende Antworten.
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Wenn sich hier ein Rädchen nicht so dreht, wie es soll, könnte die Ursache genetisch bedingt und somit vererblich sein.

Psychiatrische Krankheiten können sich in Familien häufen, weshalb schon früher aufgrund von Sippen- und Zwillingsforschung behauptet wurde, dass sie vererbt werden. Die moderne Molekulargenetik versucht seit einigen Jahren, durch Genom-weite Assoziationsstudien (GWAS) Besonderheiten in der Genexpression von Patienten mit der Ätiologie dieser Krankheiten in Verbindung zu bringen. Um möglichst viele genetische Daten statistisch auswerten zu können, haben sich Genetiker zu verschiedenen Arbeitsgruppen zusammengeschlossen. Eine der größte von ihnen, das „Psychiatric Genomics Consortium“, hat 2014 in einer Publikation dargelegt, dass 108 Gene das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken, beeinflussen, allerdings in einem eher bescheidenen Ausmaß, denn alle 108 Gene zusammen sollen nur etwa sieben Prozent des Risikos ausmachen.

Nun hat ein großes Autorenteam, das von Daniel Geschwind an der Universität von Kalifornien in Los Angeles geleitet wird, neben der Schizophrenie noch vier weitere psychiatrische Erkrankungen unter die statistisch-genetische Lupe genommen: Autismus, bipolare Störung, Depression und Alkoholabhängigkeit. Dafür hat es neun von 2005 bis 2014 publizierte Studien ausgewertet, die Erkenntnisse zur Genexpression im Gehirn anhand der postmortalen Gewebeproben von insgesamt 403 Patienten gewonnen hatten; zudem wurden die Daten mit denen von 293 gesunden Kontrollpersonen sowie 193 Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen verglichen.

Die Autoren wollten wissen, ob sich die genetischen Risikofaktoren der fünf Krankheiten teilweise überlappen, und fanden hier teils positive, teils negative Antworten. So steht die Alkoholabhängigkeit in keinem Zusammenhang mit den anderen vier Krankheiten, während frühere Zwillingsstudien auf eine Assoziation mit der Depression hingewiesen hatten. Nur wenige Überlappungen gibt es bei der bipolaren Störung mit der Depression, obwohl beide zu den affektiven Störungen zählen. Dagegen weist die bipolare Störung genetische Übereinstimmungen mit der Schizophrenie, die eine Psychose ist, und mit dem ebenfalls völlig andersartigen Autismus auf. Die veränderte Genexpression führt in allen drei Fällen zu Defiziten in der neuronalen Kommunikation, die anscheinend im Zusammenspiel mit anderen Faktoren zu ganz unterschiedlichen Krankheitsbildern führen. |

Quelle

Gandal MJ et al. Shared Molecular Neuropathology Across Major Psychiatric Disorders Parallels Polygenic Overlap. Science 2018;359(6376):693-697

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