Arzneimittel und Therapie

Entzündungshemmer lassen hoffen

Vielversprechender Therapieansatz bei Depressionen

Entzündungsprozesse spielen möglicherweise eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Depressionen. Die Ergebnisse einer Metaanalyse legen nahe, dass antiinflammatorisch wirksame Substanzen depressive Symptome lindern können.

Die Ursachen und Mechanismen, die der Entwicklung depressiver Störungen zugrunde liegen, sind komplex und bis heute nur teilweise verstanden. Wachsende Evidenz deutet darauf hin, dass Entzündungsprozesse zur Entwicklung einer Depression beitragen. Aufbauend auf diesen Beobachtungen wurden in den letzten Jahren mehrere Studien zur Untersuchung antidepressiver Effekte von Entzündungshemmern durchgeführt. Im Rahmen einer Metaanalyse wurde die Evidenz aus 36 randomisierten kontrollierten Studien zusammengefasst. 13 Studien untersuchten die Wirksamkeit von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) – hauptsächlich Celecoxib –, neun Studien Cytokin-­Inhibitoren, sieben Studien Statine, drei Studien Minocyclin, zwei Studien Pioglitazon und zwei Studien Glucocorticoide. Insgesamt waren knapp 10.000 Patienten mit Depressionen oder depressiven Symptomen eingeschlossen.

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Entzündung als Ursache? Bei einem Teil der depressiven Patienten könnte ein inflam­matorisches Geschehen zugrunde liegen.

Die Ergebnisse der Metaanalyse zeigten einen überlegenen antidepressiven Effekt der antiinflammatorischen Mono­therapie im Vergleich zu Placebo. Die zusätzliche Gabe von Entzündungshemmern als Add-on zu klassischen Antidepressiva verbesserte die Symptome ebenfalls signifikant. Zudem war die Add-on-Therapie mit höheren Ansprech- und Remissionsraten verbunden. Besonders deutliche Effekte zeigten sich für die Arzneimittelgruppen der NSAR, Statine und Glucocorticoide. Keinerlei positive Auswirkungen fanden sich für Pioglitazon.

Unerwünschte Ereignisse (z. B. gastrointestinale oder kardiovaskuläre Komplikationen) waren unter den antiinflammatorischen Substanzen nicht häufiger als unter Placebo. Allerdings wurden nur in 19 der 36 Studien überhaupt Nebenwirkungen berichtet. Dass diese im Vergleich zur Placebo-Therapie nicht häufiger auftraten, könnte an der kurzen Studien­dauer von meist nur wenigen Wochen liegen.

Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass alle Studien mit einem hohen Risiko für Bias assoziiert waren. Daher sind die Aussagen der Metaanalyse mit einer hohen Unsicherheit behaftet. Zudem geben die Studienautoren zu bedenken, dass die Besserung der depressiven Symptome auch durch den Einfluss der antiinflammatorischen Substanzen auf soma­tische Begleiterkrankungen bedingt sein könnte. Dennoch könnten Entzündungshemmer eine vielversprechende Therapieoption für Patienten mit Depressionen darstellen. Größere und aussagekräftigere Studien sind jedoch erforderlich, um den klinischen Nutzen zu bestätigen. |

Quelle

Köhler-Forsberg O et al. Efficacy of anti-inflammatory treatment on major depressive disorder or depressive symptoms: meta-analysis of clinical trials. Acta Psychiatr Scand 2019;139:404-419

Apothekerin Leonie Naßwetter

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