Mission (im)possible
Ob Rauchen, Schnupfen oder Kauen: Alle Formen des Tabakkonsums führen langfristig zu gesundheitlichen Problemen. Die schädlichste Form ist bei Weitem die Inhalation der Tabak-Verbrennungsprodukte. Verglichen mit anderen derzeit diskutierten Luftschadstoffen ist Tabakrauch um Größenordnungen gefährlicher – mit dem entscheidenden Unterschied, dass Raucher ihn freiwillig inhalieren. Nur, wie frei ist ihr Wille? 59% der Raucher möchten ganz aufhören. Wissend um den langfristigen Gesundheitsschaden, unterliegen sie doch täglich der Verfügbarkeit des schnellen positiven Kicks. Ihr Verhalten ist ambivalent bis konträr. Aktuell rauchen in Deutschland 32% der Männer und 23% der Frauen, wesentlich mehr als in anderen westeuropäischen Ländern[1]. Jedes Jahr versuchen 20 bis 30% aller Raucher, es zu lassen; zwei von drei haben mindestens einen erfolglosen Rauchstoppversuch hinter sich. „Mehrere Aufhörversuche sind typischerweise notwendig, um es dauerhaft zu schaffen“, sagte Dr. Tobias Rüther, Leiter der Spezialambulanz für Tabakabhängigkeit am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, im Rahmen einer Fachtagung zur Tabakentwöhnung [2]. „Die wenigsten schaffen es aus eigener Kraft. Die Silvester-Methode (,Morgen höre ich auf‘) hat bei abhängigen Rauchern eine Erfolgsquote von höchstens 5% nach einem Jahr.“ Bei Krankenkassen und in der Politik gilt Rauchen immer noch als Lifestyle-Problem. Die fehlende Erstattungsfähigkeit professioneller Suchtbehandlung ist einer der Gründe, warum nur 12,5% der Rauchstoppversuche auf evidenzbasierten Entwöhnungsmethoden fußen [1]. Die Anbieter sind in der Praxis nur zu einem knappen Drittel Heilberufler; zu einem Drittel wirken Heilpraktiker, die restlichen treten als Lebensberater, Coach, spirituelle Heiler oder gar Magier auf – und finden ihr Publikum.