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Wirtschaft
Bargeld geht am schnellsten
Bundesbank-Studie untersucht Kosten verschiedener Zahlungsarten
Egal welche Zahlungsart der Kunde wählt: Es entstehen Kosten – und über deren Höhe wird immer wieder diskutiert. Mit ihrer nun vorgelegten Studie will die Deutsche Bundesbank einen soliden Beitrag zu dieser Diskussion leisten. Dazu wurde in 15 Einzelhandelsunternehmen aus sechs Branchen (Lebensmitteleinzelhandel, Drogerie, Bekleidungshandel, Möbelhandel, Bäckerei, Baumarkt) die Dauer von insgesamt 3125 Zahlvorgängen, d. h. der Zeitraum zwischen der Nennung des Betrags und dem Aushändigen des Kassenbons, gemessen. Zudem gaben 30 Einzelhändler Auskunft über ihre Kosten für Bar- und Kartenzahlungen. Da die Studie bereits 2017 durchgeführt wurde, spielen die sich vermehrt durchsetzenden kontaktlosen Zahlungsverfahren allerdings nur eine geringe Rolle.
Zusammengefasst liefert die Studie drei zentrale Erkenntnisse: Erstens, für das Bezahlen an der Kasse wird in drei von vier Fällen Bargeld genutzt. Die restlichen Zahlungen werden unbar beglichen. Zweitens, eine Kartenzahlung dauert im Schnitt rund 29 bzw. 39 Sekunden, je nachdem ob die Zahlung mit PIN oder Unterschrift erfolgt. Bargeldzahlungen kommen im Schnitt auf knapp 22 Sekunden. Und drittens, eine Zahlung mit Bargeld ist mit rund 24 Cent pro Transaktion am günstigsten.
Barzahlung dauert länger bei höheren Beträgen
Die Bezahldauer steigt bei allen Zahlungsmitteln mit zunehmender Betragshöhe. Besonders ausgeprägt ist dies bei Barzahlungen: Bei Kleinbeträgen unter zehn Euro dauert die Bezahlung im Schnitt weniger als 18 Sekunden, während Beträge zwischen 50 und 100 Euro schon über 32 Sekunden benötigen. Als Begründung hierfür führen die Autoren an, dass der Kunde kleinere Zahlbeträge mit höherer Wahrscheinlichkeit schon vorher kenne bzw. erahne und bei der Zahlung bereits auf die Betragshöhe vorbereitet sei. Zudem werde bei kleineren Beträgen in der Regel weniger Bargeld benötigt. Bei mittleren und höheren Beträgen dürften die Kunden hingegen zunächst die Endbetragshöhe abwarten und erst dann nach den passenden Scheinen und Münzen suchen. Hinzu komme, dass Kunden und Kassenkräfte bei höheren Beträgen zu einer genaueren Prüfung des Bezahlvorgangs neigen dürften.
Anders sieht es bei Bezahlung mit Karte und PIN-Angabe aus: Bei Kleinbeträgen unter zehn Euro dauert der Bezahlvorgang im Schnitt gut 23 Sekunden; bei Beträgen zwischen 50 und 100 Euro werden ähnlich wie bei Barzahlungen schon über 34 Sekunden benötigt. Bei mehr als 100 Euro ist eine Kartenzahlung mit PIN-Angabe mit gut 38 Sekunden signifikant schneller als die Barzahlung mit fast 56 Sekunden.
Über alle Zahlungsarten gilt: Je älter man wird, desto mehr Zeit benötigt man fürs Bezahlen. Während unter 18-Jährige rund zwölf Sekunden für die Barzahlung brauchen, dauert es bei den über 60-Jährigen doppelt so lang. Und die Bezahlung mit Karte und PIN wird von 18- bis 29-Jährigen in 27 Sekunden erledigt, die über 60-Jährigen benötigen 35 Sekunden.
Am teuersten sind Kreditkarten
Zur Berechnung der Kosten wurden die Zeiten für Kassiervorgang und Hintergrundtätigkeiten herangezogen, zudem die Aufwendungen für technische Hilfsmittel sowie für Bargeldver- und entsorgung. Bezogen auf einzelne Transaktionen stellt Bargeld mit knapp 24 Cent je Bezahlvorgang die kostengünstigste Zahlungsvariante dar. Girocard-Zahlungen folgen mit 33 Cent und SEPA-Lastschriftzahlungen mit 34 Cent. Kreditkartenzahlungen liegen mit rund einem Euro aufgrund der hohen Transaktionskosten deutlich darüber.
Umsatzbezogen sind Girocard-Zahlungen mit Abstand die günstigste Zahlungsvariante; diese Erkenntnis ist für die Apotheken jedoch nur begrenzt aussagekräftig, da bei GKV-Rezepten trotz eines hohen Umsatzes oft nur ein vergleichsweise geringer Betrag vom Kunden bezahlt wird.
Kontaktloses Zahlen reduziert die Kassierzeiten
Besonders interessant wird sein, wie sich die verschiedenen kontaktlosen Zahlungsarten, bei denen zum Teil keine Autorisierung mehr notwendig ist, durchsetzen werden. Kontaktlose Karte, Google Pay und Apple Pay dürften entscheidend dazu beitragen, dass die Bezahlzeiten kürzer werden, und möglicherweise auch bei kleineren Beträgen dem Bargeld zukünftig ernsthaft Konkurrenz machen.
Die vollständige Studie finden sie auf DAZ.online, indem Sie den Webcode E7MB9 in die Suchmaske eingeben. |
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