Gesundheitspolitik

E-Rezept-Projekt startet in Hamburg

TK-Pilot startet klein – doch die Kasse hat bundesweite Ambitionen

BERLIN (bro) | Der Entwurf für das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung sieht vor, dass das E-Rezept im Jahr 2020 zur Verfügung stehen soll (siehe S. 3). In Hamburg geht es aber schneller: Hier startete am 1. Februar ein E-Rezept-Projekt, an dem die Techniker Krankenkasse (TK) beteiligt ist.

Laut TK soll das E-Rezept im Hamburger Stadtteil Wandsbek in den kommenden 18 Monaten getestet werden. Seit dem 1. Februar können sich Patienten für das Projekt einschreiben, die ersten E-Verordnungen sollen ab dem 1. März 2019 verschickt werden. Der Patient muss ausdrücklich einwilligen, dass er teilnehmen möchte. Ist das der Fall, signiert der Arzt die E-Verordnung über eine „eingerichtete Software-Erweiterung“ in seiner Arzt-Software, teilte die TK mit. In der Arzt-Software wird die Verordnung dann verschlüsselt und an eine Handy-App des Patienten geschickt. Neben der verschlüsselten Version soll der Patient allerdings auch ein Abbild der Verordnung in seine App laden können. Die App trägt den Namen „LifeTime“ und wird vom E-Health-Unternehmen connected-health.eu GmbH herausgegeben.

Ist das E-Rezept in die App geladen, kann der Patient in die Apotheke gehen. Dort soll er den in der App abgespeicherten QR-Code vorzeigen – die Apotheke scannt den Code und kann somit auf das Rezept zugreifen und das Arzneimittel abgeben.

Der Datenschutz ist den Projektpartnern zufolge gewährleistet. Die Daten würden Ende-zu-Ende-verschlüsselt und liegen bis zu ihrem Abruf durch die Apotheke in der Arztpraxis.

Projektpartner mit Zur-Rose-Beteiligung

Neben der TK und dem E-Health-Unternehmen Connected Health ist auch das Software-Dienstleistungszentrum König IDV beteiligt. In der Versandhandelsbranche ist die Firma bekannt: Für viele inländische und ausländische Versender wickelt König beispielsweise die Abrechnungen ab und bietet andere IT-Lösungen an. Interessant sind auch die Mehrheitsverhältnisse von König IDV: Dem Zur-Rose-Geschäftsbericht 2017 zufolge hält der DocMorris-Mutterkonzern die Hälfte der Anteile sowohl bei König IDV als auch bei König IT-Systems. Die TK wollte sich auf Nachfrage nicht weiter dazu äußern. Nur so viel erklärte ein Sprecher: „Die Firma König IDV stellt Softwarelösungen für Apotheken-Rechenzentren her und ist damit auch für uns ein guter Kooperationspartner zur Umsetzung des E-Rezepts.“

Im Hamburger E-Rezept-Projekt dürfte die Anzahl der Verordnungen zu Beginn nicht allzu groß sein, denn derzeit ist nur das Diabetes Zentrum in Wandsbek angeschlossen – nur dort tätige Ärzte können die E-Rezepte momentan erzeugen. Und auch bei den Apotheken ist es bislang nur die Adler-Apotheke, die die elektronischen Verordnungen entschlüsseln kann. Die von Heike Gnekow betriebene Apotheke ist eine der größten und bekanntesten Apotheken Hamburgs. Die TK teilte aber mit, dass das Projekt offen sei für weitere Leistungserbringer, die in Wandsbek stationiert sind.

Die TK plant, dass das E-Rezept nach Abschluss des Pilotprojektes Teil der elektronischen Gesundheitsakte „TK-Safe“ wird, perspektivisch solle es sogar bundesweit zur Verfügung stehen. Dass die TK ihr jetziges Projekt überhaupt durchführen darf – schließlich müssen Rezepte eigentlich nach wie vor in Papierform vorliegen –, begründet die Kasse mit den Selektivverträgen. Diese machen es einem Sprecher zufolge möglich, dass man solche Vorhaben teste. |

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