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Aus den Ländern
Generationenwechsel beim AV Saarland
Susanne Koch löst Claudia Berger ab / Verjüngung des Vorstands
Zwölf Jahre lang war Claudia Berger Vorsitzende des Saarländischen Apothekervereins. Zeitweise engagierte sich die Apothekeninhaberin sogar auf höchster Ebene: 2013 hatte sie die Mitgliederversammlung des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) in den geschäftsführenden Vorstand gewählt. Berger war die einzige Frau im DAV-Vorstand, kandidierte Ende 2016 aber nicht mehr erneut. Seitdem besteht das Gremium wieder nur noch aus Männern.
Da sie vor sechs Wochen ihre Apotheke verkauft hat, musste sie satzungsgemäß aus dem Vorstand scheiden. Eine Nachfolgerin war schnell gefunden: Susanne Koch, Apothekerin und Inhaberin zweier Apotheken, wurde in der Vorstandssitzung am 10. April 2019 als Nachfolgerin Bergers ins Amt berufen. Die 34-Jährige hat vier Kinder und sammelte nach ihrem Pharmaziestudium in Saarbrücken zunächst Erfahrung in der pharmazeutischen Industrie. Nach einer Tätigkeit als Filialleiterin machte sie sich selbstständig und leitet nun die Glückauf Apotheke sowie die Süd-Apotheke in Saarbrücken-Dudweiler.
Bei der Mitgliederversammlung bedankte sich Koch im Rahmen der Mitgliederversammlung bei ihrer Vorgängerin: „Der Saarländische Apothekerverein ist immer ein verlässlicher Partner von Politik und Kostenträgern gewesen. Diese Konstante gilt es fortzuführen und weiterzuentwickeln.“ Im Hinblick auf das Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission und auf das Urteil des EuGH zur Nicht-Geltung der Rx-Arzneimittelpreisverordnung zeige sich, dass EU-Institutionen die Freiberuflichkeit immer mehr zugunsten von Kapitalgesellschaften zurückdrängen wollen. „Diesem Ansinnen gilt es entgegenzutreten“, machte Koch deutlich.
Für ihre Vorgängerin, Claudia Berger, war es ein emotionaler Abschied von einer langen Amtszeit (siehe auch Seite 87 "Ein großer Dank an Claudia Berger"). Seit 2007 leitete sie den Vorstand des Saarländischen Apothekervereins: „Rückblickend konnten wir viel bewegen, doch für die Apotheker waren es eigentlich immer turbulente Zeiten.“
In ihrer Abschiedsrede betonte Berger: „Die Digitalisierung stellt eine große Chance für die Apotheken vor Ort dar. Nur der Apotheke vor Ort kann es gelingen, Digitalisierung und Empathie zusammenzuführen. Jedes der beiden vorgenannten Elemente für sich alleine genommen ist dagegen zum Scheitern verurteilt.“ Deshalb sehe sie es mit großer Zuversicht, dass es im Apothekerverein mit der neuen Vorsitzenden Susanne Koch zu einer deutlichen Verjüngung käme. „Frau Koch könnte meine Tochter sein“, betonte sie augenzwinkernd.
DocMorris-Präzedenzfall im Saarland
Unmittelbar nach dem Amtsantritt Claudia Bergers 2007 kam es im Saarland zu einer für die ganze Apothekenlandschaft in Deutschland brenzligen Situation. DocMorris eröffnete in Saarbrücken die erste (und einzige) Fremdbesitzapotheke. Ermöglicht wurde dies durch einen Rechtsbruch des damaligen Gesundheitsministers und heutigen Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses Josef Hecken, gebilligt durch den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Verfassungsrichter Peter Müller. Das EuGH-Urteil von 2009 bestätigte das deutsche Apothekenfremdbesitzverbot und beendete damit diese systembedrohende Entwicklung.
Doch auch neben diesem Führungswechsel veränderte sich der Vorstand des Vereins: Apotheker Michael Pohl legte ebenfalls altersbedingt und satzungsgemäß das Amt nieder. Seine Marien-Apotheke in Bous hatte er an Stefan Behrens übergeben, der Susanne Koch als Stellvertreter vor allem bei den Verhandlungen mit den Krankenkassen unterstützen wird.
Neu in den Vorstand wurden gewählt: Andreas Gerlach, Inhaber zweier Apotheken und der Firma „approtime“, sowie Marc Paulus, Inhaber der Markt-Apotheke in Losheim. Beide waren zuvor schon im Beirat aktiv.
Carsten Wohlfeil, Geschäftsführer des Apothekervereins sowie der Apothekerkammer im Saarland, zeigte sich von der gestrigen Mitgliederversammlung dennoch enttäuscht. Anwesend waren nur 15 von 289 Mitgliedern. Damit gab es keine Beschlussfähigkeit. Doch auch im Hinblick auf die aktuelle politische Lage hätte sich Wohlfeil mehr Interesse und eine höhere Teilnehmerzahl gewünscht. In seinen Vorträgen beleuchtete er die Bedeutung der Freiberuflichkeit im europäischen Kontext und präsentierte die aktuellen Zahlen vom DAV-Wirtschaftsforum (s. DAZ 2019, Nr. 20, S. 60). |
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