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Süd-Ost-Gefälle bei der Lohnlücke

Frauenberufe werden schlechter bezahlt

Von großen regionalen Unterschieden beim sogenannten Gender Pay Gap berichten Forscher vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI). Baden-Württemberg ist mit 22,7 Prozent Lohnabstand der negative Spitzenreiter, Brandenburg mit 14,9 Prozent das Bundesland mit der geringsten Lücke. Ein wichtiger Grund sind die unterschiedlichen Gehaltsstrukturen in Berufen mit hohem Frauenanteil wie dem Einzelhandel und Männerdomänen wie der Industrie.

Basis der Untersuchung von Yvonne Lott und Malte Lübke bildeten aktuelle Daten von über 300.000 Beschäftigten aus dem Online-Portal Lohnspiegel.de der Hans-Böckler-Stiftung.

21,0 Prozent beträgt die geschlechts­bedingte Lohnlücke bezogen auf das gesamte Bundesgebiet. Alle süddeutschen Bundesländer sowie auch Niedersachsen und Bremen liegen darüber. Und sämtliche ostdeutschen Bundesländer inklusive Berlin finden sich auf den Rängen mit den geringsten Abständen.

Foto: Feodora – stock.adobe.com

Grund 1: Technische Berufe besser bezahlt

Lott und Lübke führen das unter anderem darauf zurück, dass in typischen Männerberufen wie der Autoindustrie – die in Baden-Württemberg, Bayern, aber auch Niedersachsen stark vertreten ist – deutlich höhere Stundenlöhne gezahlt werden. Solche Industriebranchen mit hohem Männer­anteil seien im Osten nach der Wende aber weggebrochen.

Frauen und ­Erwerbseinkommen

Der Anteil an Frauen, die ihren Lebensunterhalt überwiegend aus eigener Berufstätigkeit bestreiten, hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Von 2007 bis 2017 stieg er in der Altersgruppe der 25- bis 54-Jährigen von 65 Prozent auf 72 Prozent. Bei den 55- bis 64-Jährigen erhöhte sich der Anteil sogar noch stärker von 36 auf 57 Prozent.

Grund 2: Teilzeit und Babypausen

Das ist jedoch nicht der alleinige Grund für das Dilemma. Denn auch in Berufen, in denen der Geschlechteranteil ausgeglichener ist, werden Frauen häufig mit geringeren Gehältern abgespeist. Beispiel Versicherungskaufleute: Weibliche Beschäftigte erhalten hier 21 Prozent weniger – bezogen auf eine 38-Stunde-Woche. Dies liegt laut Lott an niedrigeren Stundenlöhnen bei Teilzeitstellen sowie an familienbedingten Pausen in der Erwerbsbiografie. Und diese sind im Westen oft noch weiter verbreitet als in Ostdeutschland.

An die Politik richten die WSI-Forscher drei Forderungen: So bestehe immer noch Bedarf beim Ausbau der Kinderbetreuung. Außerdem sollten die Partnermonate beim Elterngeld ausgebaut werden, um Eltern zu motivieren, ihre familiären und beruflichen Aufgaben ausgeglichener aufzuteilen. Und last but not least steht das Ehegattensplitting in der Kritik.

ADEXA-Vorstand Tanja Kratt: „Auch die sozialen und Gesundheitsberufe – von Ausnahmen wie den Ärzten ab­gesehen – haben traditionell einen hohen Frauenanteil sowie viele Teilzeitstellen und ein niedriges Gehaltsniveau. Wer heute einen Apotheken­beruf ergreift, muss als Frau also sehr darauf achten, dass zumindest alle Tarifstandards eingehalten werden. Eine deutlich übertarifliche Bezahlung ist in vielen Regionen schon ein Muss. Um den eigenen Lebensunterhalt zu sichern und selbst fürs Alter vorzu­sorgen, kann man sich aber auch keine langen Zeiten mit niedrigen Stundenzahlen oder eine langjährige Familienpause leisten.“ |

Quelle

NN. Frauen oft in schlechter bezahlten Jobs. Böckler Impuls 2019;5:1, www.boeckler.de

sjo

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