Arzneimittel und Therapie

Männer, aufgepasst!

Erhöhtes Diabetesrisiko unter 5α-Reduktase-Hemmern

Statine, Corticoide oder Antihypertensiva – für eine Reihe von Wirkstoffgruppen konnte in Studien ein erhöhtes Risiko für einen Diabetes mellitus Typ 2 beobachtet werden. Die Ergebnisse zweier Kohorten­studien zeigen nun, dass auch die 5α-Reduktase-Hemmer zu den potenziell dia­betogen wirkenden Substanzen zählen und bei Männern mit benigner Prostatahyperplasie Vorsicht geboten ist.

Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) tritt häufig bei Männern mittleren bis höheren Alters auf. Bis zu 70% der über 70-Jährigen sind von einer gutartigen Vergrößerung der Vorsteherdrüse betroffen. Typische Beschwerden sind häufiges (Pollakisurie) und nächtliches (Nykturie) Wasserlassen (Stadium I), verbleibender Restharn (Stadium II) bis hin zu Harnverhalt und Nierenversagen (Stadium III). Reicht eine Therapie mit Alpha-Blockern (z. B. Tamsulosin) nicht aus oder ist die Prostata überdurchschnittlich groß, werden 5α-Reduktase-Inhibitoren wie Finasterid und Dutasterid eingesetzt. Diese verhindern die Umwandlung von Testosteron zu 5α-Dihydrotestosteron, das für das Prostatawachstum maßgeblich mitverantwortlich ist.

Aus bisherigen Untersuchungen gibt es Hinweise darauf, dass eine Dutasterid-Behandlung mit einer Insulin-Resistenz einhergehen und die Entstehung einer Fettleber begünstigen kann – für Finasterid wurde solch ein Zusammenhang bislang nicht beobachtet. In zwei unabhängigen, populationsbasierten Kohortenstudien sollte daher der Effekt der 5α-Reduktase-Hemmer auf die Entstehung eines Typ-2-Diabetes untersucht werden.

Zu diesem Zweck wurden zwei Datenbanken ausgewertet, die UK Clinical Practice Research Datalink (CPRD) sowie die Taiwanese National Health Insurance Research Database (NHIRD). In der CPRD-Kohorte wurden mehr als 55.000 Männer und in der NHIRD-Kohorte rund 92.000 Männer identifiziert, die entweder Dutasterid, Finasterid oder Tamsulosin zur Behandlung einer benignen Prostatahyperplasie erhalten hatten. Mithilfe eines Propensity-Score-Matchings wurden diese anhand verschiedener Kovariablen einander zugeordnet und über einen Zeitraum von elf Jahren verglichen.

In der CPRD-Kohorte waren beide 5α-Reduktase-Hemmer im Vergleich zu Tamsulosin mit einem erhöhten Risiko für einen Diabetes assoziiert – eine Behandlung mit Dutasterid erhöhte das Risiko um 32%, eine Behandlung mit Finasterid um 26%. Die Ergebnisse konnten in der NHIRD-Kohorte bestätigt werden: Hier wurde im Zusammenhang mit Dutasterid eine 34%ige, im Zusammenhang mit Finasterid eine 49%ige Risikoerhöhung im Vergleich zu Tamsulosin ermittelt.

Wie genau 5α-Reduktase-Hemmer das Diabetesrisiko erhöhen, ist unklar. Möglicherweise spielen veränderte Androgen- und Glucocorticoid-Spiegel eine Rolle. Aufgrund der Studienergebnisse empfehlen die Autoren, 5α-Reduktase-Inhibitoren bei Männern mit metabolischen Erkrankungen zurückhaltend einzusetzen. Zudem sollten die Blutzuckerwerte genau überwacht werden. |

Quelle

Li Wei et al. Incidence of type 2 diabetes mellitus in men receiving steroid 5α-reductase inhibitors: population based cohort study. BMJ 2019;365:l1204. doi: doi.org/10.1136/bmj.l1204

Apotheker Dr. Simko Sama

Das könnte Sie auch interessieren

Finasterid bei Alopezie kann vor allem für Jüngere psychische Folgen haben

Volles Haar, doch die Seele weint

Hilfe bei gutartigen Prostatabeschwerden

Damit es wieder läuft

… und natürlich auch Damen: Diese Themen sollten 2018 nicht an Ihnen vorbeigegangen sein

Sehr geehrte Herren …

Ein Vergleich von Minoxidil, Finasterid und Dutasterid bei androgenetischer Alopezie

Pharmakologisch gegen Haarausfall

Wirkstoff-Lexikon

Tamsulosin

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.