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Arzneimittel und Therapie
Neue Sartan-Verunreinigungen entdeckt
Valeramid und N,N-Dimethylvaleramid in mehreren Präparaten identifiziert
Fast ein Jahr ist es her, seit das Nitrosamin N-Nitrosodimethylamin (NDMA) erstmals in Valsartan-haltigen Arzneimitteln entdeckt wurde. Bis heute sind die Folgen der Valsartan-Krise zu spüren: Anhaltende Lieferprobleme, verunsicherte Patienten aber auch neue Regelungen im Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV). Außerdem haben die europäische Arzneimittelagentur (EMA) und die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) den Herstellern von Sartan-haltigen Arzneimitteln auferlegt, binnen zwei Jahren sicherzustellen, dass beim Herstellungsprozess keine Nitrosamine wie etwa NDMA oder N-Nitrosodiethylamin (NDEA) entstehen. Diese Behördenmaßnahmen gehen zwar in die richtige Richtung, doch es reicht nicht, sich analytisch auf Nitrosamine zu konzentrieren, finden die Pharmazeuten Prof. Dr. Fritz Sörgel (Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung, Nürnberg) und Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe (Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie, Universität Würzburg). Die Forschungsteams der beiden Wissenschaftler haben in Zusammenarbeit mit dem Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker neue Verunreinigungen in Sartan-haltigen Arzneimitteln gefunden, bei denen es sich nicht um Nitrosamine handelt, sondern um Valeramid (VLA) und N,N-Dimethylvaleramid (VLA-DIM). Konkret wurde VLA in acht Valsartan-Arzneimitteln, in drei Losartan-Präparaten sowie in einem Irbesartan-Produkt gefunden. Des Weiteren enthielten sieben Valsartan-Präparate die Verunreinigung VLA-DIM.
„Zwar ist nach aktueller Datenlage für diese beiden Stoffe nicht von schwerwiegenden Nebenwirkungen auszugehen, in eine Tablette gehören sie trotzdem nicht“, erklären Sörgel und Holzgrabe in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Das Auffinden weiterer Verunreinigungen weist aus Sicht der Forscher möglicherweise noch auf viel größere Probleme in der Herstellung von Arzneistoffen hin.
NDEA auch in Candesartan
Außerdem fanden die Forschungsteams von Sörgl und Holzgrabe mit ihrer empfindlichen Methode geringe Mengen des Nitrosamins NDEA in einem Candesartan-Generikum. Damit sind nun für alle vier Sartane mit Tetrazolring, also Valsartan, Candesartan, Losartan und Irbesartan Nitrosamin-Verunreinigen beschrieben. Der aktuelle NDEA-Fund von 0,027 ppm in dem untersuchten Candesartan-Präparat ist für die betroffenen Patienten jedoch kein Grund zur Sorge: Der von den Arzneimittelbehörden EMA und FDA festgesetzte Grenzwert für NDEA von 0,83 ppm wird nicht annähernd erreicht.
Für die Wissenschaftler steht allerdings fest: Der Arzneimittelherstellungsprozess muss generell einer strengeren und vor allem viel breiter angelegten Überprüfung unterzogen werden, denn es ist höchst unwahrscheinlich, dass nur Sartane von Verunreinigungen betroffen sind. Dies zeige auch, dass vor Kurzem in dem Antidiabetikum Pioglitazon NDMA gefunden wurde. |
Quelle
Presseerklärung von Prof. Dr. Fritz Sörgel, Nürnberg und Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, Würzburg vom 5. Juni 2019
Fritz Sörgel F et al. The contamination of valsartan and other sartans, Part 1: new findings. J Pharm Biomed Anal 2019;172:395-405
Scherf-Clavel O et al. The contamination of valsartan and other sartans, Part 2: Untargeted screening reveals contamination with amides additionally to known nitrosamine impurities. J Pharm Biomed Anal 2019;172:278-284
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