Arzneimittel und Therapie

Calcium für die Augen

Erhöhte Zufuhr ist mit geringerer Inzidenz altersabhängiger Makuladegeneration assoziiert

Ernährung zählt neben Genetik, Rauchverhalten und dem Lebensalter zu den Risikofaktoren für die altersabhängige Makuladegeneration (AMD). Diese ist in Industrie­nationen die Hauptursache für Erblin­dung. Nun konnte ein möglicher Zusammenhang zwischen einer hohen Calcium-Aufnahme und verschiedenen Formen der AMD festgestellt werden.

Die Assoziation wurde mittels retrospektiver Analyse aus den Daten der AREDS-Studie (Age-Related Eye Disease Study) evaluiert [1]. Die Studie wurde von 1992 bis 2001 in den USA als multizentrische, randomisierte klini­sche Studie an Teilnehmern mit und ohne altersabhängige Makuladegeneration (AMD) durchgeführt. Die AMD wird in frühe und späte Stadien eingeteilt, wobei Letztere in die trockene und feuchte Form unterteilt werden [2]. Im Frühstadium finden sich Ablagerungen, die unter anderem Calcium enthalten.

Insgesamt wurden die Daten von 4751 Studienteilnehmern ausgewertet. Ledig­lich 14,5% der Probanden supplementierten Calcium, davon war die Mehrheit weiblich und Nichtraucher. Die Teilnehmer im obersten Drittel der zusätzlichen Calcium-Aufnahme hatten ein niedrigeres Risiko dafür, eine feuchte AMD zu entwickeln, als diejenigen, die keine Nahrungsergänzungsmittel zu sich nahmen (Hazard Ratio [HR] 0,70; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,50 bis 0,97).

Foto: Science Photo Library/PHANIE/GARO
Der Bereich des schärfsten Sehens verschwimmt infolge der altersabhängigen Makuladegeneration – am Ende bleibt nur ein dunkler Fleck.

Im Hinblick auf die Calcium-Zufuhr mit der Nahrung konnten die untersten mit den obersten 20% der Teilnehmer verglichen werden. Hierbei zeigte sich bei hoher Calcium-Aufnahme ein niedrigeres Risiko für eine späte AMD (HR 0,73; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,59 bis 0,90) oder eine zentrale trocke­ne AMD (HR 0,64; 95%-KI 0,48 bis 0,86).

Ein schädlicher Effekt von Calcium in Bezug auf die AMD wurde nicht detektiert. Aus den Ergebnissen können jedoch lediglich weitere Hypothesen generiert und überprüft werden. Unbe­kannte Einflussfaktoren können nicht ausgeschlossen werden. So spiegelt die Assoziation möglicherweise einfach die grundsätzlichen Lebens­gewohnheiten der Probanden wider. |

Quelle

[1] Tisdale AK et al. Association of Dietary and Supplementary Calcium Intake With Age-Related Macular Degeneration. Age-Related Eye Disease Study Report 39. JAMA Ophthalmol 2019; doi: 10.1001/jamaophthalmol.2019.0292

[2] Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V., Deutsche Ophthalmologische Gesell­schaft e. V. Leitlinie Nr. 21 Altersabhängige Makuladegeneration AMD. Stand Oktober 2015; www.dog.org; Abruf am 17. April 2019

Apothekerin Jutta Hupfer

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